Betriebliche Weiterbildung

27.11.2012, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Neue Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at bringt Zugänge, Ansätze und Konzepte zur betrieblichen Weiterbildung zusammen.
Betriebliche Weiterbildung ist die häufigste Form von Erwachsenenbildung im Erwerbsalter. Wer aber nimmt deren Angebote wahr und wer nicht? Von wem werden sie finanziert? Und: Wie werden die Lehrenden in der betrieblichen Weiterbildung qualifiziert? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich die eben erschienene Ausgabe 17 des Meb, des "Magazin erwachsenenbildung.at". Sie enthält Daten und Fakten über Zugänge, Teilnahmequoten und Ressourcenmobilisierung und beschreibt Beispiele zur Qualifizierung von Trainerinnen und Trainern und deren Kompetenzbilanzierung. ExpertInnen wie Berater, Personalentwicklerinnen und Bildungsmanager skizzieren exemplarisch die inhaltliche und methodische Entwicklung von Weiterbildungsangeboten, wie etwa im Führungskräftetraining oder in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Die Ausgabe 17 steht ab sofort kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin zum Download bereit und ist auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 14,50 erhältlich.

Betriebe und Private tragen wesentlichen Teil der Weiterbildungskosten
Im heurigen Jahr wurde eine Studie über die Finanzierung von Erwachsenen- und Weiterbildung in Österreich veröffentlicht, die Stefan Vogtenhuber vom Institut für Höhere Studien in seinem Beitrag zusammenfasst. Erwachsenen- und Weiterbildung speist sich demnach in erheblichem Ausmaß aus privaten Quellen. So beliefen sich die Ausgaben für direkte Weiterbildung im Jahr 2009 auf insgesamt 1.840 Mio. Euro. 41% dieser Kosten trugen die Unternehmen, 29% die TeilnehmerInnen und 20% die öffentliche Hand.

Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung ist branchenabhängig
Weitere Beiträge diskutieren etwa die Frage, wer denn an betrieblicher Bildung teilnehme. Ingolf Erler vom Österreichischen Institut für Erwachsenenbildung, zeigt auf, dass die Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung nicht nur von bekannten sozialen Determinanten wie Bildungsstand, Alter usw. beeinflusst wird. Vielmehr würden Branchen und Berufsfeldern kognitiv-abstrakte oder manuell-praktische Lernkulturen innewohnen, die mit der Weiterbildungsaktivität korrelieren. Auch Alexander Petanovitsch, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, analysiert unter Einsatz großer Datenmengen branchenspezifische Aspekte betrieblicher Weiterbildung wie Kosten, Inanspruchnahme oder Erschwernisse der Teilnahme.

Gute Fachleute sind nicht automatisch auch gute PädagogInnen
Die Lehrenden in der betrieblichen Weiterbildung sind vielfach hochkompetente PraktikerInnen. Oft verfügen Sie über langjährige Erfahrung, sind aber pädagogisch zu wenig qualifiziert. Jan Böhm, Universität Klagenfurt, und das Autorenduo Nikolaus Meyer und Jens Stiegel aus Deutschland stellen daher die Frage, welche Kompetenzen die Lehrenden in der betrieblichen Weiterbildung brauchen. Böhm zeigt, wie das Volkswagen Bildungsinstitut die Fähigkeiten seiner MitarbeiterInnen mittels einer Kompetenzbilanzierung feststellt. Meyer und Stiegel beschreiben ein Konzept zur pädagogischen Professionalisierung des Lehrpersonals in der Weiterbildung von Feuerwehren, das die langjährig vorherrschende Devise „Ein guter Fachmann ist auch ein guter Pädagoge!“ überwindet.

Praxisbeispiele vom Führungscurriculum bis zur Gesundheitsförderung
Mehr und mehr Bildungseinrichtungen, die traditionell der Allgemeinen Erwachsenenbildung zugeordnet wurden, haben längst auch ein Angebot für Betriebe im Programm. So bieten etwa die Kärnter Volkshochschulen den MitarbeiterInnen der Kärntner Betriebe Kurse zur Gesundheitsförderung an. Beate Gfrerer und Gloria Sagmeister beschreiben die drei Säulen dieses Bildungsangebots: Ernährung, Bewegung und Work-Life-Balance. Franz Jenewein, Tiroler Bildungsinstitut-Grillhof, legt dar, wie seine Einrichtung MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst qualifiziert. Die Trainer Wolfgang Eder und Beat Rünzler stellen in ihrem Beitrag ein von ihnen entwickeltes und erprobtes Führungskräftecurriculum für die Industrie vor. Uwe Elsholz, TU Hamburg-Harburg, berichtet über den Einsatz einer Lernsoftware in einem Unternehmen der Abfallverbrennung, um arbeitsplatznahes Lernen bestmöglich zu fördern. Henriette Lundgren, Universität Hamburg, beschreibt, wie die von PädagogInnen häufig sehr kritisch beäugten Persönlichkeitstests in der betrieblichen Weiterbildung gewinnbringend - als Instrument zur Selbst-Reflexion - eingesetzt werden können.

Fachmedium und aktuelle Online-Information
Meb, das "Magazin erwachsenenbildung.at", ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung gemeinsam mit dem BMUKK dreimal jährlich herausgegeben. Alle eingereichten Artikel werden einem Review von ExpertInnen unterzogen. Das Magazin erscheint parallel zur kostenlosen Online-Ausgabe auf www.erwachsenenbildung.at/magazin auch im BoD-Verlag und ist als Druckausgabe zum Selbstkostenpreis erhältlich.

Die nächste Ausgabe des Magazins im Februar 2013 wird sich der politischen Steuerung von Erwachsenenbildung - sogenannten Governance-Prozessen - widmen. Auch der Call zur Ausgabe über Gemeinwesenarbeit und Erwachsenenbildung ist noch bis zum Februar für Einreichungen offen.