Ausstellung: Der Wiener Kreis

07.09.2015, Text: Sabine Schnepfleitner, Redaktion/CONEDU
Der "Wiener Kreis" ist eine philosophische Richtung, die eng mit den Wiener Volkshochschulen verbunden ist. Bis Ende Oktober läuft in Wien eine Ausstellung dazu.
Ausstellung über den Wiener Kreis
Bild: (C) Österreichisches Volkshochschularchiv
Die Feierlichkeiten rund um das 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien sind Anlass, um den "Wiener Kreis" im Rahmen einer Ausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei handelt es sich um einen philosophischen Zirkel, der sich von 1924 bis 1936 mit wissenschaftlicher Erkenntnis, Gewissheit und Grenzen der Logik auseinandergesetzt hat. Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober 2015 im Hauptgebäude der Universität Wien zu sehen.

Die Anfänge des philosophischen Zirkels
Im Jahr 1924 gründeten der Philosoph Moritz Schlick, der Mathematiker Hans Hahn und der Volksbildner Otto Neurath einen philosophischen Zirkel, der als "Wiener Kreis" in die Geschichte einging. Beeinflusst wurde die Gruppe von den philosophischen und erkenntnistheoretischen Grundannahmen Bertrand Russells und Ludwig Wittgensteins sowie den Erkenntnissen David Hilberts und Albert Einsteins.
 
Zwischen 1924 und 1936 gab es regelmäßige Treffen dieses interdisziplinären Kreises. PhilosophInnen, MathematikerInnen, Natur- und GeisteswissenschafterInnen nahmen daran teil.


Mit Wiener Volkshochschulen eng verbunden

Der 1928 gegründete "Verein Ernst Mach" gab dem Wiener Kreis die Möglichkeit für öffentliche Vorträge und populärwissenschaftliche Publikationen. An den Wiener Volkshochschulen, insbesondere an der Volkshochschule Wien Volksheim (heute Volkshochschule Ottakring) fand die wissenschaftliche Weltauffassung des Wiener Kreises eine geistige Heimat. Viele seiner Mitglieder hielten jahrelang Lehrveranstaltungen an Volkshochschulen ab.


Philosophische Position des Wiener Kreises
Der Wiener Kreis stellte Fragen nach wissenschaftlicher Erkenntnis, nach der Gewissheit und den Grenzen der Logik sowie nach der Anwendbarkeit mathematischen Denkens in den Geisteswissenschaften. Verschiedene philosophische Positionen waren darin vertreten. Die Mitglieder verband aber zum einen, dass sie sich zu den Werten der Aufklärung bekannten. Zum anderen versuchten sie alle, Philosophie mittels der modernen Logik zu verwissenschaftlichen. Damit begründete der Wiener Kreis schließlich eine eigene philosophische Position, die als Logischer Empirismus, Logischer Positivismus oder Neopositivismus bezeichnet wird.

 

Die Auflösung des Wiener Kreises
In den 1920er-Jahren wurde der "logische Empirismus" des Wiener Kreises zum Feind- und Projektionsbild für Antisemitismus und rechtsradikale Politik. Der Verein Ernst Mach wurde nach dem Februaraufstand im Jahr 1934 verboten. Einer der Gründer des Wiener Kreises, Otto Neurath, musste ins Ausland flüchten. Im Juli desselben Jahres starb Hans Hahn als ein weiterer Mitbegründer. Mit der Ermordung des dritten Gründungsmitglieds, Moritz Schlick, im Juni 1936 löste sich der Wiener Kreis auf.

"Exaktes denken am Rand des Untergangs" - die Ausstellung
Noch bis zum 31. Oktober 2015 ist die Ausstellung "Der Wiener Kreis - Exaktes denken am Rand des Untergangs" im Hauptgebäude der Universität Wien zu sehen. Sie versucht, Philosophie zu visualisieren in Form einer multimedialen Wissenschaftskommunikation. Dazu werden Installationen von Peter Weibel verwendet.

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