Ludo-Hartmann-Preise 2013 vergeben

31.03.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Karin Gugitscher, Petra Reidl, Tanja Mokina und Georg Ondrak wurden für ihre Fach- und Abschlussarbeiten im Interesse der VHS ausgezeichnet.
VHS-Gründer Ludo Moritz Hartmann
Foto: (C) Österreichisches Volkshochschularchiv
Für "hervorragende Arbeiten" im Interesse der Volkshochschulen verleiht der Verband Österreichischer Volkshochschulen alle zwei Jahre den mit 2.200 Euro dotierten Ludo-Hartmann-Preis und den Ludo-Hartmann-Förderungspreis. Beide Preise wurden 2013 gleich zweifach vergeben. So konnten im Rahmen einer feierlichen Verleihung durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am 19. März 2014 insgesamt vier Preise überreicht werden.

Karin Gugitscher: Bildungsberatung in Wien sozialhistorisch aufgearbeitet
Karin Gugitscher erhielt den Ludo-Hartmann-Preis für ihre Masterarbeit über das "Berufsberatungsamt der Stadt Wien und der Arbeiterkammer Wien", einer Institution, die in der Zwischenkriegszeit Bildungs- und Berufsberatung angeboten hat. Gugitscher untersuchte die Ziele und Praktiken dieser Einrichtung vor dem Hintergrund der sozialen, ökonomischen und sozialpolitischen Gegebenheiten sowie des Bildungswesens und der Wiener Bildungspolitik. Ziel des Berufsberatungsamts war zum einen, dass Arbeitgeber an Lehrlinge kommen konnten, die den Arbeitsanforderungen gewachsenen und am Beruf interessiert waren. Zum anderen sollten SchulabsolventInnen und BerufsumsteigerInnen einen ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechenden Beruf erlernen können. Die Berufsberatung sollte schließlich auch zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit beitragen, indem sie über Berufschancen einzelner Wirtschaftszweige aufklärte. Der Beratungsbegriff dieser Einrichtung war ein umfassender, stellt Gugitscher fest: Zu den Beratungsgesprächen kamen auch ärztliche oder sg. "psychotechnische" Untersuchungen und Vorsprachen, beispielsweise zur Vermittlung von Lehrstellen, zur betrieblichen Berufseignung oder zur Arbeitsleistung.

Petra Reidl: Unterstützungsmöglichkeiten von Selbstlernprozessen analysiert 
Der zweite Ludo-Hartmann-Preis für das Jahr 2013 ging an Petra Reidl für ihre Facharbeit "Selbstgesteuertes Lernen in der Erwachsenenbildung - Möglichkeiten der Unterstützung von Selbstlernprozessen am Beispiel der Berufsreifeprüfung". Die Facharbeit setzt sich mit der Bedeutung des selbstgesteuerten und eigenverantwortlichen Lernens in den Vorbereitungslehrgängen der Berufsreifeprüfung auseinander. Sie beschreibt, wie Lernende in ihrem Lernprozess - bei der Aufnahme von Wissen und der Verarbeitung von Informationen - unterstützt werden können, ob im Präsenzunterricht oder auch durch eLearning. Letzteres setzt ja grundsätzlich auf Eigeninitiative und Selbstorganisation, dennoch bedarf es guter Vorbereitung und seitens der Lernenden einer hohen Lernmotivation und Disziplin. Methoden zur Unterstützung von Selbstlernprozessen wie das sg. "Unterrichtsgespräch", Gruppenpuzzles, "Galerien" und Partnerarbeiten, Stationenlernen wurden von Reidl ausgewählt, in der Praxis umgesetzt und anschließend evaluiert. In der Laudatio wurde hervorgehoben, dass Petra Reidl mit ihrer Facharbeit ein bildungspolitisch und auch pädagogisch bedeutsames Thema fundiert und theoretisch gut begründet aufgearbeitet habe.

Tanja Mokina: Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit für Grundbildung aufgezeigt
Der Ludo-Hartmann-Förderungspreis 2013 für Arbeiten im Interesse der Volkshochschulen ging an Tanja Mokina für ihre Diplomarbeit zum Thema "Öffentlichkeit in der Grundbildung. Aufbau von Grundbildungsstrukturen in Kärnten". Schätzungen zufolge können etwa 600.000 Erwachsene in Österreich trotz absolvierter Schulpflicht nur mangelhaft lesen, schreiben und rechnen. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen und die Entwicklung der Grundbildung und Alphabetisierung voranzutreiben, bedarf es gezielter und vielfältiger Öffentlichkeitsarbeit. Tanja Mokina zeigt in ihrer Diplomarbeit auf, was Öffentlichkeitsarbeit in der Grundbildung bewirken kann, wenn man sie konsequent verfolgt. Neben einem theoretischen Exkurs beschäftigt sie sich vor allem mit der Frage, wie Menschen mit Grundbildungsbedarf über das Kursangebot informiert und gleichzeitig ermutigt werden können, den Schritt in eine Kursmaßnahme zu wagen. Darüber hinaus gibt sie Einblick in die Alphabetisierungsarbeit und beschreibt einen Weg, der zum Aufbau der Grundbildungsangebote in Kärnten führte.

Georg Ondrak: Wie das zu bildende Gegenüber konstruiert wird
Auch Georg Ondrak erhielt den Ludo-Hartmann-Förderungspreis für seine Masterarbeit "Bildung - für wen? Eine exemplarisch wissenssoziologische Fallstudie zur Volkshochschul-Erwachsenenbildung in Wien". Er fragt darin, wie das planende Personal der Wiener Volkshochschulen GmbH das von den Volkshochschulen zu bildende Gegenüber konstruiert. Dabei geht es um Bezeichnungen, Kategorien und Typisierungen, aber auch um den Prozess der Konstruktion, etwa in welchen Zusammenhängen das Gegenüber konstruiert wird oder was dabei typische Handlungsmuster sind. Das Ergebnis der Arbeit lautet: Die Konstruktion hängt mit dem Wissen zur formellen Organisation zusammen (etwa mit dem Leitbild der Wiener Volkshochschulen GmbH oder offiziellen Planungsdokumenten), aber auch mit der typischen beruflichen Praxis (Angebote, Formate, Projekte, dem eigenen Standort, der Region und persönlichen Begegnungen und Erfahrungen).
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