Wandel organisierter Weiterbildung

31.10.2012, Text: Wilfried Hackl u. Katharina Velik, Redaktion/CONEDU
Neuer Leiter des Dt. Instituts für Erwachsenenbildung beschreibt Einflüsse der Modernisierung auf die Weiterbildung in den letzten drei Jahrzehnten.
Josef Schrader wurde am 9. Oktober zum neuen Wissenschaftlichen Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) berufen. Er gilt als ausgewiesener Experte für empirische Lehr-Lernforschung und den institutionellen Wandel der Weiterbildung. Aus Anlaß der Ernennung stellen wir eine seiner neuesten Publikationen vor.

"Struktur und Wandel der Weiterbildung"
ist der Titel jenes Buches, das in der Reihe Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung im W. Bertelsmann Verlag erschienen ist. Zwar schon im Vorjahr aufgelegt, ist der Inhalt der hier besprochenen Publikation ungebrochen aktuell: Schrader skizziert die Strukturen und den Wandel einer Weiterbildung, die sich bedingt durch gesellschaftliche Modernisierungsprozesse seit der deutschen wohlfahrtstaatlichen Bildungsreform der 1970er Jahre sukzessive weiterentwickelt hat.

Vor diesem Hintergrund wurden Bildungseinrichtungen im deutschen Bundesland Bremen in einer Längsschnittstudie über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten empirisch untersucht und in Hinblick auf Veränderungen der institutionellen Strukturen, der Angebote und Funktionen organisierter Weiterbildung analysiert. Dadurch werden die Auswirkungen der Modernisierungsstrategien auf der System-, Organisations- und Interaktionsebene deutlich.

Modernisierungsstrategie Qualitätssicherung
Die Untersuchung zeigt: Gleichzeitig mit dem Rückgang staatlicher Förderungen wurden betriebswirtschaftliche Steuerungsverfahren implementiert. Dazu gehören allen voran die Konzepte zur Qualitätssicherung. Schrader zeichnet in Kapitel 4 den Diskurs um das Verhältnis zwischen Professionalität und Qualitätsmanagement nach und hält fest, dass Professionalisierung und Qualitätsmanagement als konkurrierende Strategien zur Qualitätssicherung von Weiterbildung betrachtet werden müssen. Diese Sichtweise spiegelt sich seines Erachtens auch im bremischen Weiterbildungsgesetz wider. Dem zu folge können Weiterbildungseinrichtungen nur dann anerkannt werden, wenn ein Qualitätsmanagementsystem implementiert wurde.

Anspruchsvoller Text mit übersichtlichen Zusammenfassungen
Der auf 447 Seiten dargestellte Inhalt ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil thematisiert die Modernisierung der Weiterbildung und das zweite Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Studie dar. Der dritte Teil widmet sich detailliert den Ergebnissen der Studie. Im abschließenden vierten Teil werden die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst und es wird ein Ausblick auf die künftige Entwicklung gegeben. Das Buch ist in seinem Aufbau und seiner Formulierung wissenschaftlich orientiert und anspruchsvoll zu lesen. Kurze Rückschauen auf vorangegangene Kapitel erleichtern ebenso den Überblick wie die Zwischenfazits an deren jeweiligen Ende, welche die wichtigsten Erkenntnisse und Folgerungen des Kapitels festhalten.

Der Autor
Josef Schrader studierte Erziehungswissenschaften, Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Marburg und war seit 2003 ist er Professor für Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Universität Tübingen. Mit 9. Oktober 2012 wurde er zum Wissenschaftlichen Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung berufen. Laut einer Mitteilung des DIE wird er sich in seiner neuen Funktion zunächst vor allem um die konsequente Weiterentwicklung einer interdisziplinären Forschungsstrategie des Instituts kümmern.

Schrader, Josef (2011): Struktur und Wandel der Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag. ISBN: 978-3-7639-4846-8, 34,90 €, 447 Seiten
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