Lehrlingsausbildung am BFI

23.12.2013, Text: Katharina Moser, BFI Österreich
Das BFI ist mit seiner überbetrieblichen Berufsausbildung einer der größten österreichischen Lehrlingsausbilder. Die Zahl der Ausbildungsplätze steigt.
BFI-Berufsausbildungszentrum in Sigmundsherberg
Foto: BFI Niederösterreich
Betriebliche Lehrstellen weiterhin rückläufig
Seit den 1990er Jahren ist ein stetiger Rückgang an betrieblichen Lehrstellen zu beobachten. Laut der letzten Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer wurden Ende 2012 in 35.137 Lehrbetrieben 115.707 Lehrlinge ausgebildet. Das waren wieder um rund 3.000 bzw. 2,4 % weniger als im Jahr davor. Für Jugendliche bis zu 18 Jahren, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden können, gibt es seit 2008 eine Ausbildungsgarantie. Sie werden vom Arbeitsmarktservice in eine überbetriebliche Lehrausbildung vermittelt. 2012 entfielen bereits 7,6 % aller Lehrstellen in Österreich auf die überbetriebliche Lehrausbildung.

 

Das BFI stellt 50 % der überbetrieblichen Ausbildungsplätze in Österreich
Von den 9.521 Ausbildungsplätzen, die Ende 2012 in Österreich im Rahmen des Auffangnetzes geschaffen wurden, konnte das Berufsförderungsinstitut (BFI) 4.718 (50 %) zur Verfügung stellen. Im aktuellen Wintersemester 2013/14 stieg die Zahl der Ausbildungsplätze am BFI auf 4.886. Davon entfielen 4.024 auf die Lehrausbildung gemäß § 30b des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) und 862 auf die integrative Berufsausbildung gemäß § 8b BAG. Die meisten Lehrlinge bildet das BFI Niederösterreich aus (1.564), gefolgt von den BFIs in Oberösterreich (1.042), Wien (935) und der Steiermark (715).

 

Über 100 Lehrberufe stehen zur Auswahl
2013 bereiteten sich Jugendliche in der überbetrieblichen Lehrausbildung am BFI auf 128 verschiedene Lehrberufe vor, teils in Kooperation mit Betrieben, teils in den zahlreichen BFI-Lehrwerkstätten und Berufsausbildungszentren. Die Schwerpunkte der BFI-Werkstätten liegen auf Metall- und Elektrotechnik, Informationstechnologie, Mediendesign und Medientechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik. Auch traditionelle Handwerke wie Tischlerei, Zimmerei und Spenglerei können erlernt werden. Ergänzend zur Lehrausbildung werden Zusatzqualifikationen wie Englisch und Trainings in verschiedenen Soft Skills angeboten. Berufsorientierungs- und Coachingkurse runden das Angebot ab. Darüber hinaus werden die Jugendlichen bei Bedarf durch sozialpädagogische BetreuerInnen unterstützt. Die Erfolge können sich sehen lassen: Das BFI Wien verzeichnete beispielsweise zuletzt eine positive Abschlussquote von 85%. "Dies ist umso bemerkenswerter, als es sich gerade um jene Jugendlichen handelt, die gemeinhin - trotz des oft beklagten Lehrlingsmangels - als nicht in den primären Arbeitsmarkt vermittelbar abgestempelt werden", freut sich der Geschäftsführer des BFI Wien, Franz-Josef Lackinger. Die KandidatInnen aus der überbetrieblichen Ausbildung absolvieren genau wie alle anderen Lehrlinge ihre Abschlussprüfung vor der Kommission der Wirtschaftskammer.

 

Moderne Werkstätten mit Top-Ausstattung  
Die Berufsausbildungszentren der BFIs werden laufend modernisiert und bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, den Umgang mit allen für ihr Berufsbild relevanten Maschinen und Werkzeugen zu erlernen. "Neben der fachlich kompetenten und pädagogisch engagierten Betreuung ist vor allem die hochwertige technische Ausstattung der Werkstätten ein großer Vorteil der überbetrieblichen Lehrausbildung am BFI", erklärt Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich.

 

Wachsende Zahl von Lehrabschlüssen im zweiten Bildungsweg
Angesichts des befürchteten Fachkräftemangels gewinnt auch die Lehrausbildung für Erwachsene zunehmend an Bedeutung. Insgesamt ist ein deutlicher Anstieg von Lehrabschlussprüfungen im zweiten Bildungsweg zu beobachten. Seit 2003 hat sich ihre Zahl beinahe verdoppelt. 2012 waren es österreichweit 6.982 Lehrabschlussprüfungen, das entspricht fast 15 %. Die BFIs bieten FacharbeiterInnen-Intensivausbildungen und andere Vorbereitungskurse für Lehrabschlüsse in über 40 Berufen von BerufskraftfahrerIn bis zahnärztliche FachassistentIn an. Berufstätige und WiedereinsteigerInnen bereiten sich an den Berufsförderungsinstituten je nach einschlägigen Vorkenntnissen in rund 400 sechs- bis 17-monatigen Kursen pro Jahr auf die außerordentliche Lehrabschlussprüfung vor. Durch einen abwechslungsreichen Mix aus theoretischen Einheiten und praktischen Beispielen erwerben die TeilnehmerInnen das Wissen, das sie bei der Prüfung und später in der Berufspraxis benötigen.

 

Das Erfolgsmodell Lehre mit Matura
Seit ArbeitsmarktexpertInnen aus ganz Europa aufgrund der hierzulande verhältnismäßig niedrigen Jugendarbeitslosigkeit nach Österreich kommen, um das Modell der dualen Berufsausbildung zu studieren, bessert sich das Image der Lehre langsam. Eine "Bildungssackgasse" ist sie schon lange nicht mehr. Seit der Einführung der kostenlosen Berufsreifeprüfung für Lehrlinge im Herbst 2008 absolvieren jährlich österreichweit rund 10.000 Jugendliche parallel zu ihrer Lehrausbildung Vorbereitungskurse für die Berufsmatura. Im Wintersemester 2012/13 besuchten 4.295 davon einen oder mehrere Kurse am BFI. Der Marktanteil des BFI beträgt bundesweit um die 35 %, in der Steiermark sogar über 70 %. Die Erfolgsquote liegt mit 80 % kaum unter jener der erwachsenen AbsolventInnen der Berufsreifeprüfung. "Die Lehre mit Matura eröffnet Jugendlichen, die sich für eine praxisbezogene Ausbildungsschiene entschieden haben, in Österreich die gleichen Studien- und Karrierechancen wie die Matura an einer höheren Schule - ein wichtiger Beitrag zur Aufwertung der Lehre und zur Durchlässigkeit des österreichischen Bildungssystems", stellt Sturm fest.

Weitere Informationen: