Besserer Zugang zur Bildung für MigrantInnen

21.09.2012, Text: Wilfried Hackl (seit 2016: Wilfried Frei), Redaktion/CONEDU
Wie BildungslotsInnen den Bildungszugang erleichtern können, zeigt eine Ende September erscheinende Broschüre von ZEBRA auf.
Gleichberechtigter Zugang zu Bildung für alle - unter diesem Motto setzte das Interkulturelle Beratungs- und Therapiezentrum ZEBRA (Graz) von 2009-2012 gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen das EU-Grundtvig Projekt "Learning Community - MigrantInnen als BildungslotsInnen eröffnen MigrantInnen den Zugang zum lebenslangen Lernen" um. Die Ergebnisse werden mit Ende September publiziert und stehen Interessierten kostenlos zur Verfügung.

Öffnung der Barrieren
"Wir wollten erreichen, dass bildungsbenachteiligte Personen - und hier wiederum vor allem MigrantInnen - einen besseren Zugang zu Bildungsangeboten erhalten", erzählt Projektkoordinatorin Helga Moser von ZEBRA. MigrantInnen stellen ihr zufolge eine heterogene Gruppe dar, die in vielen EU-Ländern nur eingeschränkten Zugang zum Lebenslangen Lernen findet. "Die Barrieren und Gründe sind vielschichtig". Letztlich führe eine Kumulation von verschiedenen Faktoren zur Benachteiligung in der Weiterbildung wie in der Gesellschaft. Große Bedeutung sei hierbei dem Zusammenhang von sozialer Benachteiligung und Bildungsbenachteiligung beizumessen. Barrieren können aber auch auf der individuellen, institutionellen und strukturellen Ebenen verortet werden. Moser: "Wir haben im Projekt alle drei Ebenen berücksichtigt". Im Mittelpunkt standen das Empowerment der Zielgruppe sowie der Abbau institutioneller Barrieren. Im Sinne eines integrativen Ansatzes zielte das Projekt des Weiteren darauf ab, bestehende Strukturen, Einrichtungen und Ressourcen für unterschiedliche Zielgruppen zu öffnen und besser nutzbar zu machen.

MultiplikatorInnen-Ansatz mit "BildungslotsInnen"
Im Projekt wurde mit dem Peer-to-Peer Ansatz gearbeitet, also mit Personen, die selbst der Zielgruppe angehören und einen guten Zugang zu ihr haben. Da bildungsbenachteiligte Personen oft schwer erreichbar sind bzw. von Angeboten der Erwachsenenbildung schwer erreicht werden, arbeiten die MultiplikatorInnen mit niederschwelligen, interessens- und lebensraumorientierten Angeboten, die für jede und jeden offen zugänglich sind. In den drei Partnerländern Deutschland, Griechenland und den Niederlanden wurden Gruppen von sogenannten "BildungslotsInnen" aufgebaut, die in einem eigens konzipierten Lehrgang auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden. Sie arbeiten jetzt in verschiedenen Settings und zeigen anderen MigrantInnen niederschwellige Wege zu Angeboten der Erwachsenenbildung auf. Helga Moser: "Wir haben zudem großen Wert darauf gelegt, EntscheidungsträgerInnen und MultiplikatorInnen in verschiedenen Institutionen für die Problematik des Bildungszugangs von MigrantInnen zu sensibilisieren".

Publikation "Opening doors to adult education for migrants"
Die Ergebnisse des Projekts werden in der Publikation "Opening Doors to Adult Education for Migrants - Guidelines for working with Education Ambassadors" in wenigen Tagen der breiten Öffentlichkeit präsentiert. In der englischsprachigen Broschüre werden zunächst Zugangsbarrieren auf der individuellen, institutionellen und strukturellen Ebene analysiert und der MultiplikatorInnen-Ansatz vorgestellt. Weiters berichten die BildungslotsInnen und VertreterInnen von (Bildungs)Einrichtungen über ihre Zugänge und Erfahrungen. "Dadurch werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Projektregionen deutlich" beschreibt Moser. Zudem werden Erfolgsgeschichten, aber auch Herausforderungen beim "Öffnen von Türen" (Moser) deutlich, die einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungseinrichtungen ermöglichen sollen. In einem weiteren Abschnitt der Broschüre schliesslich formulieren die ProjektbetreiberInnen Empfehlungen für alle drei Handlungsebenen. Darüber hinaus sind auf einer beigefügten CD unterschiedliche Materialien (in Deutsch, Englisch, Holländisch und Griechisch)  für die konkrete Arbeit enthalten. Die Broschüre kann ab sofort per E-mail bestellt oder von der Projektwebsite heruntergeladen werden. Sie ist kostenlos.
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