Was macht Qualität in der Erwachsenenbildung aus?

09.11.2019, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Das war die leitende Frage beim Tag der Weiterbildung des Bildungsnetzwerks Steiermark.
Die Tagung fand am Retzhof mit VertreterInnen der steirischen Erwachsenenbildung statt.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Ulrich Schneebauer, http://www.schneebauer.photos/
Am 22. Oktober lud das Bildungsnetzwerk Steiermark zum Tag der Weiterbildung im Bildungshaus Schloss Retzhof. Qualität in der Erwachsenenbildung bedeute, dass Lernende vertrauen und teilhaben können - so das Fazit der TeilnehmerInnen. Zur Frage, wie Erwachsenenbildung den digitalen Entwicklungen entgegentreten soll, gab es unterschiedliche Meinungen.

Qualität ist, wenn Lernende teilhaben und vertrauen

Rund zwei Jahrzehnte lang wurde Qualitätsmanagement in der Erwachsenenbildung ausgerollt und ist inzwischen zur Normalität geworden. Wie definieren Bildungsanbieter Qualität heute? Martin Bauer, Geschäftsführer der VHS Steiermark, beschrieb sie so: "Qualität ist, wenn Erwachsenenbildung Teilhabe am gelungenen Leben ermöglicht".

 

"Vertrauen" sagte der Institutsleiter des WIFI Steiermark, Martin Neubauer. Bildung habe demnach dann Qualität, wenn man dem Ergebnis vertrauen könne. Ähnlich sah das Anna Thaller, Leiterin des Bildungshauses St. Martin: "Vertrauen ist die Marke die uns trägt". Dabei hob sie auch den Wert einer Zertifizierung als vertrauensbildendes Element hervor, die Qualität in der Erwachsenenbildung bestätigt.

 

Dass der Aspekt der Partizipation eine zentrale Rolle bei der Qualität spiele, führte Martina Platterer vom Katholischen Bildungswerk ins Feld. "Die Menschen kommen nicht mehr als KonsumentInnen, sondern als GestalterInnen", sagte sie. Daher sei es wichtig, diesen Menschen Raum und Möglichkeit zu geben, auch bei der Bildung mitzugestalten.

 

Silvia Göhring von der Nonprofit-Organisation ISOP gab zu bedenken, dass man bei Qualität nicht nur darauf achten sollte, zu messen, wieviele Personen an einer Weiterbildung teilnehmen, sondern dass es auch wichtig sei, eben nach den "Qualitäten" zu schauen: Wer hat teilgenommen? Wer hat wo und woran teilgenommen? Das sind Fragen, die genauso eine Rolle spielen, wenn von Qualität die Rede ist, so Göhring.

Appell an die Politik: Erwachsenenbildung ist nicht nur Feuerwehr

Die Politik tue ihr möglichstet, trotzdem könne es Verbesserung geben, sagte Hannes Galter, Leiter der URANIA Steiermark: "Erwachsenenbildung ist in die Rolle der Feuerwehr hineingedrängt worden". Bildung werde immer wieder als Lösung für alle gesellschaftlichen Herausforderungen gesehen, wie z.B. für Integration von Flüchtlingen oder Arbeitslosen. Aus dieser Rolle gelte es herauszukommen. Anders sieht das Martin Neubauer vom WIFI Steiermark "Wir können die Probleme schon lösen". Was es dafür aber brauche, sei Geld. "Wir leben in einer Gesellschaft, die sich schwer tut, Bildung in ihrem Wert zu bezahlen. Es ist eine Schande, wie viel wir unseren SprachlehrerInnen bezahlen". Ein Nicken ging durch die Runde.

 

Ausreichend Zeit für qualitative Arbeit wünschte sich Göhring: "Wer täglich mit schwierigen Herausforderungen zu tun hat braucht Zeit, um qualitativ vor- und nachbereiten zu können." Auch Zeit und Raum für kritische Fragen müsse es geben. Erwachsenenbildung müsse zudem auf Augenhöhe mit den Schulen gestellt werden und gleichwertige Entwicklungsmöglichkeiten bekommen. Man müsse weg von dem Bild "die kleine Schwester der Fachhochschulen" zu sein, so Göhring.

Digitalisierung: Erwachsenenbildung zwischen Entschleunigung und Eventmanagement

In weiterer Folge diskutierten die Podiumsgäste die Entwicklung der Digitalisierung und wie die Erwachsenenbildung damit umgehen soll.

 

Neubauer meinte, man müsse als Bildungsanbieter die Menschen in den Präsenzworkshops und -seminaren begeistern. "Wenn wir es dort nicht schaffen, uns zu profilieren, dann haben wir keine Chance", so Neubauer. Er bezog sich dabei auf die zunehmende Online-Bildung, die bevorzugt würde, wenn ein Begeistern in Präsenz nicht klappt. Dann würden bis auf drei große Bildungsanbieter keine mehr übrig bleiben. Hannes Galter (URANIA Steiermark) sah das anders: "Aufgabe der Erwachsenenbildung ist es, zu entschleunigen, nicht in einzelnen Events zu denken". Dies sei auch der Vorteil gegenüber den Online-Angeboten: "Das soziale Element ist der Kernaspekt der Erwachsenenbildung".

 

Bauer brachte noch einen weiteren Aspekt ein: Die Arbeit der Erwachsenenbildung ändere sich, dadurch, dass die Leute viel arbeiten und vermehrt in die Städte ziehen. Die Leute würden dadurch vor allem morgens und abends zum Kurs in die Volkshochschule kommen. Auch Fragen wie "Ich muss arbeiten, wie kann ich meinen Yogakurs nachholen?" werden häufiger. "Der Druck Richtung Digitalisierung ist hoch", so Bauer.

 

Was ErwachsenenbildnerInnen brauchen, um den Umgang mit der Digitalisierung zu unterstützen, war auch Thema in einem Workshop mit Heinz Wittenbrink (FH Joanneum). Die Teilnehmenden äußerten dabei zahlreiche Fragen rund ums Bildungsmarketing: Wie kann man die Zielgruppe mit den eigenen Angeboten und Bildungsinhalten online erreichen? Der Umgang mit digitalen Werkzeugen und den damit verbundenen User-Policies bildeten den zweiten großen Themenkreis. Hier war für die TeilnehmerInnen u.a. interessant, wie man Webinare gut gestalten kann. Wittenbrink hielt die Anliegen fest und leitete mögliche Bildungsinhalte für ErwachsenenbildnerInnen ab.

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