Neuer Werkzeugsatz zu Lernen lernen

24.10.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Ein neues Toolkit hilft dabei, in der Lehre auch Lernkompetenzen zu thematisieren, zu trainieren und zu fördern.
Handbuch, Videos, Arbeitsblätter zum Lernkompetenztraining
Foto: (C) Friesenbichler/CONEDU
Im Zuge des internationalen Grundtvig-Projekts "LeWel Up" wurde ein Toolkit für Lehrende entwickelt, die das Lernen in ihrer Lehre thematisieren und Lernkompetenz trainieren möchten. Das Toolkit besteht aus einem Handbuch, einer DVD mit Videos und verschiedenen Arbeitsblättern mit Fallstudien. Die DVD und die Arbeitsblätter dienen der Gestaltung von Lehr-Lernprozessen zum Erwerb von Lernkompetenzen. Die Materialien stehen in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, kostenlos zum Download bereit und können auch in gedruckter Form als Mappe bestellt werden. Auch die Inhalte der DVD können von der Projektwebsite heruntergeladen werden.

Lernen Lernen: ein umfassendes Konzept
Das Toolkit will Lehrende dabei unterstützen, die Lernkompetenzen ihrer TeilnehmerInnen weiterzuentwickeln bzw. die Weiterentwicklung zu fördern. Was aber bedeutet Lernkompetenz? Im Toolkit wird sie durch folgende Punkte beschrieben:

  • Motivation, Interesse und Freude am Lernen haben
  • die eigenen Möglichkeiten erkennen
  • die eigenen Potenziale und Fähigkeiten erkennen
  • Eigenverantwortung übernehmen
  • bestehende Fähigkeiten ausbauen und neue erwerben
  • sich selbst wertschätzen
  • den eigenen Lernprozess unabhängig und eigenverantwortlich planen und umsetzen


Lernen lernen in drei Stufen
Das Toolkit beschreibt einen dreistufigen Prozess zur Entwicklung von Lernkompetenzen. Im ersten Modul geht es um eine Bestandsaufnahme: "Wo stehe ich jetzt?". In drei Lerneinheiten werden biografische Fragen, Fragen zum individuellen Lernbegriff und den individuellen Lernstrategien behandelt. Das zweite Modul setzt sich in vier Lerneinheiten mit den Herausforderungen, Hoffnungen und Erwartungen an Lernen auseinander. "Wie erreiche ich meine Ziele" ist die Frage, die über dem dritten Modul steht. In drei Lerneinheiten geht es hier um die konkrete Planung des Lernprozesses sowie um Strategien die helfen, die eigenen Pläne einzuhalten.

Lernen: Prozess und Produkt
In der ersten Einheit des ersten Moduls fragen die AutorInnen: Was ist lernen? Lernen kann als Veränderung im Verhalten definiert werden - ein Ergebnis als Endprodukt eines Prozesses. Gleichzeitig aber ist es der Prozess selbst - ein Prozess, der Verhalten aufgrund von Erfahrung ändert. Häufig sind sich Lernende in diesem Prozess nicht bewusst, dass sie gerade lernen. Dieses Bewusstsein kann hergestellt werden, indem die Lernenden vergangene individuelle Lernerfahrungen reflektieren. Dazu gibt es eine Reihe von Reflexionsfragen über jüngste Lernprozesse und die dabei angewandten Lernstrategien.

Was dabei hilft, eine Aufgabe zu bewältigen
In Lerneinheit 6 beispielsweise geht es um die Herausforderungen, die eine Weiterbildung oder ein Berufseinstieg mit sich bringen. Um sie annehmen zu können, müssen Lernende sich ihrer Kompetenzen bewusst sein. Sie erhalten daher Aufgaben, die unter Einsatz verschiedener Fähigkeiten zu lösen sind - etwa durch Konzentration. Unmittelbar nach Fertigstellung der Aufgabe reflektieren die Lehrenden mit den Lernenden über die Fähigkeiten, die nötig waren, um die Aufgabe zu bearbeiten. So trainieren Lernende ihre Konzentrationsfähigkeit und werden sich dieser gleichzeitig bewusst.

Videobotschaften als Reflexionsimpulse
Die DVD beinhaltet kurze Videobotschaften von SchottInnen, die im Erwachsenenalter den Wiedereinstieg in eine Ausbildung gewagt haben. Sie erzählen, warum sie sich für eine Weiterbildung entschieden haben. In der deutschsprachigen Version des Toolkit finden sich Übersetzungen der Videos als Transkript. Das LeWel Up Toolkit beinhaltet zur Unterstützung der Lerneinheiten sogenannte "Video-Arbeitsblätter", anhand derer man die DVD-Inhalte eingehend bearbeiten kann. Die Arbeitsblätter sind aber auch als eigenständiges Schulungsmaterial einsetzbar. Sie beinhalten Reflexionsfragebögen, mit deren Hilfe Lernende über eigene Aus- oder Weiterbildungsbedarfe und -wünsche nachdenken und sich die eigenen Text- und IKT-Kompetenzen bewusst machen können.

Über das Lewel Up Projekt
Das Grundtvig Projekt "LeWel Up" will EuropäerInnen mit geringen Kompetenzen und niedrigen Qualifikationen dabei unterstützen, sich an neue soziale und wirtschaftliche Situationen anzupassen und lebenslange LernerInnen zu werden. Dies soll vor allem durch die (Weiter-)Entwicklung der eigenen Lernkompetenzen erfolgen. Es setzt sich mit den Fragen auseinander, wie Bildung und Ausbildung dazu beitragen können, die Arbeitsmigration für benachteiligte Personen zu erleichtern und wie diese Zielgruppe motiviert werden kann, sich auf neuartige Lernangebote einzulassen. Im Rahmen des Projekts entsteht ein Schulungskonzept für gering Qualifizierte zur Entwicklung von "Kompetenzen für Arbeit und Leben". Darüber hinaus entwickeln die ProjektpartnerInnen eine einheitliche Definition von "Lernen lernen", die für Lehrenden in der Weiterbildung gedacht ist.

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