Talentfrei: gibt es nicht

04.12.2015, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Nicht alles Lernen passiert in der Schule. Der WIK:I-Kompetenznachweis macht jungen TirolerInnen Stärken bewusst, die sie sich informell angeeignet haben.
TeilnehmerInnen WIKI Tirol
Portfolio BegleiterInnen bereiten sich auf ihren Einsatz vor
Foto: Tiroler Bildungsforum
Nicht alles, was man lernt, passiert in der Schule. Gerade für junge Erwachsene ist es wichtig, die eigenen Talente und Fähigkeiten zu kennen und damit den Selbstwert zu erhöhen. Der WIK:I-Kompetenznachweis macht in Tirol diese Stärken bewusst.

 

Was ich kann durch informelles Lernen

 

WIK:I - dahinter verbirgt sich "Was ich kann durch informelles Lernen". WIK:I zeigt Jugendlichen auf, was sie können und welche Fähigkeiten sie besitzen - Fähigkeiten, die ihnen oft selbst nicht bewusst sind.

 

Florian, ein Teilnehmer aus einem WIK:I-Workshop, kümmert sich seit Jahren um seine Großeltern - egal, ob sie Hilfe im Haus und Garten brauchen oder ob es darum geht, Lebensmittel einzukaufen. Dass er dadurch viele Fähigkeiten und einiges an Wissen erworben hat, wie zum Beispiel Verantwortungsbewusstsein, Genauigkeit, Verlässlichkeit oder auch das Wissen über die Gartenpflege, war ihm bis zum WIK:I-Workshop nicht bewusst.

 

Die eigenen Talente und Fähigkeiten zu kennen, ist jedoch wichtig, um das Selbstbewusstsein zu stärken - insbesondere, wenn es darum geht, sich für einen Job zu bewerben oder in einem Bewerbungsgespräch zu punkten. "Meine Stärken konnte ich im Bewerbungsgespräch sehr gut präsentieren, zum ersten Mal konnte ich sie mit konkreten Aktivitäten in Verbindung bringen", berichtet Florian.

 

Der WIK:I-Kompetenznachweis

 

Der gesamte Kompetenznachweis entsteht unkompliziert im Gespräch. Die teilnehmenden Jugendlichen stellen sich vor, erzählen von ihren Aktivitäten, erklären diese und tauschen sich aus.

 

Qualifizierte WIK:I-Portfolio-BegleiterInnen unterstützen die Jugendlichen dabei, ihre informellen Lernerfahrungen systematisch zu erfassen. So gelangen sie vom Sammeln und Beschreiben ihrer Aktivitäten ("Was mache ich") hin zum Identifizieren und Beschreiben ihrer dabei erworbenen Kompetenzen ("Was kann ich").

 

Sobald alles Wichtige rund um die Beschreibung der Aktivitäten aufgelistet ist, werden die Fähigkeiten und Stärken herausgefiltert. Diese Kompetenzen werden im letzten Schritt mit den Aktivitäten und den dazugehörigen Beschreibungen in den Nachweis eingetragen. Somit findet eine Verknüpfung von Aktivität mit Kompetenz statt ("Das kann ich, weil …").

 

Alle Teilnehmenden bekommen am Ende einen eigenen Nachweis, welcher zum Beispiel den Bewerbungsunterlagen beigelegt oder einfach für einen selbst aufbewahrt werden kann.

 

Neben der Stärkung des Selbstbewusstseins kann WIK:I auch beim Orientierungsgewinn für den weiteren Bildungs- und Berufsweg helfen. Durch die gemeinsame Ausarbeitung der Portfolios werden Jugendliche vor allem im Empowerment für das Darstellen und Präsentieren ihrer Kompetenzen unterstützt.

 

Portfolio-BegleiterInnen unterstützen die Jugendlichen

 

Im Tiroler Bildungsforum wurde 2015 - von Juni bis November - die Ausbildung zu WIK:I-Portfolio-BegleiterInnen angeboten. Die Teilnehmenden waren vor allem MitarbeiterInnen der Einrichtung "InfoEck - Jugendinfo des Landes Tirol" und von verschiedenen Jugendzentren aus dem ganzen Bundesland.

 

Unter der Leitung von Wolfgang Kellner, er ist Bildungsreferent im Ring Österreichischer Bildungswerke, wurde nicht nur in die Methode eingeführt, es mussten beispielsweise auch Probeworkshops durchgeführt werden, die dann beim letzten Termin gemeinsam reflektiert wurden.

 

Das Bundesministerium für Familien und Jugend hat in Kooperation mit dem Ring Österreichischer Bildungswerke den Kompetenznachweis WIK:I ausgearbeitet. In Tirol wird der Nachweis vom "InfoEck - Jugendinfo des Landes Tirol" angeboten. Das Tiroler Bildungsforum ist dabei die qualitätssichernde Stelle.

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