2013 ist das Jahr der Entscheidung für Lebenslanges Lernen in Europa

15.02.2013, Text: Aura Vuorenrinne / EAEA - Europe, Redaktion: Adrian Zagler, Online-Redaktion
Europäischer Verband für Erwachsenenbildung berichtet über aktuelle Entwicklungen beim neuen Programm zum Lebenslangen Lernen.
Das lange legislative Ringen um ein neues Programm zum Lebenslangen Lernen soll dieses Jahr ein Ende finden: die Entscheidung über den Vorschlag zu "Erasmus for All" steht bevor. Das Europäische Parlament wird wahrscheinlich die Ansichten der PraktikerInnen zum neuen Programm unterstützen, aber die Mitgliedstaaten müssen noch überzeugt werden.

ErwachsenenbildnerInnen hatten Ende November Grund zu feiern: bei der Abstimmung über das neue EU-Programm für Bildung, Ausbildung, Jugend und Sport ("YES Europe"; ehemals "Erasmus for All") unterstützte das zuständige EU-Komitee für Bildung und Kultur den Berichtsentwurf der deutschen Abgeordneten Doris Pack. "Basierend auf den guten Ideen der Europäischen Kommission haben wir ein noch besseres Programm konzipiert. Darin geht es nicht nur um Mobilität, sondern um echte Zusammenarbeit. Ich denke, wir haben gute Arbeit geleistet", so Pack am Tag der Abstimmung.

Erfolgreiche Lobbyarbeit rund ums Budget
Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA) und seine Partner konnten die Abgeordneten des Komitees für Kultur und Bildung überzeugen, das Budget für Erwachsenenbildung im kommenden Programm zu steigern. Im ursprünglichen Vorschlag der Kommission war der Anteil der Erwachsenenbildung mit nur 2% des Gesamtbudgets erschreckend niedrig bemessen gewesen. Später folgte das Komitee Packs Vorschlag und beschloss, das Budget auf 6% zu heben. "Das ist eine große Verbesserung, auch wenn es momentan schwer ist, die Lage gänzlich zu bewerten, da ja erst das Gesamtbudget des Programms beschlossen werden muss", erklärt die EAEA-Generalsekretärin Gina Ebner. Über das Programm wird erst dann endgültig abgestimmt, wenn über das Gesamtbudget der Europäischen Union für die nächsten sieben Jahre entschieden wurde. Dies soll im Februar oder März geschehen.

Das Grundtvig-Programm geht weiter
Die Abgeordneten des Komitees für Kultur und Bildung entschieden weiters, dass die Namen der Unterprogramme, wie Grundtvig für Erwachsenenbildung und Comenius für Schulbildung, beibehalten werden sollen. Der ursprüngliche Vorschlag der Kommission sah vor, alle Unterprogramme zu vereinheitlichen.

Obwohl das Abstimmungsergebnis anfangs Erleichterung unter ErwachsenenbildnerInnen hervorrief, war es kein vollständiger Sieg. Der EAEA und seine Partner hatten es nicht geschafft, die Abgeordneten zu überzeugen, auch Austauschprogramme für SeniorInnen zu inkludieren. Das bedeutet aber noch nicht das Ende der SeniorInnen-Mobilität: der Austausch könnte innerhalb eines anderen Programms durchgeführt werden. "Mir wurde gesagt, das wäre im künftigen 'Europe for citizens'-Programm möglich", so Ebner von der EAEA.

Neue Denkansätze für die Bildung
Die Mobilität von Einzelpersonen ist laut Kommission nicht effektiv. Im neuen Programm erhalten daher nur ErwachsenenbildnerInnen und MitarbeiterInnen Mobilitätszuschüsse. Mit dieser Veränderung will die Kommission eine grundlegende Systemänderung herbeiführen, so nachzulesen in der neuen Kommissionsmitteilung „Neue Denkansätze für die Bildung“ (Rethinking Education). "Neue Denkansätze für die Bildung sind nicht nur eine Geldfrage. Es ist zwar richtig, dass wir mehr in Bildung und Ausbildung investieren müssen, aber Bildungssysteme müssen auch moderner und flexibler werden, um mit den tatsächlichen Bedürfnissen der derzeitigen Gesellschaft umzugehen", erklärt Androulla Vassiliou, Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Der EAEA begrüßt die Mitteilung, zeigt aber auch drei wichtige Bereiche auf, die darin angeblich vernachlässigt werden: das Potential non-formeller Erwachsenenbildung, ein umfassendes Verständnis lebenslangen Lernens, und die Anerkennung der Zivilgesellschaft als Hauptpartner.

Die endgültige Entscheidung fällt - hoffentlich - im Sommer
Das Komitee für Kultur und Bildung will das neue Programm "YES Europe" nennen, anstatt des von der Kommission vorgeschlagenen "Erasmus for All". Der Name wird sich wahrscheinlich noch einmal ändern. Frankreich unterstützt "YES Europe" nicht, weil sich der Titel nicht in andere Europäische Sprachen übertragen lässt.

Wenn das Parlament erst einmal eindeutig Position bezogen hat, wird es in ein Dreigespräch mit dem Europäischen Rat und der Kommission eintreten. Der EAEA und seine Mitgliedsorganisationen in den verschiedenen europäischen Staaten führen die Lobbyarbeit weiter: "Jetzt müssen wir die Mitgliedstaaten ansprechen. Wir brauchen ihre Unterstützung für den Parlamentsbericht und für die Erwachsenenbildung", erklärt Gina Eber. Die endgültige legislative Entscheidung über das neue Programm zum Lebenslangen lernen soll bis zum Ende des Irischen Vorsitzes gefällt werden, also bis spätestens Juli.

Quelle: European Infonet Adult Education, red. bearb.
Übertragung ins Deutsche: Adrian Zagler
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