ET2020 Bildungsmonitor 2015: Viel Lob, aber auch Handlungsbedarf

07.03.2016, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
EU-Kommission stellt Österreich gutes Zeugnis für hohe Beschäftigungsquoten und wachsende Teilnahme am lebenslangen Lernen aus. Tadel gibt es für ungleichen Bildungszugang.
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Im Vergleich mit den Zielen für 2020 steht Österreich weitgehend gut da
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Der ET 2020 Monitor (Education and Training 2020 Monitor) berichtet jährlich über die Entwicklungen der Bildungs- und Ausbildungssysteme in Europa. Er vergleicht, inwieweit die einzelnen Mitgliedstaaten die Ziele der Strategie Europa 2020 für den Bildungsbereich erreicht haben. Auf dieser Basis geben die AutorInnen Empfehlungen für Maßnahmen ab. 2015 hat die Kommission den ET 2020 Monitor zum vierten Mal veröffentlicht. Österreich schneidet dabei gut ab, dennoch gibt es Handlungsbedarf.

Beifall für den Sekundarbereich II: Mehr als zwei Drittel der SchülerInnen sind in einer beruflicher Ausbildung und 88,7% der AbsolventInnen sind beschäftigt

 

Besonders gut schneidet das berufliche Aus- und Weiterbildungssystem Österreichs ab. Im Jahr 2013 waren 70,2% der SchülerInnen des Sekundarbereichs II  in einer beruflichen Ausbildung. Dieser Prozentsatz ist vergleichsweise sehr hoch und liegt weit über dem EU-Durchschnitt von 48,9%. Eine höhere Quote erfüllen nur Kroatien mit 71,1% und Tschechien mit 73,8%.

 

Diese Quote sowie die Qualität der Ausbildung tragen laut Bericht maßgeblich dazu bei, dass auch die Beschäftigungsquote junger AbsolventInnen des Sekundarbereichs II zu den höchsten der EU zählt. Sie schlägt sich mit 88,7% gegenüber dem EU-Durchschnitt von 75,6% nieder und liegt über dem EU-2020-Ziel von 82%. Auch der Anteil der Personen zwischen 15 und 29 Jahren, die sich weder in Ausbildung noch in Beschäftigung befinden ist vergleichsweise gering und liegt mit 8,7% weit unter dem EU-Durchschnitt von 17%.

Kontinuierliche Steigerung: Immer mehr Erwachsene nehmen am lebenslangen Lernen teil, das EU-Ziel ist aber noch nicht erreicht

 

Die Teilnahme Erwachsener an Bildungsangeboten nimmt in Österreich kontinuierlich zu und lag 2014 bei 14,2% - noch knapp unter dem EU-2020-Ziel von mindestens 15%. Europaweit zeigen sich hier allerdings große Unterschiede. So erreicht Österreich den 7. Platz und liegt weit vor Schlusslicht Rumänien mit einer Teilnahmequote von 1,5%. Aber auch zum Erstplatzierten Dänemark mit 31,7% fehlen Österreich erhebliche Prozentpunkte.

 

Unterschiede zeigen sich auch in Alter und Qualifikation der Teilnehmenden. So ist die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an beruflicher Weiterbildung bei den 24- bis 35- Jährigen doppelt so hoch wie bei den 45- bis 64- Jährigen. Hochqualifizierte nehmen sechs mal häufiger an beruflicher Weiterbildung teil als Geringqualifizierte.

Lob und Tadel für die Hochschulen: Hohe aber rückläufige Beschäftigungsquote von AbsolventInnen neben häufigen Studienwechseln und Studienabbrüchen

 

Im Länderbericht für Österreich fällt sofort auf, dass die Anzahl tertiärer Bildungsabschlüsse  der 30- bis 34- Jährigen stark gestiegen ist, nämlich von 23,6% im Jahr 2011 auf 40% im Jahr 2014. Österreich hat somit das EU-2020-Ziel genau erreicht. Bei näherer Betrachtung relativiert sich dieser große Sprung allerdings. Denn nach ISCED (International Standard Classification of Education) 2011 gibt es zahlreiche Änderungen, in denen man mehrere Qualifikationen neu eingestuft hat. Danach zählen Qualifikationen, die man nach erfolgreichem Besuch an einer Fachhochschule erworben hat, nun zu ISCED-Stufe 5. Diese Stufe ist die erste, die zum Tertiärbereich zählt. Zuvor waren dieselben Qualifikationen der ISCED-Stufe 4 zugeordnet gewesen.


Die Quote der StudienabbrecherInnen an Universitäten ist mit 40,8%  in den ersten drei Semestern gegenüber der Quote an Fachhochschulen von 18,1% relativ hoch. Am häufigsten brechen erwerbstätige Studierende sowie alleinerziehende Mütter das Studium ab. Aber auch diese Zahl muss man differenziert betrachten. Denn Studienwechsel, Wechsel an andere Hochschulen oder Einrichtungen sowie Abbrüche von Studierenden, die in mehrere Studien inskribiert waren, fallen ebenso unter diese 40,8%.


Die Beschäftigungsquote junger HochschulabsolventInnen ist in Österreich im Vergleich noch immer sehr gut und rangiert mit 88,5% EU-weit auf dem 5. Platz. Diese Zahl ist alledings rückläufig, und das auch stärker als im EU-Durchschnitt (4,5% Rückgang von 2013 auf 2014 gegenüber 0,4% in der EU). Die höchste Beschäftigungsquote junger HochschulabsolventInnen verzeichnet Malta mit 94,6%, die niedrigste Griechenland mit 47,4%.

Das alte Laster: Noch immer spielen Ungleichheiten nach sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund  eine Rolle

 

Die Quote der frühen SchulabgängerInnen liegt in Österreich bei 7,0% und hat somit das Europa-2020-Ziel von 9,5% positiv unterschritten. Die Wahrscheinlichkeit eines Schulabgangs ist bei im Ausland geborenen SchülerInnen aber noch immer dreimal so hoch wie bei Österreichgeborenen - trotz Rückgangs. Das Europa-2020-Ziel von unter 10% ist damit noch nicht erreicht. Österreich schneidet aber noch wesentlich besser ab als Spanien, das mit 37,8% den letzten Platz einnimmt. Irland hat mit 6,1% am wenigsten im Ausland geborene SchülerInnen, die zu früh die Schule verlassen.


Die Leistungen der SchülerInnen haben sich hinsichtlich der Grundkompetenzen laut PISA Studie 2012 verbessert, trotzdem ist die Anzahl leistungsschwacher SchülerInnen in allen Bereichen höher als das gewünschte EU-2020 Ziel von unter 15% vorgeben würden. Die Quote der leistungsschwachen SchülerInnen im Lesen ist mit 19,5% sogar schlechter als im EU-Durchschnitt. Außerdem hängt die Leistung noch immer stark vom sozioökonomischen Status der Eltern ab und davon, ob SchülerInnen einen Migrationshintergrund haben. So ist Österreich eines der wenigen Länder, in denen sich die Leistungen von MigrantInnen der zweiten Generation nicht verbessert haben. Außerdem hatten im Jahr 2013 ca. 28% der 25- bis 84- jährigen MigrantInnen höchstens einen Pflichtschulabschluss. Eine starke Verbesserung zeigt sich allerdings bei der Teilnahme von im Ausland geborenen Erwachsenen am lebenslangen Lernen. Dort lag die Quote im Jahr 2013 nur mehr 0,5% unter der Gesamtquote.

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