"Dorthin gehen, wo wir die Eltern antreffen - im Internet"

11.01.2016, Text: Karin Schräfl, Forum Katholischer Erwachsenenbildung
Brigitte Lackner im Interview zur aktuellen Webinarreihe der katholischen Elternbildung. Schon bei den ersten Terminen nahmen bis zu 100 User online teil.
Brigitte Lackner
Foto: Forum Katholischer Erwachsenenbildung
Schräfl: Frau Lackner, Sie sind Elternbildungsexpertin. Was genau macht "gelungene" Elternbildung aus?

 

Lackner: Angebote gelungener Elternbildung stärken, begleiten und unterstützen Eltern bei ihren vielfältigen Erziehungsaufgaben. Sie „belehren“ weder, noch vermitteln sie gute Tipps und Tricks, noch geben sie Ratschläge oder Empfehlungen. Sie nehmen Eltern in ihren individuellen Situationen und ihren individuellen Fragestellungen wahr, stärken ihre elterliche Kompetenz durch Information und Austausch und begleiten Eltern dabei diese Erfahrungen in den eigenen konkreten Alltag zu integrieren. Gelungene Elternbildung wirkt präventiv und regt zu Vernetzung an. 

 

Nun haben Sie sich für einen neuen Weg der Elternbildung über das Internet entschlossen. Sie bieten seit Oktober 2015 einmal monatlich Webinare an: Warum gerade dieses Format?

 

Wie auch zahlreiche Untersuchen bestätigen ist das Internet eine der wichtigsten Informationsquellen für Eltern geworden. Dort wo man früher vielleicht die eigene Mama, die Nachbarin, die Oma oder erfahrene Eltern im Umfeld gefragt hat, wenn man sich in Erziehungsfragen unsicher gefühlt hat, dort wird heute immer mehr „Dr. Google“ oder ähnliches befragt. Eltern suchen nach Antworten auf ihre konkrete Situation und es wird immer schwieriger aus der Fülle der angebotenen Möglichkeiten, die individuell passende herauszufinden. Daher haben wir uns überlegt mit unserem Verständnis von Elternbildung dorthin zu gehen, wo wir Eltern antreffen – im Internet.

 

In den Webinaren werden "klassische" Elternbildungsthemen angesprochen. Warum gerade diese Themen?

 

Wie vorher schon erwähnt,  suchen Eltern unserer Erfahrung nach genau nach diesen Themen wie:  Warum schläft mein Kind nicht durch? Wie gehe ich mit dem Trotzanfall an der Supermarktkasse um? Wo finde ich das passende Spielzeug für mein Kind? Wie schaffe ich es konsequent zu bleiben, wenn der Alltag mich überrollt? Mit den Webinaren wollen wir -  zusätzlich zu unseren Präsenzveranstaltungen, die es zu diesen Themen ja schon lange gibt -  Eltern eine Möglichkeit bieten völlig bequem, unbürokratisch, auf Wunsch anonym und vor allem kostenlos das Format „Elternbildung“ kennen zu lernen. Dabei ist uns wichtig, dass jedes Webinar die Bereiche Information, Möglichkeit zum Austausch und Möglichkeit zum Transfer in den eigenen Alltag bietet. Wie es ja auch alle unsere Präsenzveranstaltungen tun.

 

Bisher haben drei Webinare mit beeindruckenden BesucherInnenzahlen stattgefunden. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

 

Für uns sind die BesucherInnenzahlen, die sich jedes Mal zwischen 70 und ca. 100 bewegen, ein Zeichen dafür, dass wir mit den Webinaren eine wichtige  Ergänzung zu unseren Elternbildungsangeboten geschaffen haben. Sie ermöglicht  es Eltern ortsunabhängig, zu einer Tageszeit, die für die meisten gut passt und sich  in der Form, die für sich passt (von anonym bis aktiv mittels Kamera und Mikro) einzubringen.

 

Es waren zum einen sicherlich auch die Themen (Schlaf, Grenzen setzen oder Verwöhnen, Spiel), die die TeilnehmerInnen angelockt haben. Zum anderen sicherlich auch die erfahrenen ReferentInnen, die wir als ImpulsgeberInnen gewinnen konnten und  die jedes Mal aus einem anderen Bundesland kommen. Wir bekommen auch mit, dass sich dieses Angebot sehr rasch „herumspricht“. Vor allem auf Facebook können wir verfolgen, wie rasch sich diese Information unter  Eltern verbreitet.

 

Welche weiteren Pläne haben Sie? Wie wird es bei elternweb2go weitergehen?

 

Jetzt gibt es mal auf jeden Fall bis Juni 2016 monatlich ein Webinar zu einem Thema, das von der jeweiligen Referentin, die von jeweils einer Mitgliedseinrichtung des Forums benannt wird vorgeschlagen wird. Uns ist es auch sehr wichtig, dass sich die Impulsgeberin/Referentin, für die diese neue Form des Bildungsangebotes ja auch neu ist, mit einem Thema, mit dem sie gute Erfahrungen in Seminaren und Workshops gemacht hat einbringt.

 

Und dann hoffen wir natürlich, dass wir auch 2016/2017 mit diesem Format weitermachen können und es technisch und organisatorisch weiterentwickeln können. Wünschenswert wären im Moment noch bessere Bedingungen für die Nacharbeit, d.h. für die Aufzeichnungen, die nach jedem Webinar online als offene Lernressource zur Verfügung stehen. Gleichzeitig werden wir auch Anstrengungen unternehmen, um immer mehr ReferentInnen für dieses Format zu interessieren und versuchen manchen die „Schwellenangst“ vor der Arbeit in einem Webinar zu nehmen.


Ja, und wenn ich ein bisschen träumen darf, dann träume ich auch irgendwie davon, dass Elternbildung im Internet auch im online TV Bereich Fuß fassen kann.

 

Brigitte Lackner, MAS  ist die Verantwortliche  des Forums Katholischer Erwachsenenbildung im Bereich Elternbildung. Österreichweit bietet die Katholische Elternbildung jährlich rund 5.800 Veranstaltungen an. Ziel ist es die Eltern bei ihren Erziehungsaufgaben mit Bildungsangeboten zu unterstützen.

 

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