Ein Update zum Thema Alphabetisierung und Basisbildung

19.01.2016, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Bildungsforscherin Monika Kastner hat ihr für erwachsenenbildung.at verfasstes Dossier mit aktuellen Forschungsergebnissen und Publikationen ergänzt.
Dossier-Autorin und Forscherin Monika Kastner
Foto: (C) mediendienst.com
Monika Kastner, Assistenzprofessorin im Bereich Erwachsenenbildung an der Universität Klagenfurt, hat ihr 2013 erarbeitetes Dossier "Alphabetisierung und Basisbildung für Erwachsene" jetzt aktualisiert und erweitert. Vor allem im Bereich der Forschung waren seit 2013 einige Studien veröffentlicht worden, die für Österreich relevant sind.

 

So zum Beispiel liefert die OECD-Studie PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) erstmals konkrete Zahlen über Erwachsene mit Basisbildungsbedarf in Österreich. Weitere aktuelle Studien geben Aufschluss über Ursachen für den Basisbildungsbedarf. Und schließlich zeigt das Monitoring der Initiative Erwachsenenbildung, wer in Österreich tatsächlich an Basisbildung teilnimmt.

 

Grundlagen, Praxis und Bildungspolitik der Basisbildung
Kastner hat ihr Dossier in drei große Kapitel unterteilt: Im Kapitel "Grundlagen" geht sie ausführlich auf die vielfach diskriminierenden Benennungspraxen der Zielgruppe ein, auf Bildungsungleichheit, die Angebotsstruktur und die Forschung zum Thema. Das Kapitel "Bildungspraxis" beschreibt Alphabetisierungs- und Basisbildungsangebote für Erwachsene. Für Betroffene und deren Vertraute steht das ALFA-Telefon, erreichbar unter 0800 244 800, zur Verfügung, aber auch eine Website, wo man u.a. Kurse in ganz Österreich recherchieren kann. Schließlich beschreibt Kastner im Kapitel "Bildungspolitik" nationale und supranationale Bildungspolitik im Bereich Alphabetisierung/Basisbildung für Erwachsene, beginnend mit einem historischen Rückblick.

Ursachen für Basisbildungsbedarf
Bildungsbenachteiligung ist ein Effekt sozialer Ungleichheit und damit ein gesellschaftlich verursachtes Problem, kein individuell verschuldetes, so Kastner. Die Personengruppe mit Basisbildungsbedarf müsse ob ihrer schieren Größe - je nach Berechnungsbasis bis zu einer Million Betroffene in Österreich - sehr heterogen sein. Kastner zieht eine evidenzbasierte Typologie aus Deutschland heran, um die Ursachen von Basisbildungsbedarf zu beschreiben: Effekte sozialer Herkunft und des institutionellen Umgangs, genderspezifische Benachteiligungen, kritische Lebensereignisse und Migration sind demnach die zentralen Ursachen.

Größenordnung des Basisbildungsbedarfs in Österreich
Bis zur Veröffentlichung der PIAAC-Ergebnisse konnte das Ausmaß des Basisbildungsbedarfs in Österreich nur geschätzt werden. Mit der OECD-Studie PIAAC, der Erhebung von Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen, wurden 2013 erstmals konkrete Zahlen für Österreich veröffentlicht. "Eine Million ÖsterreicherInnen können nur unzureichend lesen", lautete 2013 die Schlagzeile zu den PIAAC-Ergebnissen. Monika Kastner schlüsselt die Ergebnisse detaillierter auf. Sie tut das für alle drei bei PIAAC gemessenen Kompetenzbereiche: Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösen im Kontext neuer Technologien.

Angebotsstruktur in Österreich
Die PIAAC-Ergebnisse lieferten ein wichtiges Argument für die Weiterentwicklung des Angebotsbereiches der Alphabetisierung und Basisbildung für Erwachsene. Diese Weiterentwicklung wurde mit der zweiten Programmperiode der "Initiative Erwachsenenbildung" (2015-2017) realisiert, wobei diese bei weiten nicht ausreichen werden, um den aktuellen Bedarf nach PIAAC zu decken - auch inklusive der aus anderen Quellen finanzierten Angebote -, so Kastner. Hinzu komme, "dass jedes Jahr Jugendliche die Pflichtschule mit nicht hinreichend ausgebildeten grundlegenden Kompetenzen verlassen und damit die Zielgruppe stetig Zuwachs erhält".

Weitere Studien zur Basisbildung und Alphabetisierung
Im Rahmen des Dossiers stellt Monika Kastner einige wichtige Studien zur Alphabetisierung und Basisbildung vor. So hat etwa Birgit Aschemann im Auftrag des BMBF 2015 internationale Forschungen über Effekte von Basisbildungsangeboten gesammelt. Kastner stellt weiters zwei Publikationen von Statistik Austria zur PIAAC-Studie und eine Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at über die Resonanz auf PIAAC vor. Unter den aktuelleren Publikation findet sich auch eine von Manfred Krenn, in der es statt um die Defizite um die Kompetenzen von Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen geht.

Datenbank macht Projektergebnisse zugänglich
Ergänzt wird das Dossier auf der Website mit einer 2015 vom BMBF initiierten Datenbank, die Ergebnisse von österreichischen Basisbildungsprojekten aus der ESF-Periode 2011-2013 zugänglich macht. Unter den Datensätzen finden sich Studien, Ergebnisse, Produkte und Materialien der durchgeführten Projekte. Die Datenbank wurde von der Fachgruppe Basisbildung zusammengestellt und ist im Kontext des Dossiers aufrufbar.
 
Ausblick: noch mehr Dossiers auf erwachsenenbildung.at
Interne und externe ExpertInnen von erwachsenenbildung.at sind derzeit intensiv mit inhaltlichen Arbeiten beschäftigt, sodass wir den LeserInnen 2016 ein grundlegendes Update eines vertrauten Dossiers sowie zwei gänzlich neue Dossiers vorstellen werden: Schon in wenigen Wochen wird die Überarbeitung des Dossiers über "Erwachsenenbildung in der EU" online gehen. Im Laufe des Jahres folgen ein neues Dossier zum Zweiten Bildungsweg sowie ein weiteres zur Forschung in der Erwachsenenbildung.

Weitere Informationen:

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