Es kann nur eine(n) geben: Abstimmung über ErwachsenenbildnerIn 2013

03.10.2013, Text: Adrian Zagler, Online-Redaktion
Online-Voting zum Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung noch bis 9. Oktober möglich. Abgestimmt wird in 2 Kategorien. Erwachsenenbildung.at stellt die KandidatInnen vor.
Foto: (C) iStockphoto.com/Atno Ydur
Wer ist IhrE ErwachsenenbildnerIn 2013?
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PolitikerInnen fordern mehr Basisdemokratie, der Österreichische Staatspreis für Erwachsenenbildung macht es vor. Unter allen Einreichungen für den Staatspreis 2013 hat eine unabhängige ExpertInnenjury eine Vorauswahl getroffen. Nun stehen jeweils drei KandidatInnen bzw. Initiativen in zwei Kategorien zur Auswahl. Das Publikum soll mitentscheiden, wer von ihnen schließlich den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung mit nach Hause nehmen soll. Die Entscheidung aus dem Online-Voting wiegt dabei so schwer wie eine Jurystimme.

 

Wer wird "ErwachsenenbildnerIn 2013"?

Unter den Nominierten, die es heuer bis in die Endausscheidung geschafft haben, befinden sich mit Fritz Bauer, Grete Dorner und Othmar Friedl drei "Urgesteine" der Erwachsenenbildung in Österreich, die Herausragendes geleistet, neue Wege beschritten und Außerordentliches zustande gebracht haben. Erwachsenenbildung.at stellt die KandidatInnen näher vor.

 

Der innovative Querdenker: Fritz Bauer

Fritz Bauer ist Leiter der Abteilung Bildungs- und Jugendpolitik der Arbeiterkammer OÖ, Präsidiumsmitglied des Forum Erwachsenenbildung OÖ und österreichischer Vertreter in der EAEA (European Association of Adult Education). Mit dem Bildungskonto OÖ, dem oberösterreichische Qualitätssiegel der Erwachsenenbildung und dem Kompetenzanerkennungsverfahren "Du kannst was" gab er Anstoß für bundesweite und internationale Entwicklungen. Die Nominierung kam als Überraschung: "Ich hatte keine Ahnung davon".

 

"Ideen und Projekte generieren, Neues angehen" - das tut Bauer am Liebsten. Gleichzeitig versteht er es, Netzwerke zu schaffen und Bildungssektoren zu verbinden. Dabei ist er "angetrieben vom permanenten Streben nach Freiheit, Aufklärung und sozialer Gerechtigkeit", erklären MitarbeiterInnen. Darüber hinaus bündelt Bauer Expertise aus Forschung, Politik, Ökonomie, Sozialwissenschaften und Pädagogik. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Anerkennung informell und non-formal erworbener Kompetenzen für den Beruf. "Durch die Anerkennung ihrer zweifellos vorhandenen Kompetenzen könnte ein massiver Motivationsschub für Menschen entstehen, die bisher wenig selbstbewusst waren und der Weiterbildung fern geblieben sind."

 

Die zielorientierte Systemikerin: Grete Dorner

Grete Dorner ist Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark sowie Gründungsmitglied und ehemalige Obfrau der Grünen Akademie. Auf verschlungenen Pfaden gelangte sie in die Erwachsenenbildung, wo sie als herausragende Netzwerkerin maßgeblich zur Etablierung einer anbieterneutralen Bildungsberatung in der Steiermark beitrug. Den PraktikerInnen in der Erwachsenenbildung ist sie oft zu theoretisch, den TheoretikerInnen zu praktisch, denn sie entwickelt aus theoretischen Ansätzen Konzepte, die sie dann auch erfolgreich operativ umsetzen kann.

 

Dorners Stärke ist, gesellschaftliche Entwicklungen wahrzunehmen und daraus konkrete Strategien für die Praxis zu entwickeln. Basis ihres Erfolges ist die Kombination aus langfristigem Denken und langem Atem, weil sie "bestimmte Ziele sehr konsequent über einen langen Zeitraum verfolgen kann", erklärt sie. Als Beispiel nennt sie die Idee einer Netzwerkkoordinationsstelle in der Steiermark. Dorner bezeichnet sich auch als "zielorientiert": Sie verstehe es, die oft spärlichen Ressourcen so einzusetzen, dass sie wirksam würden.

