Offene Methode der Koordinierung (OMK) in der EU-Bildungspolitik

Mit Beiträgen von Birgit Aschemann, Rainer Schabereiter und Sylvia Amann. Redaktion: CONEDU | CC BY 4.0 Aschemann 2016/2018, Schabereiter 2022

Die Offene Methode der Koordinierung (OMK) ist eine Methode der Zusammenarbeit auf EU-Ebene. 

Wie die OMK funktioniert

Die EU hat die OMK im Rahmen der Definition der strategischen Zielsetzungen der Europäischen Union für 2010 implementiert. Sie ist das zentrale Instrument im Rahmen der Umsetzung der europäischen Ziele im Bildungsbereich, in dem die EU-Organe keine rechtlich verbindliche Gestaltungskompetenz haben. Dabei erhalten die Mitgliedsstaaten zentral formulierte Zielvorgaben, sogenannte Benchmarks, die über jährliche Berichte (Monitoring) miteinander verglichen und durch Best -Practices verbessert werden sollen. Bildungspolicies der Mitgliedsländer werden mit diesem Instrument zum Teil harmonisiert, während die Zuständigkeiten von Union und Mitgliedsstaaten gewahrt bleiben. Die OMK setzt dabei auf die freiwillige Kooperation der EU-Mitgliedsstaaten.

Grundsätze der Offenen Methode der Koordinierung (OMK)

2001 hat sich die Europäische Kommission im Weißbuch "Europäisches Regieren" dazu verpflichtet, zu einer verstärkten Kultur der Konsultation und des Dialogs in der EU beizutragen. Im Weißbuch sind fünf einander ergänzende Grundsätze formuliert, auf denen gutes Regieren basiert, das auch den EuropäerInnen gemeinschaftliche Institutionen näherbringt:

  • Offenheit: Die Organe sollten mehr Gewicht auf Transparenz und Vermittlung ihrer Entscheidungen legen.
  • Partizipation: Die Bürger müssen systematischer in die Gestaltung und Umsetzung der Politik einbezogen werden.
  • Verantwortlichkeit: Die Rollenverteilung im Entscheidungsprozess muss klarer sein. Jeder Akteur muss die Verantwortung für die ihm zukommende Rolle übernehmen.
  • Effektivität: Die Entscheidungen müssen auf der richtigen Ebene und zum richtigen Zeitpunkt getroffen werden und die geforderten Ergebnisse zeitigen.
  • Kohärenz: Das politische Handeln der Union ist äußerst vielfältig und erfordert ein verstärktes Bemühen um Kohärenz." (Europäische Kommission 2001)

Grundbausteine der Offenen Methode der Koordinierung (OMK)

Die Offene Methode der Koordninierung umfasst drei grundlegende Aufgabenbereiche:

  • Gemeinsame Ziele identifizieren und festlegen: Die Ziele werden auf EU-Ebene im Ministerrat beschlossen und sind für die Staaten im Sinne einer politischen Selbstverpflichtung wirksam; sie umfassen auch Indikatoren und Benchmarks, die laufend angepasst werden.
  • EU-Ziele auf nationaler Ebene umsetzen: Die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele werden auf einzelstaatliche Ebene heruntergebrochen und definiert.
  • Monitoring durchführen: Ob und wie die einzelnen Mitgliedstaaten die gemeinsamen Ziele erreicht haben, untersucht die Kommission über Monitoring. Dieses beruht auf einer politischen Selbstverpflichtung. Dazu veröffentlicht die Kommission jährliche Fortschrittsberichte und Analysen auf Basis von nationalen Informationen (Education and Training Monitor).

Monitoring und Benchmarks in der EU-Bildungspolitik

Das Monitoring über vorab zentral definierte Indikatoren und Benchmarks ist ein Wesensmerkmal der Offenen Methode der Koordinierung (OMK) und soll den Grad der Zielerreichung messbar machen. Sowohl für die Strategien ET2010 als auch ET2020 wurden Ziele vereinbart und mit den dementsprechenden Indikatoren und Benchmarks versehen.

Weiterbildungsbeteiligung: zentraler Benchmark in der europäischen Erwachsenenbildung

Für die Erwachsenenbildung ist vor allem die Benchmark zur Weiterbildungsbeteiligung relevant:

 

2003 wurde eine europaweite Weiterbildungsbeteiligung Erwachsener (25-64 Jahre) vom 12,5% angepeilt und bis 2010 nicht erreicht; im abschließenden Fortschrittsbericht wurden außerdem sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsländern festgemacht. Dennoch wurde die Zielvorgabe in weiterer Folge auf 15% angehoben.


In Österreich wies Statistik Austria 2010 für den Strukturindikator noch einen Wert von 13,7% aus, 2014 wurde bereits ein Wert von 14,2% erreicht. Mit dem Jahresdurchschnitt 2017 lag in Österreich der Strukturindikator erstmals über dem Benchmark, nämlich bei 15,8%. Im Rahmen der aktuellen Strategie ET2030 soll die Teilnahme von Erwachsenen an Bildungsangeboten in den letzten 12 Monaten bis zum Jahr 2025 mindestens 47% betragen (Stand 2021).

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