BarCamp: die andere Art von Konferenz

09.08.2012, Text: Claudia Tillinger, Online-Redaktion
Viele Freiheiten bei Organisation und Ablauf machen BarCamps zu einem informativen und vernetzenden Konferenzformat.
Ein BarCamp ist eine Tagung mit offenen Workshops, eine Art "Ad-hoc-Nicht-Konferenz". Die TeilnehmerInnen gestalten zu Beginn die Inhalte und Abläufe für jeden Tag selbst. Das BarCamp selbst ist eine intensive Veranstaltung mit Diskussionen, Präsentationen und Interaktion der TeilnehmerInnen untereinander. Gaby Filzmoser, Geschäftsführerin der ARGE Bildungshäuser, empfand ihr erstes BarCamp sehr angenehm. In ihrem dazugehörigen Blogeintrag schreibt sie: „Da treffen sich (vorerst) fremde Menschen, die sich über das Internet organisieren, um voneinander zu lernen, ohne noch zu wissen, was einen auf dieser Konferenz erwartet. Diese Menschen haben Freude daran ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen und gehen selbst mit neuen Impulsen und Ideen nach Hause.“

Durch Demokratie zum Programm
Jede und jeder kann das eigene Thema präsentieren. Man kann sich vorbereiten, sollte aber früh am Tag erscheinen, um sich einen Platz im Zeitplan zu sichern. Dabei sind die PräsentatorInnen verantwortlich dafür, dass alle Mitschriften, Folien, Audio und Video ihrer Präsentation im Web veröffentlicht werden. Um im Vorfeld auch schon mögliche Überschneidungen zu sehen und eventuell Sessions gemeinsam gestalten zu können, werden Themen auf der BacCamp-Website kurz vorgestellt und PartnerInnen gesucht. Filzmoser schildert die Themenauswahl aus ihrer Erfahrung folgendermaßen: "Es steht jemand auf und sagt, welches Thema ihn interessiert und welchen Bezug er dazu hat. Dann wird nachgefragt, ob sich noch andere dafür interessieren. Wie groß die Zustimmung dafür ist. Das heißt aber nicht, dass der/die TeilnehmerIn dann überhaupt zur Session geht."

Mitmachen ist Voraussetzung
Es gibt nur wenige Regeln, denen ein BarCamp folgt. Eine der wichtigsten Regeln lautet, dass jeder und jede TeilnehmerIn eine Präsentation gestalten bzw. bei einer mithelfen soll. Wer dieser Regeln nicht folgen kann, sollte Meinungen und Gedanken durch Diskussionsbeiträge, Twitter- oder Blogeinträge veröffentlichen. "Dabei sollte man sich keinen Stress machen. Man muss nicht Präsentieren oder Twittern. Vielleicht macht man Kaffee oder hilft bei der Organisation", so Gaby Filzmoser und weiters "man muss nicht bei einer Präsentation bleiben. Es gibt eine Regel, die heißt 'Abstimmen mit den Füßen'. Da kann man zwischen den Sessions wechseln. Das stört niemanden."

Kaum Frauen bei BarCamps
Nach Filzmosers Angaben, nehmen mehr Männer an BarCamps teil als Frauen. Auch bei verschiedenen BarCamp-Videomitschnitten sieht man mehr Männer als Frauen. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Frauen glauben, dass es bei BarCamps vor allem um Technik geht.", so Filzmoser. Wobei dies nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Es gibt verschiedene BarCamps, die sich mit Themen wie Pflege oder Tourismus beschäftigen. Die Technik spielt allerdings bei der Kommunikation eine Rolle, da viele Beiträge über Twitter, Facebook und Blogs kommentiert werden. Weitere Gründe für das Fernbleiben von Frauen könnten auch in der fehlenden Kinderbetreuung liegen und dass die BarCamps nur am Wochenende stattfinden, schreibt Blogger Robert Lender - Gründe im Übrigen, die auch für Väter eine Einschränkung bedeuten können, wie er hinzufügt.

BarCamp als zukunftsfähige Bildungsform
Da bei BarCamps die unterschiedlichsten Personen zusammen kommen und ihr Wissen miteinander teilen, stellt sich natürlich die Frage, ob BarCamps auch im Bildungsbereich öfter zum Einsatz kommen sollten. Barcamps sind aus dem Bedürfnis heraus entstanden, dass sich Menschen in einer offenen Umgebung austauschen und voneinander lernen können. Seit dem ersten Barcamp in Palo Alto, Kalifornien, im August 2005 werden in Nordamerika, Asien und Europa Barcamps abgehalten. So fanden bereits Ende September 2006 in Berlin und Wien die ersten Barcamps im deutschsprachigen Raum statt. Gaby Filzmoser dazu: „Das Barcamp ist eine Form des Lernens, die erwachsenengerecht ist und die Anforderungen modernen Lernens, wie Kooperation, Kollaboration und selbstgesteuertes Lernen, erfüllt. Meines Erachtens ist das Barcamp eine innovative Bildungsform, die in Zukunft in der einen oder anderen Art ihre Nachahmer finden wird.“ Einige Elemente des BarCamps, wie z.B. die Twitterwall oder der Livestream, könnten nach Filzmosers Angaben durchaus für die Erwachsenenbildung eingesetzt werden.

Die nächsten BarCamps in Österreich
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