OECD Studie: Bildung auf einen Blick 2015

18.12.2015, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Der heurige Bildungsbericht zeigt abermals die Ungleichheiten in der Bildung auf, und wie Weiterbildung sie verstärken kann.
Foto: (C) iStockphoto.com/Damir Karan
Jährlicher OECD-Bericht über Bildung erschienen
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Der diesjährige Bildungsbericht der OECD "Bildung auf einen Blick 2015" zeigt, dass die Teilnahme an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung mit bereits vorhandenen Kompetenzen und dem Qualifizierungsgrad der ArbeitnehmerInnen sowie mit deren Beschäftigungssituation zusammenhängt. Weiterbildung, zumindest die hier untersuchte arbeitgeberfinanzierte Weiterbildung, verstärkt demzufolge Bildungsbenachteiligung.

Weiterbildungsteilnahme abhängig von Kompetenzen und Qualifikation

Ein Kapitel der Studie ist der Teilnahme Erwachsener an Weiterbildung gewidmet, wobei das Datenmaterial auf der 2013 veröffentlichten PIAAC-Studie der OECD (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) basiert.

Erhoben und verglichen wurde etwa die Teilnahme an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung. Österreich liegt dabei deutlich unter dem Durchschnitt. In allen an der Studie teilnehmenden Ländern ist es zudem wahrscheinlicher, dass 25- bis 34-jährige Beschäftige an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung teilnehmen als 55- bis 64-Jährige.

Im Durchschnitt nehmen etwa 50 Prozent aller beschäftigten Erwachsenen innerhalb eines Jahres an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung teil, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Österreich liegt auch hier mit 43 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt der insgesamt 20 Länder, die in dieser Statistik aufscheinen.

Die Teilnahmequote an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, beispielsweise mit den Kompetenzen der ArbeitnehmerInnen im Bereich Problemlösen im Kontext neuer Technologien: Von jenen mit hohen Kompetenzen in diesem Bereich nehmen im Schnitt 60% an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung teil, während nur 18% der Erwachsenen ohne Computererfahrung dies tun.

 

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Qualifizierungsgrad und dem Beschäftigungsverhältnis (Vollzeit/Teilzeit bzw. unbefristet/befristet) im Verhältnis zur Teilnahme an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung. D.h., je höher jemand qualifiziert und je mehr jemand beschätigt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme. 


Arbeitgeber können Weiterbildung auch mit Zeit "finanzieren"

Für die Interpretation der genannten Zahlen ist es hilfreich, die in der Studie verwendete Definition von arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung zu kennen: Mit arbeitgeberfinanziert meint die OECD in "Bildung auf einen Blick" nämlich nicht ausschließlich das arbeitgeberseitige Bezahlen der Weiterbildung. Die Unterstützung des Arbeitgebers kann laut dieser Definition sowohl in Form von Zeit (d.h. Bildungsmaßnahmen, die ganz oder teilweise während der Arbeitszeit erfolgen) als auch finanziell (Zuschüsse für MitarbeiterInnen, die an Bildungsmaßnahmen teilnehmen) erfolgen.

Nach wie vor Gender Gap bei Bildung und Beschäftigung

Trotz laut OECD kleiner werdender geschlechtsspezifischer Unterschiede in Bezug auf den Bildungsstand sind Frauen in den untersuchten Ländern in bestimmten Fachrichtungen wie Mathematik, Naturwissenschaft und Technik immer noch unterrepräsentiert. Junge Frauen finden auch seltener einen Arbeitsplatz als junge Männer, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Wobei dieser Unterschied zwischen jungen Frauen und Männern mit Tertiärabschluss wesentlich geringer ist als bei jenen mit niedrigerem Bildungsstand.

"Bildung auf einen Blick" - jährliche Studie der OECD

Die jährlich erscheinende OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den 34 Ländern der OECD und einigen Partnerländern. Ihr Ziel ist es, die weltweiten Fortschritte im Bildungsbereich zu messen und zu evaluieren. So liefert sie auch 2015 Informationen über Bildungsstand, Bildungszugang, -beteiligung und -verlauf, die in Bildung investierten Ressourcen sowie das Lernumfeld und die Organisation von Schulen. Die Daten beziehen sich großteils auf Schul- und Ausbildung, einzelne Kapitel sind aber auch insbesondere für die Erwachsenenbildung relevant, etwa jenes zur Teilnahme an Weiterbildung.

Bildungspolitische Arbeit der OECD

Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) umfasst 34 Mitgliedsländer und hat ihren Sitz in Paris. Grundgedanke der Organisation ist, die Politik zu unterstützen, um das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern. In ihrer bildungspolitischen Arbeit stehen vor allem die Förderung leistungsfähiger Bildungssysteme und der damit verbundene ökonomische Nutzen für Individuen und Gesellschaft im Vordergrund. Neben "Bildung auf einen Blick" zählen PISA (über die Kompetenzen von SchülerInnen) und PIAAC (über die Kompetenzen von Erwachsenen) zu den bekanntesten Untersuchungen der OECD.

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