ErwachsenenbildnerInnen sehen sich durch neueste Studien bestätigt

06.11.2013, Text: unter Mitarbeit von Doris Wyskitentsky, BMUKK, Redaktion: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Im Rahmen einer Präsentation der PIAAC und AES diskutierten Forschung, Erwachsenenbildung und BMUKK die aktuellsten Erkenntnisse.
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Schluss: Bestehende Instrumente weiter ausbauen
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Am 25. Oktober 2013 fand in Wien eine von der Abteilung Erwachsenenbildung des BMUKK organisierte Präsentation der wichtigsten Ergebnisse zweier im Herbst 2013 veröffentlichter Studien statt: PIAAC, Programme for the International Assessment of Adult Competences und die Weiterbildungserhebung AES, Adult Education Survey. VertreterInnen der Erwachsenenbildungseinrichtungen und WissenschafterInnen aus dem Bereich der Erwachsenenbildungsforschung waren dazu eingeladen.

PIAAC - "PISA für Erwachsene"
Die OECD-Studie PIAAC, methodisch vergleichbar mit der PISA-Studie, wurde 2012 erstmalig durchgeführt. Sie erhob die für Beruf und Alltag relevanten Schlüsselkompetenzen von 16- bis 65-jährigen Erwachsenen: Lesekompetenz, alltagsmathematische Kompetenz und Problemlösen im Kontext neuer Technologien. 24 Länder, darunter 17 EU-Länder nahmen an der Erhebung teil. Die lange mit Spannung erwarteten Ergebnisse liegen jetzt vor.

Österreich: Handlungsbedarf bei Lesekompetenz
Österreich zählt, neben Deutschland, zu den Ländern, die nur in einem Kompetenzbereich über dem OECD-Durchschnitt liegen. Analog zu den PISA-Ergebnissen hat Österreich auch bei den Erwachsenen vermehrten Handlungsbedarf im Bereich der Lesekompetenz. Diese liegt unter dem OECD-Durchschnitt; etwa 17,1% der österreichischen Bevölkerung verfügen über keine oder allenfalls niedrige Lesekompetenz. Auffallend ist, dass die Lesekompetenz bei jungen Frauen ab dem 20. Lebensjahr laufend abnimmt und sich der Vorsprung 16-jähriger Mädchen gegenüber Burschen im selben Alter ins Gegenteil verkehrt. Dieser überraschende Befund wird, neben anderen Themen, Gegenstand vertiefender Analysen sein, die bis Mitte des nächsten Jahres von verschiedenen ExpertInnen durchgeführt werden.

Bildungssystem, Alter und Geschlecht beeinflussen das Ergebnis
Im Bereich der Alltagsmathematik liegt die Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen ÖsterreicherInnen deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Dieser Trend ist offenbar bei all jenen teilnehmenden Ländern zu beobachten, die ein duales Berufsbildungssystem haben. Das Geschlecht ist PIAAC zufolge ein weiterer Faktor für das Kompetenzniveau - zumindest in zwei der drei erhobenen Schlüsselkompetenzen: Männer schneiden v.a. bei Alltagsmathematik und Problemlösungskompetenz im Kontext neuer Technologien deutlich besser ab als Frauen. Positiven Einfluss auf die Testergebnisse haben auch der formale Bildungsabschluss, das Einkommen und der Bildungshintergrund der Eltern.

Zusammenhänge zwischen Erwerbsstatus und Kompetenzniveau
VertreterInnen der Statistik Austria haben im Rahmen ihrer Präsentation der PIAAC-Ergebnisse auch auf Zusammenhänge zwischen dem Erwerbsstatus und dem Kompetenzniveau verwiesen. Nicht überraschend ist, dass Erwerbstätige gegenüber Arbeitslosen und Nicht-Erwerbspersonen ein besseres Ergebnis erzielten. Allerdings zeit sich bei jenen, die geringe bis keine Lesekompetenzen aufweisen, eine international vergleichsweise hohe Arbeitsmarktbeteiligung von 61,7%. Diesen Zusammenhang hat auch Manfred Krenn von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, FORBA, in seiner Studie zu den Bewältigungsformen und Kompetenzen von Menschen mit Basisbildungsbedarf untersucht - erschienen ebenfalls im Herbst 2013.

Hauptergebnisse der Weiterbildungserhebung AES
Der Adult Education Survey findet EU-weit verpflichtend alle 5 Jahre statt und fragt systematisch nach Bildungs- und Lernaktivitäten erwachsener Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren innerhalb der letzten 12 Monate. Die Studie unterscheidet verschiene Altersgruppen hinsichtlich ihrer Teilnahme an formaler, nicht-formaler und informeller Bildung. In der Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen befinden sich vergleichsweise wenige (5,9%) in formaler Bildung, in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jähren ist hingegen jede oder jeder Dritte in einer formalen (Aus-)Bildung. An Bildungsaktivitäten im non-formalen Bereich nehmen immerhin 45,5% der 25- bis 64-Jährigen teil. Insgesamt liegt Österreich hinsichtlich der Teilnahme an formaler Bildung leicht unter dem Schnitt der EU, hinsichtlich jener an nicht-formaler Bildung jedoch deutlich darüber.

Faktoren für Nicht-Teilnahme an Weiterbildung erhoben
41% der 25- bis 64-Jährigen und 31,5% der 18- bis 24-Jährigen sind in den letzten zwölf Monaten vor der Befragen allerdings keinen Bildungs- und Lernaktivitäten nachgegangen. Diese Gruppe hat Statistik Austria näher untersucht - mit wenig überraschendem Ergebnis: zu jeweils großen Teilen dieser Gruppe zählen Ältere (55 bis 64 Jahre), Personen mit einem Pflichtschulabschluss oder einem Lehrabschluss als höchsten Bildungsabschluss, Arbeitslose und Nicht-Erwerbstätige sowie Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft.

Schlüsse: Bestehende Instrumente weiter ausbauen
Im Lauf der anschliessenden Diskussion zeigte sich, dass sich die teilnehmenden VertreterInnen von Erwachsenenbildungseinrichtungen in ihren Erfahrungen durch die Ergebnisse bestätigt sahen. Nun gälte es bestehende, qualitätsgesicherte Instrumente wie die Bildungsberatung und die Initiative Erwachsenenbildung langfristig sicherzustellen und dem Bedarf entsprechend weiter auszubauen - so der Tenor der Wortmeldungen.
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