Buch: Erwachsenenbildung in Grundbegriffen
Handbuch, Einführung und Wörterbuch zugleich
Es gibt eine Reihe von Publikationen, die einen Überblick über Erwachsenenbildung geben - Handbücher, Einführungen und Wörterbücher. Die vorliegende Publikation verbindet Elemente aller drei Formen. Die HerausgeberInnen beschreiben im einleitenden Kapitel die Besonderheiten ihres Sammelbandes: Er enthalte heterogene Perspektiven verschiedener Autorinnen und Autoren auf das Feld, wie ein Handbuch. Durch die einheitliche Gliederung der Kapitel und ihre Überblick verschaffende Einleitung werde aber auch eine systematische Orientierung ermöglicht. Die Beiträge seien didaktisch erklärend und einfach aufgebaut wie in einer Einführung. Zugleich erfolge der Aufbau entlang von Begriffen - wie bei einem Wörterbuch. So wollen sie systematisches Wissen über Erwachsenenbildung mit Perspektivierungen verknüpfen.
Von der Volksbildung zum Lebenslangen Lernen
Im einführenden Kapitel zeichnen Jörg Dinkelaker und Aiga von Hippel die Begriffsgeschichte der Erwachsenenbildung nach. Denn mit der Veränderung der Bezeichnung habe sich auch das Verständnis des Feldes, welches damit bezeichnet wird, verändert, so die HerausgeberInnen. Zunächst der Übergang von der "Volksbildung" zur "Erwachsenenbildung": Hier kam es zu einer Individualisierung der AdressatInnen. Nicht länger sei das Volk als Kollektiv AdressatIn von Erwachsenenbildung, sondern der/die Erwachsene als TeilnehmerIn. Im Übergang von "Erwachsenenbildung" zu "Weiterbildung" zeichne sich der Wechsel von einer sozialen zu einer zeitlichen Bestimmung ab - der/die erwachsene LernerIn stehe nicht länger im Vordergrund, sondern die Idee, Bildung über die Erstausbildung hinaus fortzuführen. Diese Idee wurde durch die Bezeichnung "Lebenslanges Lernen" schließlich auf die gesamte Lebensspanne ausgeweitet. Abgesehen von der Volksbildung fänden heute aber alle Bezeichnungen Verwendung, so Dinkelaker und von Hippel. Eine Einschätzung übrigens, die jedenfalls für Österreich (man denke an den Diskurs im Kontext von Bildungshäusern und Volkshochschulen) nicht ganz zutrifft.
32 Begriffe zum Lernen Erwachsener
Warum gerade 32 Begriffe? Als Wissenschaft ist die Erwachsenenbildung vergleichsweise jung und dynamisch. Eine systematische Verständigung darüber, welche Begriffe als zentral gelten, gibt es bislang nicht. So haben die HerausgeberInnen als Kriterium für die Begriffswahl festgelegt, dass die Begriffe die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit allen wesentlichen Bereichen des (organisierten) Lernens Erwachsener abdecken sollten. Es ergaben sich fünf Themen: (1.) AdressatInnen und Teilnahme, (2.) Pädagogisches Handeln und Profession, (3.) Institutionen, (4.)Begründungen, Funktionen und Kontexte sowie (5.) System und Reflexion.
Beispiel zum Thema Institutionen: "Lernorte"
Die Bildungswissenschafterin Karin Kraus setzt sich mit dem pädagogischen Konzept des Lernortes als Ort des Lernens, der Aneignung von Wissen und Kompetenzen auseinander. Nach einer Begriffserklärung befasst sie sich mit historischen Dimensionen, theoretischen Konzepten und empirischen Befunden der Lernortthematik. Das Kapitel schließt mit der Diskussion aktueller Problemlagen und einem Ausblick in die Zukunft. Dieser Kapitelaufbau ist allen 32 Begriffen gemein.
Aktuell findet eine "Entgrenzung des Lernens" statt, so Kraus. Pädagogisches Geschehen ist nicht mehr nur an Bildungseinrichtungen gebunden, Lernorte von Erwachsenen gewinnen außerhalb der Einrichtungen an Bedeutung. Man denke etwa an Formen des digitalen Lernens, an alternative Weiterbildungsangebote oder an informelles Lernen. Als Beispiel führt sie ein Restaurant an, das etwa einmal im Monat anbietet, wo sich ein Sprachtandem trifft oder wo beim Abendessen Fachgespräche geführt werden. Dann wird das Restaurant zum Lernort.
Dinkelaker, Jörg/Hippel, Aiga von (Hrsg.) (2015): Erwachsenenbildung in Grundbegriffen. Kohlhammer: Stuttgart. ISBN: 978-3-1702-2478-0; EUR 34,99,--
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