Erfahrungen als Karte zeichnen und deuten

20.07.2015, Text: Redaktion/CONEDU
"Sich verzeichnen" ist eine künstlerische, biografieorientierte Methode. Sie hilft Lernenden in Gruppen, ihre Erfahrungen zu reflektieren. (Serie: Methoden der Erwachsenenbildung)
Foto/Grafik: Friesenbichler/CONEDU
Sich verzeichnen: bildhaftes Wortspiel und Methode
Foto/Grafik: Friesenbichler/CONEDU
Die Künstlerin und Kunstvermittlerin Mikki Muhr entwickelte mit "Sich verzeichnen" eine Methode, die dabei hilft, Erfahrungen zu beschreiben und zu bewerten.  Umgebungen, Situationen, Erkenntnisse und Erfahrungen werden in Karten verzeichnet. So lernen TeilnehmerInnen, sich selbst zu ihrer Umgebung in Verhältnis zu setzen. Die Methode stärkt das Vertrauen in die eigene Erfahrung und hilft dabei, ein reflexives Selbstverständnis zu entwickeln und so neue Handlungsmöglichkeiten zu finden.

Gemeinsame Exkursionen oder gemeinsames Thema als Grundlage
Ausgangspunkt von "Sich verzeichnen" sind gemeinsame Exkursionen, Ausflüge oder Spaziergänge zu thematisch passenden Orten. Zu den Erfahrungen dieses "Exkurses" sollen die TeilnehmerInnen im Anschluss kognitive Karten zeichnen. Alternativ dazu kann auch ein Thema für eine Karte bestimmt werden; dem sollte aber ebenfalls eine Übung mit einem Ortsbezug vorangehen. Beispielsweise könnten die TeilnehmerInnen eine Karte zum Thema "Wie kam ich heute hierher?" zeichnen.

Kognitive Karte zeichnen
Nach der Exkursion, dem Ausflug o.ä. zeichnen die TeilnehmerInnen eine persönliche Freihandskizze dazu. Orte, Wege und Räume (vergleichbar den Skizzen, um jemandem einen Weg zu erklären), aber auch Gedanken und Überlegungen dazu werden darin verzeichnet. Diese Assoziationen und Erinnerungen können über den konkreten Ort und die dort beobachteten Vorkommnisse bzw. Merkmale hinausgehen. Ein Zeichenschlüssel, eine Legende kann als Erklärung für verwendete Symbole hinzugefügt werden.

Karte herzeigen und "bedeuten"
Die Karten werden in der Folge in Gruppen von zwei oder mehr Personen zunächst gezeigt. Der/Die Lernende erzählt, was auf seiner/ihrer Karte verzeichnet worden ist. Erzählt wird aber nicht linear. Vielmehr gestalten die ZuhörerInnen die Erzählung mit, indem sie aktiv nachfragen, eigene Einfälle und Verknüpfungen zur Karte ergänzen usw.

Text zur Karte schreiben
Jede/r Teilnehmer/in verfasst im Anschluss daran einen Text zu seiner/ihrer Karte - so, als wolle er/sie jemandem schriftlich erzählen, was darauf markiert wurde. Dabei kann es hilfreich sein, mit dem Finger über die Karte zu fahren und diesen Weg zu beschreiben.

Sich selbst zu seiner Umgebung verorten
Durch diese vier Schritte wird strukturierte Reflexion von Erfahrung möglich. Die Lernenden bewegen ihre zunächst nach außen gerichtete Aufmerksamkeit (Wahrnehmen bei der Exkursion) hin zu nach innen gerichteten Verarbeitungsprozessen (zeichnen, schreiben, erinnern). Letztere werden durch den Austausch mit anderen (Karten zeigen, erklären, besprechen, nachfragen usw.) noch vertieft. Mit "Sich verzeichnen" wird sichtbar, wie unterschiedlich die Lernenden die gemeinsamen Themen oder Erfahrungen wahrnehmen. Die eigene Erfahrung, das eigene Erleben wird ernst und wichtig genommen, aber auch mit anderen ausgetauscht und verglichen, was die eigene Erfahrung bzw. deren Reflexion wiederum bereichert. Die Lernenden setzten sich selbst in Verhältnis zu ihrer Umgebung.

 

Serie "Methoden der Erwachsenenbildung"

Die Serie "Methoden der Erwachsenenbildung" ist ein Service von und für Studierende und EinsteigerInnen in das Berufsfeld der Erwachsenenbildung. Im Rahmen der Serie stellen wir einzelne Lehr-Lernmethoden sowie deren Varianten und Einsatzmöglichkeiten vor. Wir unterscheiden dabei, welche Funktion die jeweilige Methode im Lehr-Lernprozess hat, zum Beispiel Informieren, Motivieren usw. Alle Beiträge zur Serie finden Sie hier.

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