Bildungsnetzwerk Steiermark feiert 10-jähriges Bestehen

03.12.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Ein Streifzug über bisherige Entwicklungen, Projekte und Ergebnisse in Form dreier Tagungen und einer Buchpublikation.
"Wir feiern kein Jubiläum, sondern nehmen die letzten 10 Jahre zum Anlass für Reflexion". Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende des Bildungsnetzwerks Steiermark, Peter Härtel (Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft), die Jubiläumstagung am vergangenen 16. November im Grazer Heimatsaal. Zwei weitere Veranstaltungen Ende November sollten dieser noch folgen.

Bildungsnetzwerk Steiermark
In den 1990er-Jahren waren in der steirischen Erwachsenenbildung Qualität und Leitlinien ein viel diskutiertes Thema. Daraus resultierend wurde 2002 das Bildungsnetzwerk Steiermark eingerichtet und vom Land Steiermark beauftragt, als Koordinationsstelle der steirischen Erwachsenenbildungseinrichtungen lebensbegleitendes Lernen zu ermöglichen bzw. zu fördern. "Dort initiativ zu werden, wo sich Entwicklungsfelder zeigen und neue Themen auftun, das ist eine zentrale Leitidee im Bildungsnetzwerk", so Grete Dorner, Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerkes. So steht das Bildungsnetzwerk steirischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung - insbesondere den 72 Einrichtungen der ARGE Steirische Erwachsenenbildung - mit Expertise und Entwicklungsarbeit zur Seite, wendet sich aber auch direkt an die steirische Bevölkerung - mit der Steirischen Bildungsdatenbank und dem Angebot kostenloser Bildungsberatung.


Zehn Jahre Bildungsnetzwerk: Gründungsziele längst erreicht
"Die Ziele, die vor zehn Jahren bei der Gründung des Bildungsnetzwerks Steiermark festgehalten wurden, haben wir mehr als erreicht", verkündet Härtel im Rahmen der Grazer Auftaktveranstaltung mit Stolz und übergibt das Wort an die Geschäftsführerin Grete Dorner. Mit dem Sinnbild des Baumes führt Dorner das Tagungspublikum durch die Geschichte des Bildungsnetzwerks, dessen Gründung aber bereits eine lange Tradition der Vernetzung vorausging. Von den Wurzeln, über die stabile Mitte bzw. dem Stamm bis hin zu den Ästen nennt sie alle wichtigen KooperationspartnerInnen. Viele Aufgaben seien erfolgreich durchgeführt worden: Lernfeste, PEARLS - eine Studie zum Ist-Zustand und der Zukunft der Steirischen Erwachsenenbildung, der Auf- und Ausbau der Bildungsinformation und Bildungsberatung und die Qualitätsentwicklung in der steirischen Erwachsenenbildung. Allen Aufgaben gemeinsam sei Dorner zufolge, dass es immer um die Rahmenbedingungen für Lebenslanges Lernen gehe, sie im öffentlichen Interesse stehen und aufgrund ihrer Komplexität nur im Zusammenwirken der NetzwerkpartnerInnen lösbar seien.


Individualismus und Vielfalt als Überlebenschance
Den Höhepunkt der Veranstaltung und gleichzeitig hohes Potential für kritische Diskussionen in der Pause bildete zweifelsohne der Vortrag des Wiener Genetikers Markus Hengstschläger. Sehr anschaulich durch Beispiele und nahezu kabarettistisch vorgetragen plädierte er für Individualismus, um den heute nicht zu erahnenden Problemen von morgen begegnen zu können. Hengstschläger zufolge verdopple sich das Wissen täglich. Lebenslanges Lernen sei daher nötig, um am aktuellen Stand zu bleiben. Wie aber bereitet man sich auf die Fragen und Probleme vor, die das immer schwerer vorhersehbare Morgen bringt? Bildlich gehe es darum, einen Ball aufzufangen, von dem man nicht weiß, woher er kommen wird, so Hengstschläger. Die Tendenz gehe derzeit eher dahin, alle normgerecht, also möglichst hintereinander "in der Mitte aufzustellen". Allerdings sei die größte Wahrscheinlichkeit, dass eine Person den Ball fängt, nur dann gegeben, wenn alle Menschen sehr unterschiedlich aufgestellt sind - dort, wo es ihren Fähigkeiten und Talenten am besten entspricht. Die Evolution habe gezeigt, dass nur die Artenvielfalt eine Überlebenschance hat. Sein Fazit lautet daher: "Du musst etwas können können im Leben - egal was, denn wir wissen nicht, was wann wofür nötig sein wird."


Improvisationstheater und Podiumsdiskussion
"Ein Theater um die Erwachsenenbildung" war im weiteren Programmverlauf der Titel einer Performance des Grazer Improvisationstheater-Ensembles "Theater im Bahnhof". Zwischen den Programmpunkten und als Veranstaltungsabschluss entlockten die KünstlerInnen dem Publikum einige Lacher - vor allem, wenn sie zuvor im Vortrag von Hengstschläger gehörte Zitate unvermittelt und doch überaus passend einstreuten oder ein Interview mit einer Seminarleiterin in Gebärdensprache übersetzten. Etwas weniger "Theater" um die Erwachsenenbildung machten dagegen die DiskutantInnen am Podium im letzten inhaltlichen Programmpunkt. Martin Netzer (BMUKK), Elisabeth Grossmann (Steirische Landesrätin für Bildung), Gerhard Bisovsky (Verband Österreichischer Volkshochschulen) und Elke Gruber (Universität Klagenfurt) berichteten vielmehr über Erfolge der letzten Zeit und stellten bildungspolitische Bezüge zu den Überlegungen von Hengstschläger her. Darunter: die Initiative Erwachsenenbildung, der Qualitätsrahmen Ö-Cert und die Strategie für lebensbegleitendes Lernen LLL:2020.


Buch: Bildung gestaltet Zukunft
"Bildung gestaltet Zukunft. Aspekte und Perspektiven der Erwachsenenbildung" ist der Titel eines Sammelbandes, der vom Bildungsnetzwerk Steiermark herausgegeben und im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung in Graz erstmals vorgestellt wurde. Die Publikation gibt einen Einblick in die Tätigkeitsfelder des Bildungsnetzwerkes. Das Redaktionsteam versucht dabei, eine handlungsorientierte Perspektive zwischen Theorie und Praxis einzunehmen. Der Band gliedert sich in vier Themen, die sich mit dem Netzwerken und der bereichsübergreifenden Arbeit in der Erwachsenenbildung, der Bildungsberatung, regionaler Erwachsenenbildung und der Qualität und Professionalisierung von Erwachsenenbildung auseinandersetzen. Interviews mit VertreterInnen der Erwachsenenbildung im BMUKK (Martin Netzer und Regina Barth) und der Forschung (Rudolf Egger und Elke Gruber) thematisieren zudem aktuelle Entwicklungen und Themen der Erwachsenenbildung und des lebenslangen Lernens.

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