 

Der holistisch-denkende Pionier: Othmar Friedl

Othmar Friedl ist Geschäftsführer des BFI Oberösterreich, Mitglied des Präsidiums der BBRZ-Gruppe (Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum in Österreich) und des EVBB (Europäischer Verband beruflicher Bildungsträger). Der Ökonom ist 1975 in die Erwachsenenbildung "hineingeschlittert", hat dann aber im Laufe seiner 37-jährigen Karriere den Kurs des BFI OÖ und der BRRZ maßgeblich mitbestimmt. Da er mit Ende 2014 in den Ruhestand treten wird, würdigt die Nominierung sein berufliches Lebenswerk. Noch mehr als über die Entscheidung der ExpertInnenjury freut sich Friedl darüber, dass MitarbeiterInnen und FreundInnen ihn überhaupt vorgeschlagen haben und "dass man sich den Kopf zerbricht wegen mir".

 

Sein Erfolgsrezept lautet: "paradox intervenieren". Das bedeutet einerseits, dass er von Linz aus die österreich- und EU-weite Erwachsenenbildung prägt. Die Thesen zur VET (Vocational Education and Training) Agenda 2020 der EU-Kommission tragen seine Handschrift. Friedl denkt aber auch über die Grenzen der klassischen Erwachsenenbildung hinaus und setzt bereits in der Elementarpädagogik an. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, auch Zielgruppen anzusprechen, die nicht zum engeren Kreis gehören, verrät er im Interview. Nicht zuletzt sieht er die Ergebnisse seiner Arbeit als Exportgut: So werden die österreichischen Modelle zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit unter anderem in Spanien, Griechenland und Malta präsentiert.

 

Stichwort "Politische Bildung"

Der Themenschwerpunkt des Österreichischen Staatspreises für Erwachsenenbildung 2013 lautet "Politische Bildung", inspiriert vom "Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger". Ein brisantes und topaktuelles Thema, wie alle Nominierten finden. Obwohl viel Information zur Verfügung stehe, seien die Menschen mehr denn je verwirrt, glaubt Friedl. Bildungsträger müssten zukünftig politische Bildung in ihre Lehrpläne integrieren und Auftraggeber wie das AMS dies als Anforderung festschreiben.

 

Bauer plädiert dafür, schon viel früher anzusetzen. Er versteht politische Bildung "nicht als Institutionen- und Staatskunde, sondern als Erziehung zum Respekt für und Austausch mit anderen. Es geht um die Fähigkeit, eigene Interessen artikulieren zu können und zivilisiert mit anderen abzugleichen und in geeigneten Strukturen zu handeln." Die Menschen müssten ihre gelernte Hilflosigkeit und die eigene Bequemlichkeit im Wohlstand überwinden lernen.

 

Dorner erklärt, das Schattendasein der politischen Bildung käme daher, dass sich die Rahmenbedingungen und damit die grundsätzlichen Fragen in den letzten Jahren radikal geändert hätten. In Zeiten der Individualisierung und Globalisierung gelte es, diese neuen Fragestellungen erst einmal herauszufinden, und eine vertiefende Diskussion über den Begriff "politische Bildung" sowie über deren Ziele anzustoßen. Schnelle Antworten auf komplexe Entwicklungen zu finden, hält sie nicht für zielführend. "Man hat in der Erwachsenenbildung oft noch nicht einmal die Frage, aber schon die Antwort."

 

And the winner is…

5.000 Personen stimmten letztes Jahr online ab, und auch heuer erhoffen die OrganisatorInnen sich eine ähnlich hohe Quote. Das große Geheimnis, wer denn nun gewonnen hat, wird am 11. November 2013 gelüftet. Dann werden die PreisträgerInnen und Siegerprojekte in Wien im Rahmen einer Veranstaltung ausgezeichnet. Bis dahin aber heißt es: Mitmachen und abstimmen!

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