Neu: Bildungsberatung im Fokus 03/2012

07.12.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Neue Ausgabe der Online-Zeitschrift diskutiert die Orientierung der Bildungsberatung an deren benachteiligten Zielgruppen.
Durch Zielgruppenorientierung wendet sich die Bildungs- und Berufsberatung an (bildungs-)benachteiligte Menschen und hat den Anspruch, Chancengleichheit zu fördern. Wird der Zielgruppenansatz diesem Anspruch aber tatsächlich gerecht? Diese und weitere Fragen zu Zielgruppenansätzen, ihrem Einsatz und Herausforderungen stellt die kürzlich erschienene Ausgabe der Online-Zeitschrift Bildungsberatung im Fokus. 

Vorgangsweise und Kritikpunkte am Zielgruppenansatz
Carola Iller, Universität Linz, beschreibt die Vergangsweise und zentrale Kritik am Zielgruppenansatz. Will man beispielsweise Erwachsene ansprechen, die tendenziell nicht an Weiterbildung teilnehmen, so wird zunächst die Zielgruppe normativ als benachteiligt definiert. Basierend auf Daten zur Zielgruppe werden strukturelle Barrieren und subjektive Hinternisse identifiziert. Es folgen Maßnahmen zur Überwindung dieser Hürden. Häufig wird daran kritisiert, dass die Zielgruppeneinteilung nur mangelhaft zwischen den Einzelnen differenziert und der gesamte Ansatz von einem Defizit ausgeht. Diese Einwände seien berechtigt, so Iller, würden aber nicht gegen den Anspruch an gleichberechtige gesellschaftliche Teilhabe als Ziel lebensbegleitender Bildung und Beratung sprechen.

LotsInnen - neue Form der Zielgruppenansprache
Die deutsche StädteRegion Aachen geht neue Wege, um Bildungsungewohnte mit Bildungsberatung zu erreichen. Simone Bayer vom Bildungsbüro der StädteRegion beschreibt in ihrem Beitrag das Modell der Aachener Bildungsberatung, in dessen Zentrum die Aus- und Weiterbildung von BildungsberaterInnen steht. Diese werden allerdings durch eigens ausgebildete BeratungslotsInnen - (sozial-)pädagogische Fachkräfte oder ehrenamtlich Tätige - unterstützt. Die LotsInnen arbeiten beispielsweise in Familienzentren, engagieren sich in Stadtteilprojekten usw. und sind daher "Vertrauenspersonen" und gleichzeitig ExpertInnen für unterschiedliche Zielgruppen. Auch Erika Kanelutti-Chilas und Alexandra Kral vom Verein "in between" widmen sich der Frage, wie Bildungsferne mit Angeboten der Bildungsberatung erreicht werden können. Ihr Tipp: Praxiserfahrung nutzen! - Erfahrungen, die die Autorinnen im Rahmen einer Studie erhoben haben.

24.363 Beratungskontakte in einem halben Jahr
Manon Irmer und Norbert Lachmayr vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung, schlüsseln die knapp 24.500 Beratungskontakte des Bildungsnetzwerks in der ersten Jahreshälte 2012 statistisch auf. Ihre Ergebnisse: Zwei Drittel der BeratungskundInnen sind Frauen, ein Drittel Männer. Die BeratungskundInnen sind meist (das heißt zu 85%) zwischen 15 und 44 Jahre alt. Ein Viertel der BeratungskundInnen haben als höchste abgeschlossene Ausbildung nur den Pflichtschulabschluss aufzuweisen, ein weiteres Viertel den Lehrabschluss. 

Buntes Bild der Bildungs- und Berufsberatung
Wen will ich, wen soll ich und wen kann ich mit meinem Angebot ansprechen? Bei diesen Fragen nach den Zielgruppen wird auch die regionale Dimension der Bildungsberatung bedeutsamer. Ingolf Erler, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, analysiert die Möglichkeiten und Herausforderungen, Zielgruppenarbeit mit regionalen Ansätzen zu verschränken. Ein mobiler Beratungsansatz, den der Verein abz*austria u.a. mit dem Bildungsbus*Frauen verfolgt, ist Gegenstand des Beitrags von Manuela Vollmann. Gerald Hehenberger vom Netzwerk Bildungsberatung Niederösterreich beschreibt in seinem Beitrag die unterschiedlichen Beratungsleistungen in seinem Bundesland. Am Ende der Ausgabe finden LeserInnen zahlreiche Veranstaltungshinweise im Feld der Bildungs- und Berufsberatung.
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  • Bildungsberatung im Fokus 03/2012