Förderung und Unterstützung von MigrantInnen in der Steiermark
Community-Angehörige sprechen über ihre Erfahrungen
Das Projektteam führte Gespräche mit Personen aus den MigrantInnen-Communities, um Herausforderungen in der Arbeit mit MigrantInnen zu erkennen und darauf aufbauend Handlungsoptionen abzuleiten. "In diesen Gesprächen wurde die völlig unterschiedliche Lage und grundlegende multisektorale und -funktionale Ausrichtung der Selbstorganisationen sichtbar. Sie lassen sich nicht auf ein Ziel oder auf ein Aufgabenfeld reduzieren", so Gertrude Peinhaupt, Geschäftsführerin von nowa. Vielmehr decken sie für ihre Mitglieder viele Bereiche ab, wie beispielsweise Hilfe und Unterstützung bei Amtswegen, am Wohnungsmarkt oder bei Fragen zu Gesundheit und Recht.
Die Community-Angehörigen berichteten auch von Problemen, die im Alltag von Selbstorganisationen auftreten können. So seien dies beispielsweise fehlende zeitliche Ressourcen der aktiven Mitglieder, deren nicht immer umfassendes Wissen, aber auch fehlende Räumlichkeiten der Selbstorganisationen für bestimmte Angebote, führt Peinhaupt weiter aus. Um hier gegenzuwirken, seien sowohl Unterstützungen in infrastruktureller Hinsicht, Aufschulungen für ehrenamtliche Helfende sowie gezielte finanzielle Extraanreize für bestimmte Tätigkeiten sinnvoll.
Unterstützende Personen können Nachteile von Bildungserfahrungen ausgleichen
Gertrude Peinhaupt zeigt am Beispiel einer jungen Frau aus Bosnien, wie wichtig unterstützende Personen sind, welche die Nachteile von Bildungserfahrungen ausgleichen können: "Die junge Frau sollte eigentlich nach der Pflichtschule eine Hilfstätigkeit beginnen. Durch die Vermittlung und finanzielle Unterstützung von LehrerInnen, die von ihren Stärken überzeugt waren, konnte sie zunächst die HAK, danach ein Studium absolvieren", erzählt die Geschäftsführerin.
16 Workshops für Mitglieder der Selbstorganisationen
Nach Gesprächen mit Angehörigen der Communities entwickelte und veranstaltete das Projektteam 16 Workshops für interessierte Mitglieder der Selbstorganisationen. Hier präsentierten die ProjektbetreiberInnen die Ergebnisse der Gespräche. Gemeinsam mit den Teilnehmenden führten sie vertiefende Analysen durch, tauschten Wissen zum Thema Bildung aus und entwickelten Strategien (beispielsweise zum Aufbau von persönlichem Vertrauen oder für einen niederschwelligen Zugang).
12 BildungskoordinatorInnen als "BrückenbauerInnen"
Im Rahmen des Projekts konzipierte das Team die Ausbildung von BildungskoordinatorInnen, an der zwölf Personen aus interessierten Communities kostenlos teilnahmen. Diese BildungskoordinatorInnen haben unterschiedliche Migrationsgeschichten, gehören zu unterschiedlichen Selbstorganisationen und decken viele Sprachen ab. Sie übernehmen Aufgaben an der Schnittstelle ihrer Organisationen, sind also sozusagen "BrückenbauerInnen" zwischen Bildungseinrichtungen und migrantischen Selbstorganisationen. Sie stehen auch im direkten Austausch mit Erwachsenenbildungsinstitutionen und wirken somit nach Innen zu den Mitgliedern und nach Außen hin zu Bildungsverantwortlichen und -einrichtungen.
Diese Vernetzung mit Erwachsenenbildungseinrichtungen zielt darauf ab, die Bildungsbeteiligung von MigrantInnen zu erhöhen und gemeinsam mit im Projekt erarbeiteten Handlungsansätzen zur interkulturellen Öffnung der Erwachsenenbildung beizutragen. "Langfristiges Ziel ist es, BildungskoordinatorInnen als Berufsfeld anzuerkennen und in der Erwachsenenbildung neben BeraterInnen, TrainerInnen und BildungsmanagerInnen einzugliedern", betont Peinhaupt.
BildungskoordinatorInnen bereits aktiv
Diverse Bildungseinrichtungen, die Stadt Graz und das Land Steiermark haben bereits früher als geplant um die Unterstützung von BildungskoordinatorInnen angefragt. Diese führen die Aufträge zurzeit noch auf Honorarbasis aus, mittelfristig solle dies aber in existenzsichernde Dienstverhältnisse übergehen, so Peinhaupt.
Zugang zu Erwachsenenbildungsinstitutionen erleichtern
Aus der Erhebung der Bildungsbedarfe von MigrantInnen leiteten die Projektbeteiligten Empfehlungen für Erwachsenenbildungseinrichtungen ab, die den Zugang zu ihren Institutionen erleichtern sollen. Beispielsweise schlagen sie vor, gemeinsame Kurse für ÖsterreicherInnen und MigrantInnen anzubieten, die Öffentlichkeitsarbeit intensiver und niederschwelliger zu gestalten sowie Kurse mit nachgefragten Zertifikaten als Abschluss bereitzustellen.
Aber auch die Weiterbildung und Sensibilisierung des gesamten Personals in Erwachsenenbildungseinrichtungen im Bereich interkulturelle Öffnung, um Barrieren aufgrund von Unwissen abzubauen, sind wichtige Veränderungsvorschläge.
"Integrations-stadtkarte" auf Website der Stadt Graz abrufbar
Innerhalb des Projekts entstand eine "Integrations-stadtkarte", auf der die migrantischen Selbstorganisationen zu finden sind. "Dies macht die große Wertschätzung der Arbeit in den Communities durch die Stadt Graz sichtbar und erleichtert den Erwachsenenbildungseinrichtungen und anderen Organisationen die Kontaktaufnahme", so Peinhaupt. Die "Integrations-stadtkarte" ist über die Website der Stadt Graz zu finden und wird auch über das Projekt hinausgehend aktualisiert.
Das Projekt "I-Connect"
"Der Begriff 'I-Connect' ist eine Wortneuschöpfung", informiert Peinhaupt, wobei "I" für Inklusion und "Connect" für "Verbindung, verbinden" stehe. Das Projekt lief von 01. Februar bis 30. Juni 2014 und wurde vom Verein nowa Training, Beratung, Projektmanagement gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung (IFA), der GEFAS Steiermark - Akademie für Generationen und dem Integrationsreferat der Stadt Graz durchgeführt. Der Europäische Sozialfonds (ESF) und das Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) förderten das Projekt.
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