Perspektiva 2014: Erwachsenenbildung in Theorie und Praxis

18.11.2014, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Kürzlich ging am BFI Oberösterreich die Perspektiva II über die Bühne. Der Veranstalter kann sich über eine höchst gelungene Tagung freuen.
Spannende Diskussionen prägten die Perspektiva
Foto: © BFI Oberösterreich
Tagungsreihe kommt gut an
Nach dem Erfolg des Vorjahres fand die vom BFI Oberösterreich initiierte Perspektiva am 13. November 2014 zum zweiten Mal statt. "Wir wollen ExpertInnen aus Theorie und Praxis zusammenbringen, um die Erwachsenenbildung in all ihren Facetten zu beleuchten", formuliert Christoph Jungwirth, Geschäftsführer des BFI Oberösterreich, das Ziel des jährlichen EB-Treffs im Konferenzformat. Dementsprechend versteht sich die Perspektiva als Plattform für BildungsanbieterInnen, TrainerInnen, FördergeberInnen und PersonalentwicklerInnen. 85 von ihnen führte das Thema der heurigen Veranstaltung, "Chancen im Unternehmen: Kompetenzen erkennen, entwickeln, nutzen" nach Linz ins Konferenzzentrum am Standort Grillparzerstraße.

 

Aktuelle Fragestellungen, namhafte ReferentInnen
"Auch dieses Jahr ist es uns wieder gelungen, absolute Kapazitäten aus dem In- und Ausland zu gewinnen", zeigte sich Jungwirth zufrieden. Während der Vormittag im Zeichen der wissenschaftlichen Annäherung an den Kompetenzbegriff stand, nahmen am Nachmittag Praxisbeispiele sowie Gesprächs- und Diskussionsrunden breiten Raum ein. Neben Einblicken in die neuesten Erkenntnisse der Forschung und Inputs aus der Praxis bot die Veranstaltung dem Fachpublikum vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und zum Netzwerken. Durchs Programm führte wie schon 2013 Gerald Groß, Journalist und ehemaliger ORF-Moderator.

 

Von "verwertbarem Ungefährem" und formativem Kompetenzmanagement
Peter Schlögl, Leiter des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF), untersuchte das Konzept der Kompetenz im Spannungsfeld von theoretischen Grundlagen und einer oft schwer zu fassenden Manifestierung und verglich Vorteile wie Problematik mit dem Berufs- und Qualifikationsbegriff. Daran anknüpfend stellte Anne Strauch vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) qualitative und quantitative Methoden und Instrumente der Kompetenzerfassung für die Praxis vor. Der Sozialforscher, Berater und Trainer Rüdiger Preißer identifizierte im Kompetenzmanagement ein großes, noch unerschlossenes Potenzial für die berufliche Weiterbildung. Denn obwohl Kompetenzmanagement inzwischen (v. a. in wissensbasierten Unternehmen) fester Bestandteil der Personalentwicklung ist, bleibt es häufig auf eine bloße Kompetenzfeststellung beschränkt.

 

Kompetenzen … konkret
Nach den theoretischen Inputs rückte der praktische Nutzen der Kompetenzarbeit in den Fokus. Angelika Mittelmann von der voestalpine Stahl GmbH berichtete über Storytelling im Praxiseinsatz und die Adaptierung der Methode für firmenspezifische Belange. Am Beispiel des VW-Bildungsinstituts Zwickau demonstrierte Jan Böhm, Professor an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, wie betriebliche Weiterbildung von Kompetenzbilanzierungsverfahren profitieren kann, zeigte aber auch ihre Grenzen als Personalentwicklungsinstrument auf. Über Kompetenzorientierung am BFI Oberösterreich informierten Katja Hemedinger und Werner Mair: Kompetenzorientiertes Lehren, Lernen und Beraten figurierten dabei ebenso wie Projekte und Fortbildungsmöglichkeiten für MitarbeiterInnen. Abschließend präsentierte das BFI Oberösterreich das gemeinsam mit der Johannes-Kepler-Universität Linz zur Erfassung informell erworbener Kompetenzen entwickelte Kompetenzporträt für die berufliche Orientierung (KombO).

 

LLL, Kompetenzorientierung und Lernergebnisse
Im Zusammenhang mit dem lebenslangen Lernen gewannen Kompetenzorientierung und die Erfassung von Lernergebnissen auch in Österreich an Boden. Dem hierzulande traditionell vorherrschenden Qualifikationsverständnis, das von formalen Abschlüssen und den damit verbundenen Inputs und Lernzielen ausgeht, setzt das Konzept der Kompetenzorientierung Output – Lernergebnisse – entgegen. Diesen Paradigmenwechsel forcieren Initiativen auf EU-Ebene, die darauf abzielen, Qualifikationen und Kompetenzen vergleichbar zu machen und die Mobilität von ArbeitnehmerInnen zu stärken. Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) zählt ebenso dazu wie die nationalen Ausprägungen (NQRs) in den Mitgliedsstaaten.

 

BFIs setzen auf moderne Bildungsformen
Mit ihrem Anspruch, Weiterbildung außerhalb herkömmlicher Settings anzubieten und so für neue Zielgruppen attraktiv zu machen, steht die Perspektiva nicht alleine da. Bereits zum sechsten Mal fand im Oktober ebenfalls am BFI Oberösterreich ein Steuerkongress statt. Er widmete sich den neuesten steuerrechtlichen Entwicklungen und der aktuellen Judikatur und gilt als Fortbildung im Sinne des Bilanzbuchhaltungsgesetzes. Das BFI Tirol organisiert seit zehn Jahren Sicherheitsfachkraft-Tage, die sich als wichtiger Treffpunkt der Fachwelt etabliert haben. Seit 2008 reüssiert es mit Kongressen zu brisanten Themen des Datenschutzes und der Datensicherheit. Im Jänner richtete es schon zum vierten Mal einen gut besuchten Baurechtstag in Innsbruck aus. Im Mai folgte der erste Immobilientag, der SpezialistInnen aus der Branche mit juristischen Experten vernetzte. Gemeinsam ist all diesen Veranstaltungen eines: Renommierte ReferentInnen, spannende Fragestellungen und Raum für informellen Erfahrungsaustausch stoßen auf reges Publikumsinteresse.

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