Update: Dossier zu Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft

09.12.2013, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Bildungsforscherin A. Sprung gibt einen differenzierten Überblick zur Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft im vollständig überarbeiteten Themendossier.
Foto: (C) iStockphoto.com/TommL
Von Interkulturalität zur EB in der Migrationsgesellschaft
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Vor über 5 Jahren wurde unter dem Titel "Interkulturelle Erwachsenenbildung" ein umfangreiches Themendossier auf erwachsenenbildung.at veröffentlicht, das seither von vielen unserer LeserInnen als Recherchequelle genutzt wird. Seitdem hat sich in der Forschung und Praxis viel getan. Autorin Annette Sprung, Forscherin an der Universität Graz, hat das Dossier unter Mitwirkung von Verena Plutzar und Angelika Hrubesch jetzt vollständig überarbeitet und neu strukturiert. Es ist ab sofort unter dem Titel "Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft" auf erwachsenenbildung.at aufrufbar.

 

Erwachsenenbildung im Zeitalter der Migration
Menschen sind weltweit in Bewegung - Bewegung im Sinne der dauerhaften Niederlassung an neuen Orten. Migration wird damit zum konstitutiven Merkmal des gesellschaftlichen Wandels und hat politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Auswirkungen. Dadurch ergeben sich auch neue Herausforderungen für das Bildungswesen bzw. die Erwachsenenbildung. Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft ist Sprung zufolge nicht auf die Arbeit mit bestimmten Zielgruppen zu reduzieren. Sie sei vielmehr gefordert, die mit Migration verbundenen Phänomene zu reflektieren und in ihre Arbeit einzubeziehen. LernerInnengruppen etwa werden heterogener. - Wie ist damit umzugehen? Auch gelte es, zur Bekämpfung von Rassismen und Diskriminierung oder zur Verwirklichung von Partizipationschancen beizutragen.

 

Migration theoretisch abgesteckt
In den "Grundlagen" bestimmt Sprung zunächst zentrale Begriffe wie den vielgebrauchten und mittlerweile als diskriminierend erachteten Begriff "Migrationshintergrund" oder den Integrationsbegriff. Sie zeigt, inwiefern Österreich als Migrationsland zu bezeichnen ist und belegt dies mit teils überraschenden, weil wenig bekannten Zahlen. Beispielsweise erfolgt die Zuwanderung nach Österreich zu etwa einem Drittel aus der EU. Um das Feld der Migration theoretisch zu beleuchten, bezieht sich Sprung auf Theorien und Konzepte der sogenannten Interkulturellen Pädagogik, aber auch aus angrenzenden Feldern wie der Soziologie, den Sprachwissenschaften, der Philosophie, der Kommunikationswissenschaft, der Psychologie und der Politikwissenschaft. Ergänzt wird diese Darstellung durch Ergebnisse aus der empirischen Forschung zum Thema.


Vielfältige Angebotspraxis
Bildungs- und Beratungsangebote rund um Mehrsprachigkeit, Migration und Interkulturalität seien im vergangenen Jahrzehnt stark expandiert, so Sprung. Sie unterscheidet vier Angebotsbereiche: Zahlreiche Angebote sprechen speziell AdressatInnen mit Migrationsgeschichte an. Sie stehen häufig unter dem Label "Integration" oder "Partizipation". Darüber hinaus habe sich eine Reihe an Weiterbildungsmöglichkeiten für in der Weiterbildung bzw. Lehre Tätige etabliert, die sogenannte "Interkulturelle Kompetenzen" vermitteln möchten. Auch Angebote der politischen bzw. rassismuskritischen Bildung werden von Sprung beschrieben. Diese zielen auf Bewusstseinsbildung zu migrationsgesellschaftlichen Themen, auf den Abbau von Ausgrenzung und auf Empowerment. Sprung identifiziert schließlich ein weiteres Segment: Begegnungs- und Austauschformate im Sinne des "Miteinander-Lernens". Zu all diesen Bereichen gibt es im Dossier Listen mit beschriebenen Beispielen, die allerdings nicht den Anspruch auf Vollständigkeit haben.


Die Autorin
Annette Sprung ist außerordentliche Universitätsprofessorin und Leiterin des Arbeitsbereichs Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz. 2008 hat sie gemeinsam mit Christian Kloyber eine Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at zu Migration und Interkulturalität herausgegeben. Sie habilitierte sich 2011 zum Thema "Weiterbildung in der Migrationsgesellschaft - zwischen Diskriminierung und Anerkennung". Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte neben der (Weiter-)bildung in der Migrationsgesellschaft sind Integrationspolitiken, rassismuskritische Bildung, Differenzdiskurse/Diversity und interkulturelle Pädagogik. Einzelne Beiträge im Dossier stammen auch von Verena Plutzar (Universität Wien) und Angelika Hrubesch (AlfaZentrum für MigrantInnen, VHS Wien).


Ausblick: Update Gender Mainstreaming und Dossier Bildungsberatung
Anfang nächsten Jahres erwartet die LeserInnen von erwachsenenbildung.at bereits eine weitere umfassende Überarbeitung eines Themendossiers: Surur Abdul-Hussain hat das Themendossier Gender Mainstreaming aktualisiert und neu strukturiert. Rudolf Götz wird ein neues Dossier zur Bildungsberatung erstellen, dass im Frühjahr erscheinen soll. Der Newsletter von erwachsenenbildung.at wie auch die Social-Media Kanäle informieren über die Neuerscheinungen.

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