Unternehmen bemängeln fachliche und Basisqualifikationen von BewerberInnen

22.05.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Anlässlich des "Tag der Weiterbildung" am 04. Juni stellte die Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung Ergebnisse einer Unternehmensbefragung vor.
PbEB-Sprecher Hannes Knett
Foto: (C) PbEB/Stephanie Moser
Die Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB) beauftragte anlässlich des von ihr veranstalteten österreichweiten Tags der Weiterbildung am 4. Juni 2014 wie schon in den Jahren zuvor eine Studie - "Weiterbildung 2014". Das Marktforschungsinstitut MAKAM Research hat heuer 500 Führungskräfte österreichischer Unternehmen mit über 20 Beschäftigten zu Bewerbungen und BewerberInnen befragt.

Unternehmen vermissen grundlegende Qualifikationen
Viele heimische Unternehmen vermissen bei den Bewerbungen, die sie erhalten, ganz grundlegende Qualifikationen, so das Ergebnis der Studie: 36% vermissen fachliche Qualifikationen, die für den Beruf unmittelbar nötig sind. 34% der Unternehmen stellen mangelnde Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse fest.

Schreib-, Lese-, und rechnerische Kompetenzen für Unternehmen bedeutsam
Dass gerade fehlende Grundkenntnisse ein Stolperstein für BewerberInnen sein könnten, zeigt auch die Bedeutung verschiedener Qualifikationen bei der Auswahl von BewerberInnen: An erster Stelle stehen die Grundkenntnisse Schreiben, Lesen, Rechnen mit einem Durchschnittswert von 1,21 auf einer fünf-stufigen Skala, wobei 1 "sehr wichtig" bedeutet.

Darauf folgen eine Reihe von Soft Skills wie Engagement und Eigenmotivation (1,22), Flexibilität (1,47), kommunikative Fähigkeiten (1,51) und Kritikfähigkeit (1,65). "Sensiblität für Compliance" - also die Einhaltung von Regeln, Gesetzen und Richtlinien durch ein Unternehmen -  gewinnt der Studie zufolge an Bedeutung (1,96). Erst danach folgen fachliche Qualifikationen wie EDV-Anwenderkenntnisse (2,09), kaufmännische Fähigkeiten (2,15), technische Fähigkeiten (2,22) und Fremdsprachenkenntnisse (2,76).

Unternehmen vertrauen auf Weiterbildung, um fachliche Wissenslücken auszugleichen
Nach Ansicht der PbEB belege die Studie das Vertrauen von Unternehmen in Weiterbildung, wenn es darum geht, punktuelle fachliche "Wissenslücken" zu schließen. Deshalb habe das Fehlen einzelner Fachqualifikationen auch im Bewerbungsprozess eine etwas geringere Bedeutung, so die PbEB in einer Presseaussendung.

Die befragten Unternehmen wurden gebeten, nach Schulnotenskala zu beurteilen, welche Qualifikationen durch Weiterbildung vermittelt werden können. Weiterbildung könne demnach vor allem EDV-Anwenderkenntnisse sehr gut vermitteln (1,71), gefolgt von technischen Fähigkeiten (1,86), kaufmännischen Fähigkeiten und Fremdsprachenkenntnissen (je 1,88) sowie kommunikativen Fähigkeiten (1,95). Etwas weniger stark vertrauen die Unternehmen auf Weiterbildung, wenn es um Soft Skills wie Kritikfähigkeit, soziale Kompetenzen oder Eigenmotivation geht.

Knett dazu: "Es ist verständlich, dass die Unternehmen sich bei Fachqualifikationen stärker auf Weiterbildung verlassen. Wenn ein Mitarbeiter nicht weiß, wie er eine Maschine bedienen soll, kann er einen Kurs besuchen - und hat danach verlässlich die gewünschte Qualifikation. Wenn einem Arbeitnehmer kommunikative Fähigkeiten oder soziale Kompetenz fehlen, kann Weiterbildung zwar den nötigen Anstoß zur Verbesserung geben. Aber ein Kurs reicht nicht aus, das Unternehmen muss selbst auch etwas tun und begleitende Maßnahmen setzen, und natürlich muss die Bereitschaft des jeweiligen Beschäftigten vorhanden sein".

Bewerbungen: Frauen besser als Männer
Außerdem hat die Studie ein gender-spezifisches Detail ans Licht gebracht: "Überraschend für uns war, dass Bewerberinnen deutlich besser bewertet werden als Bewerber", so PbEB-Sprecher Knett. Zwar ortet nur ein Fünftel der österreichischen Betriebe geschlechtsspezifische Unterschiede. Aber bei diesem fällt das Urteil ganz klar zugunsten der Frauen aus: 88% dieser Unternehmen empfinden die Bewerbungen von Frauen besser, nur 12% bewerten jene von Männern besser.

Tag der Weiterbildung am 4. Juni 2014
Der "Tag der Weiterbildung", ein österreichweiter Aktionstag, wird von der "Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung" (PbEB) veranstaltet. In fast allen Bundesländern finden an diesem Tag verschiedene Events zum Thema Weiterbildung statt. Die kostenlosen Veranstaltungen sind meist für alle Bildungsinteressierten zugänglich. Schwerpunkt ist 2014 das Thema "Neues Arbeiten - Neues Lernen". Das Spektrum umfasst Impulsvorträge, Podiumsdiskussionen, Informationsabende, Business Breakfasts, Innovationstalks, Online-Events, Webinare und virtuelle Trainings.

Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung
Die Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung wurde 2007 gegründet und ist eine freiwillige und unabhängige Vereinigung von Anbietern berufs- und wirtschaftsbezogener Aus- und Weiterbildungsaktivitäten. Zu den Mitgliedern der Plattform zählen die Akademie der Wirtschaftstreuhänder, Berlitz Austria GmbH, die bit group - best in training, die Berater®, die Humboldt Bildungsgesellschaft m.b.H., die ipcenter.at GmbH, das ÖPWZ - Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum, die TÜV AUSTRIA AKADEMIE GMBH und das WIFI - Wirtschaftsförderungsinstitut der Wirtschaftskammer Österreich. Darüber hinaus sind das Controller Institut und die LLL Academy Technikum Wien Mitveranstalter des "Tags der Weiterbildung".

Quelle: Pressemitteilung der PbEB (red. bearb.)
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