Im Kaffehaus über die Moderne diskutieren

13.01.2014, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Der 4. Wiener Gemeindebezirk - Wieden - als ein Erinnerungsort der Moderne: Darüber lässt sich im Kaffeehaus trefflich wissenschaftlich diskutieren.
Gelebte Wiener Kaffeehaus-Kultur in Wien Wieden
Foto: Mathias Baumgart
Seit über einem Jahr sind die interessierten Bewohnerinnen und Bewohner der Wieden zwei Mal im Monat eingeladen, sich über den Begriff der Moderne Gedanken zu machen - und das in gemütlicher Kaffeehausatmosphäre im Cafe Goldegg. Eingebunden sind diese vom Kulturverein Wieden initiierten Gespräche und Diskussionen in das Forschungs- und Buchprojekt "Auf den Spuren der Moderne in der Wieden".

 

"Zahlreiche zeitweilige Bewohner der Wieden haben sich in der Vergangenheit mit dem Begriff der Moderne beschäftigt - von Karl Kraus bis Theodor W. Adorno", informiert Univ. Doz. Dr. Johann Dvorak vom Kulturverein Wieden. Sie lieferten mit ihren Gedanken auf den Gebieten der Wissenschaft, Literatur, Musik und Künste nicht nur wichtige Theorien, sondern auch die Grundlagen für das aktuelle Buchprojekt.

Diese Theorien, ergänzt mit Impulsreferaten, bildeten auch die Basis für die Kaffeehausgespräche. Gleichzeitig wurden die Interessierten laufend über den Stand des Forschungs- und Buchprojektes informiert. Johann Dvorak: "Es war sehr erfreulich, dass die teilnehmenden Bewohner der Wieden immer wieder bemerkenswerte Erinnerungen und Hinweise beisteuern konnten, die die weitere Forschung und das Schreiben der Buchbeiträge bereicherten".

So wurde unter anderem intensiv über Karl Kraus, Gustav Mahler, Arthur Schnitzler, Rosa Mayreder, Hanns Eisler, Rudolf Kolisch, Ernst Krenek, Thomas Mann (in dessen Roman Dr. Faustus die Wieden kurz vorkommt), Hermann Broch, Robert Musil, Karl, Ludwig und Paul Wittgenstein, Moritz Schlick und den Paul Zsolnay-Verlag sowie das Scala-Theater diskutiert.

Dem Kulturverein Wieden gelingt es mit dieser unkonventionellen Methode, Arbeitsprozesse beim Forschen und beim Schreiben von Buchbeiträgen sichtbar zu machen, durch Diskussionsbeiträge bereichernd zu ergänzen und gleichzeitig wichtige Einsichten über moderne Kunst und Wissenschaft zu vermitteln. Johann Dvorak: "Damit kann eine kleine Lokalgeschichte der Moderne entstehen, gleichzeitig wird viel Zerstörtes und Verdrängtes, aber weit über die Bezirks- und Landesgrenzen hinaus Bedeutendes wieder entdeckt und zugänglich gemacht". Eine solche Art von lokaler Geschichte braucht sich keineswegs an räumlicher und geistiger Enge, sondern soll sich vielmehr an intellektueller Offenheit und Öffnung orientieren.

Der Kulturverein Wieden ist ein Mitgliedsverein des Wiener Volksbildungswerkes - Basis.Kultur.Wien.

Weitere Informationen: