Qualitätsrahmen Ö-Cert im internationalen Austausch

17.04.2013, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Qualitätssiegel und internationale Standards waren Gegenstand der Diskussion im Rahmen einer "Peer Learning Activity".
PLA steht für "Peer Learning Activity" und meint das gegenseitige Vorstellen und Diskutieren von internationalen Modellen auf europäischer Ebene. Der österreichische Qualitätsrahmen Ö-Cert, aber auch die Weiterbildungsakademie (wba) und die Initiative Erwachsenenbildung, wurden Anfang Februar in einem derartigen Rahmen in Wien präsentiert und diskutiert. Initiiert wurde die Veranstaltung von der europäischen Arbeitsgruppe zu Qualität der Erwachsenenbildung. "Das internationale Interesse an Ö-Cert ist groß, die PLA diskutierte aber auch kritische Grundsatzfragen und gab interessante Impulse für die Weiterentwicklung von Ö-Cert", resümiert Johanna Weismann, Leiterin der Ö-Cert Geschäftsstelle und Mitglied der Arbeitsgruppe im Gespräch mit der Redaktion.

Kritische Fragen zu Qualitätszertifikaten
Weismann berichtet  über ein hohes Interesse an den österreichischen Instrumenten zur Akkreditierung, aber auch von kritischen Fragen. "Ist ein 'Qualitätspickerl' wirklich ein Mittel um festzustellen, ob jemand qualitativ arbeitet? Wir haben über Qualitätszertifikate kritisch reflektiert", so Weismann. "Im Sinne der Transparenz muss man sich auf Standards einigen, sonst können KundInnen die Anbieter nicht einschätzen. Ein Qualitätsmanagementsystem schafft aber lediglich die Rahmenbedingungen, die Qualität ermöglichen. Es kommt letztendlich darauf an, ob Qualität auch gelebt wird."

Diskussionspunkt: Grundvoraussetzungen für Ö-Cert
Was in Österreich im Rahmen von Ö-Cert immer wieder für Diskussionen sorgte, war auch im Rahmen der PLA ein Thema: Ö-Cert erfordert ein Qualitätssiegel und die Erfüllung definierter Grundvoraussetzungen. Dazu zählt beispielsweise die Bedingung, dass mindestens ein/e maßgeblich am Bildungsprozess beteiligte MitarbeiterIn eine fundierte pädagogische Aus- und Weiterbildung (z.B. ein wba-Zertifikat) und zwei Jahre einschlägiger Berufserfahrung aufweisen muss. Dieser Punkt sei seitens der Anbieter, die sich um Ö-Cert bewerben, nicht immer leicht zu erfüllen, so Weismann. Im Rahmen der PLA wurde dazu vorgeschlagen, die wba stärker mit Ö-Cert zu vernetzen. Konkret sei vorgeschlagen worden, einen wba-Abschluss für mindestens einen Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin zur Voraussetzung für Ö-Cert zu machen. Diese Vorgehensweise wird beispielsweise in der Schweiz mit EduQua und dem SVEB-Zertifikat praktiziert.

Ausblick: nächste Schritte von Ö-Cert
Johanna Weismann gibt einen Ausblick auf 2013: "Als nächstes gilt es, die Grundvoraussetzungen für Ö-Cert auf breiter Ebene zu diskutieren." Anfang April wird dazu zunächst eine ExpertInnengruppe tagen und sich der Frage stellen, was Ö-Cert bislang erreicht hat und wohin es sich weiterentwickeln soll. Die Ergebnisse dieser Gespräche sollen im Rahmen einer Enquete am 2. Dezember präsentiert werden - nach genau zwei Jahren Ö-Cert. "Dazu wollen wir alle Stakeholder - bis zum Endverbraucher - einladen und mit ihnen zum Qualitätsbegriff reflektieren", so Weismann.

PLAs: Aus den Erfahrungen der anderen lernen
Peer Learning Activities sind tief in den Zielsetzungen des gemeinsamen Europas zu verorten. Christian Kloyber vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, Mitorganisator der PLA, beschreibt in einem Beitrag zur Fachzeitschrift education permanente, dass Erwachsenenbildung auf EU-Ebene kein Primärrecht sei. Die EU formuliert Ziele, etwa mit der Strategie "Europa 2020". Diese Ziele können aber nur durch Abstimmung der Länder untereinander erreicht werden - durch die sg. Offene Methode der Koordinierung (OMC). Ziel dieses Prozesses ist, aus den Erfahrungen der Anderen zu lernen. So habe sich u.a. die "Thematische Arbeitsgruppe Qualität der Erwachsenenbildung" formiert. Ihre Aufgabe sei die Entwicklung eines europaweiten Qualitätsrahmens als Informations- und Beratungsinstrument der bildungspolitische Akteure und Anbieter der Mitgliedstaaten. Da Österreich mit dem Ö-Cert über ein noch junges Instrument zur Akkreditierung von Qualität verfügt, wurde eine PLA in Österreich organisiert, erklärt Veranstaltungskoordinatorin Sonja Lengauer, 3s Unternehmensberatung.

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