Altem Pflanzenwissen auf der Spur

27.01.2014, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Projekt "Europlants" sammelt altes Wissen über Pflanzen. Das Tiroler Bildungsforum nimmt damit erstmalig an einer "Grundtvig-Lernpartnerschaft" teil.
Weidenflechten in der Grundtvig Lernpartnerschaft
Foto: Tiroler Bildungsforum
Lernpartnerschaften fördern im Bereich der Erwachsenenbildung die europäische Kooperation zwischen Lehrenden und Lernenden aus verschiedenen europäischen Ländern. Das "Tiroler Bildungsforum - Verein für Kultur und Bildung" beteiligt sich im Rahmen des Projektes "Europlants" das erste Mal an dieser Form des länderübergreifenden Austauschs.

Zwiebelwickel, Besen binden, Hustentee ... was haben Sie früher aus Pflanzen gemacht?
Ziel des Ende 2012 gestarteten Projekts "Europlants" ist es einerseits, altes Pflanzenwissen aus verschiedenen Ländern zu erheben und an jüngere Generationen weiterzugeben. Andererseits wird der Austausch zwischen den einzelnen Partnerländern gefördert und das Bewusstsein für die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Vielfalt in Europa erweitert. "Im Rahmen des Projektes finden in zwei Jahren insgesamt 7 Treffen in den verschiedenen Partnerländern - England, Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich und Tschechien - statt", informiert Julia Schobesberger vom Tiroler Bildungsforum. Die unterschiedlichen ökologischen Gegebenheiten und Pflanzennutzungen kennenzulernen, steht bei diesen Besuchen ebenso auf dem Programm wie der Austausch und das Erleben kultureller "Feinheiten" unter den Teilnehmenden. Dazu Schobesberger: "Das Programm in Spanien wird gerne mit einer ausgiebigen "Siesta" unterbrochen, während in Österreich der Wert auf Pünktlichkeit liegt".

Hitze in Spanien und Schnee in Innsbruck
Die Treffen in den Partnerländern dauern jeweils rund 4 Tage und bestehen aus Workshops, Vorträgen und Exkursionen zur traditionellen regionalen Pflanzennutzung. In Spanien stand beispielsweise das Flechten mit Palmblättern, Seifenherstellung und Herstellung einer Aloe Vera-Creme auf dem Programm. Das alles bei 25 Grad im November und pausenfüllender Abkühlung im Meer! Ein Jahr später, im Oktober 2013, kamen 23 Personen nach Innsbruck … das sich zu diesem Zeitpunkt wegen eines überraschenden Wintereinbruchs von seiner schneeweißen Seite präsentierte. So bekamen die TeilnehmerInnen einen Eindruck von unseren klimatischen Bedingungen und konnten sich bei der Flachsherstellung, beim Kochen mit heimischen Kräutern, beim Herstellen vom Meisterwurz-Hydrolat oder beim Weidenflechten ein Bild über unsere heimischen Pflanzen und deren Verwendung machen.

"Wissens-Schätze" werden ausgegraben
Wie kommt man zu vielfältigen Pflanzennutzungen? Ganz einfach: Man befragt möglichst viele Leute nach ihrem Wissen. Das hat das Tiroler Bildungsforum im Rahmen der "Tiroler Gartentage 2013" gemacht. 5.000 BesucherInnen wurden nach ihnen bekannten Verwendungen von Pflanzen befragt. Interessantes kam zum Vorschein - alte, verborgene Schätze konnten "gehoben" werden:

 

Nach dem Krieg hat Mutter mit Walnussblättern die gestrickten Schafwollpullover gefärbt. Ich glaube, die Walnussblätter wurden in einem großen Topf ausgekocht und die Pullover in die Brühe gegeben.

 

Stinkender Storchenschnabel-Essenz: Stinkenden Storchenschnabel in ein Glas geben, halbvoll gefüllt mit Alkohol (mind. 60 %) übergießen, bis alle Kräuter bedeckt sind. 2-3 Wochen stehen lassen. In dunkle Flaschen abfüllen und bei Bedarf (Erkältung, Grippe) 3 bis 5 x 10 Tropfen einnehmen (pur oder mit Wasser verdünnt).

Projekt läuft noch bis Juli 2014
Bis Juli 2014 werden nun in den einzelnen Ländern auf lokaler Ebene verschiedene Aktivitäten zum Thema "Altes Pflanzenwissen" stattfinden. Außerdem wird länderübergreifend ein E-Book mit Informationen über die Verwendung von einzelnen Pflanzen in allen Partnerländern entstehen. Julia Schobesberger: "Wir laden auch Sie herzlich ein, uns Wissenswertes über Ihre persönliche Lieblingspflanze mitzuteilen!"

Weitere Informationen: