Österreichs Betriebe vergleichsweise weiterbildungsaktiv

05.04.2013, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Statistik Austria legt Bildungsstatistik vor - mit Zahlen aus der jüngsten internat. Erhebung zur Betrieblichen Weiterbildung (CVTS).
Statistik Austria präsentierte kürzlich den nationalen Bildungsbericht unter dem Titel "Bildung in Zahlen 2011/12". Er beinhaltet statistische Daten zur Schul-, Aus- und Weiterbildung in Österreich. Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Die Tendenzen der letzten Jahre wie etwa das generelle Steigen des Bildungsniveaus oder die altersabhängige Beteiligung an Weiterbildung setzten sich im neuen Berichtsjahr fort. In den Bericht wurden auch die Ergebnisse der letzten CVTS (Continuing Vocational Training Survey), eine internationale Erhebung zur Betrieblichen Weiterbildung, für 2010 aufgenommen. Österreichs Betriebe sind demnach im internationalen Vergleich sehr weiterbildungsaktiv.

Weiterbildung vorwiegend beruflich motiviert
Im Kapitel "Lebenslanges Lernen" legt Statistik Austria die Zahlen zur Aus- und Weiterbildung der ÖsterreicherInnen im Alter von 25 bis 64 Jahren dar. 13,4% dieser Altersgruppe haben in den letzten vier Wochen vor der Erhebung an einer Aus- oder Weiterbildung teilgenommen. Bei über der Hälfte (53,5%) dieser Personen diente die zuletzt besuchte Weiterbildung vorwiegend beruflichen Zwecken. Für Männer fiel der Besuch beruflicher Weiterbildung deutlich häufiger in die Arbeitszeit als für Frauen (61,1% gegenüber 44,2%).

Über 55-Jährige bilden sich kaum weiter
Die Häufigkeit der Teilnahme an Weiterbildung ändert sich mit dem Lebensjahr, so Statistik Austria. 2011 besuchten 12,8% der 15- bis 24-Jährigen in den letzten vier Wochen vor der Befragung Schulungen und Kurse. Von den 25- bis 34-Jährigen waren es 12,5%, von den 34-44-Jährigen 11,6% und von den 45- bis 54-Jährigen 10,2%. Danach nimmt die Beteiligung stark ab: Nur 3,9% der über 55-Jährigen besuchte im besagten Zeitraum eine Weiterbildungsmaßnahme. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Beteiligung an Weiterbildung ist - ebenfalls wenig überraschend - das erreichte Bildungsniveau. So haben 2011 sieben Mal so viele HochschulabsolventInnen eine Aus- oder Weiterbildung besucht wie Personen mit Pflichtschulabschluss als höchstem Bildungsabschluss.

Betriebliche Weiterbildung: Österreichs Unternehmen sehr aktiv
Die Zahlen der letzten internationalen Erhebung über betriebliche Bildung (CVTS) für das Jahr 2010 sind in die vorliegende Bildungsstatistik eingeflossen. Österreich weist demnach mit 87% den im europäischen Vergleich höchsten Anteil weiterbildungsaktiver Unternehmen auf. Rund ein Drittel aller Beschäftigungen nahm im Laufe des Jahres 2010 an betrieblichen Weiterbildungskursen teil. Über Kurse hinaus wurden von 14,2% der Beschäftigten aber auch Tagungen, Konferenzen, Workshops, Fachmessen oder Fachvorträge zu Weiterbildungszwecken besucht. Die Themen betrieblicher Weiterbildung sind vielfältig: An oberster Stelle (68,9% der Weiterbildungskurse) stehen technische, praktische und aufgabenspezifische Fähigkeiten. Aber auch die Zusammenarbeit im Team, KundInnenbetreuung, Managementfähigkeiten und IKT-Anwendungen waren 2010 beliebte Weiterbildungsinhalte.

Bildung in Österreich nach wie vor vererbt
Die Schulbildung der Eltern und ihre Stellung im Beruf wirken sich laut Statistik Austria erheblich auf die Bildungslaufbahn aus. So haben 29% der Studierenden einen akademisch gebildeten Vater und in 63% dieser Fälle ist auch die Mutter Akademikerin. Rund 18% kommen aus reinen AkademikerInnen-Familien. Dagegen sind Studierende, deren Väter als höchsten Bildungsabschluss einen Pflichtschulabschluss aufweisen, mit nur 7% vertreten.

Bildungslaufbahn schon früh festgelegt - Trend zu höherer Bildung
Die erste Weiche in der Bildungslaufbahn wurde in Österreich bislang bereits am Ende der 4. Schulstufe gestellt - mit der Entscheidung für die Hauptschule oder die AHS-Unterstufe. Statistik Austria stellt im langjährigen Vergleich einen deutlichen Trend fest, der von der Hauptschule weggeht: Waren im Schuljahre 1980/81 noch fast drei Viertel der SchülerInnen der 5. Schulstufe HauptschülerInnen, waren es im Schuljahr 2011/12 nur mehr 36,9%. Mit ein Grund für diesen Rückgang sei die Einführung des Schultyps "Neue Mittelschule". Aber auch nach der 8. Schulstufe wird eine wichtige Entscheidung für die weitere Bildungslaufbahn getroffen. Der Trend geht hier in Richtung Höhere Schulen. Haben vor 30 Jahren noch etwa 30,3% die Polytechnische Schule - klassisch der Übergang in die Lehre - besucht, waren es im Schuljahr 2011/12 nur mehr 21,4%.

Bildungsniveau steigt, aber langsamer als im EU-Schnitt
Das Bildungsniveau der österreichischen Bevölkerung ist generell im Steigen begriffen. So ist die Zahl der AbsolventInnen höherer Schulen in den letzten 20 Jahren von 32.000 pro Jahr auf 43.000 angestiegen. Auch zu einem akademischen Abschluss hin sei der Trend seit Jahrzehnten ungebrochen, berichet Statistik Austria. Nach einem massiven Anstieg der Studierenden seit dem generellen Erlass der Studiengebühren im Wintersemester 2009/10 nahm die Studierendenzahl um weitere 2,7% zu. Die Zahl der Studienabschlüsse stieg in den letzten 25 Jahren von etwa 9.000 auf 43.020 im Studienjahr 2010/11 an. Kollegs und die berufsbildenden Akademien sowie die auf einem Beruf aufbauenden Ausbildungsgänge zum Meister- oder Werkmeisterabschluss zählen in Österreich nicht zum tertiären Bildungssektor, in anderen Ländern aber schon. Daher ist trotz steigender Studierendenzahlen und Studienabschlüsse die AkademikerInnenrate in Österreich vergleichsweise niedrig. 2010/11 gab es in diesem sg. "nichtuniversitären Tertiärbereich" insgesamt 8.119 Abschlüsse.

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