Neuerscheinung: Akademische Professionalisierung in der EB

20.07.2012, Text: Claudia Tillinger, Online-Redaktion
Aktuelle Befunde zur Weiterentwicklung der Erwachsenenbildungs-Profession durch akademische Ausbildung stehen im Fokus eines neuen Herausgeberwerkes.
Die im Frühjahr im Schneider Verlag Hohengehren erschienene Publikation „Akademische Professionalisierung in der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung“, herausgegeben von Regina Egetenmeyer und Ingeborg Schüßler, widmet sich den Fragen nach der Professionalisierung durch die Gestaltung von Ausbildungscurricula und Studiengängen, wirft einen Blick auf die AbsolventInnen solcher Studien und einen ebensolchen in die Zukunft der Profession Erwachsenenbildung.

Praktika im Studium unbedingt notwendig
Drei Beiträge des ersten Kapitels über "Curriculumstrukturen in erwachsenenpädagogischen Studiengängen" zeigen auf, wie die Begriffe Erwachsenenbildung und Weiterbildung in der Betitelung von Studiengängen neben anderen stehen -  dazu zählen "Lebenslanges Lernen", "European Adult Education" "Erziehungswissenschaft" und "Bildungswissenschaft". Dabei stellt sich die Frage, welche Studiengänge als Teil der Erwachsenen-/Weiterbildung verstanden werden und welche nicht. Anschließend stellen Birte Egloff und Iris Männle in ihrem Beitrag die zentrale Bedeutung von Praktika im Studium zur Entwicklung erwachsenenpädagogischer Professionalität heraus, da hier erziehungswissenschaftliches Wissen und praktisches Handeln aufeinandertreffen. Die Autorinnen zeigen die begrenzten empirischen Befunde zum Praktikum aus Sicht der Studierenden, der Hochschulen sowie der Praktikumseinrichtungen auf. Am Ende liefern sie strukturelle Empfehlungen zur Aufwertung von Praktika in den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen.

Studienzufriedenheit durch Struktur und Betreuung
Im zweiten Kapitel "Professionalisierungsaspekte im Studium der Erwachsenenbildung/Weiterbildung" zeigen fünf Beiträge die Herausforderung auf, welche in der Entwicklung und Implementierung von Bachelor- und Master-Studiengängen liegen, und zwar in struktureller Hinsicht. Der Beitrag von Bianka Kaufmann und ihren MitautorInnen zeigt, dass der Aufbau und die Struktur des Studiengangs sowie die Betreuung die stärksten Prädiktoren für Studienzufriedenheit darstellen. Auch der Beitrag von Wolfgang Jütte und seinen KollegInnen zeigt, dass die Entwicklung von Strukturen im Studium notwendig ist, um Möglichkeiten zu nutzen, erwachsenenpädagogische Professionalität zu entwickeln.

Berufseinstieg auch ohne akademische Professionalisierung
Erwachsenenpädagogische Professionalität wird in den Beiträgen des Kapitels "AbsolventInnen erwachsenenpädagogischer Studiengänge" als ein fortdauernder Prozess nach Abschluss eines Erststudiums dargestellt. Die Beiträge von Rolf Arnold und Markus Lermen sowie von Julia Schütz und Dieter Nittel zeigen, dass ein Berufseinstieg in die Erwachsenenbildung auch ohne eine fundierte akademische Professionalisierung gelingen kann. Es spielt die akademisch-pädagogische Professionalisierung zwar die Hauptrolle, doch kann diese in unterschiedlichsten zeitlichen Abläufen erfolgen. Damit verändert sich die Rolle und Aufgabe einer akademischen Professionalisierung in der Erwachsenen-/Weiterbildung grundlegend. Die akademische Qualifikationswege bereiten nicht mehr allein auf den Beruf vor, sondern erhalten selbst die Aufgabe einer reflexiven Instanz für PraktikerInnen und ihr berufliches Handeln. Dadurch entsteht die Möglichkeit, dass sich Wissenschaft und Praxis stärker miteinander verknüpfen.

Selbstkritische Begleitung und regionale Vernetzung
Die vier Beiträge des letzten Kapitels machen deutlich, unter welchen ökonomischen und bildungspolitischen Zwängen und Forderungen sich die Erwachsenen- und Weiterbildung derzeit befindet. Sabine Schmidt-Lauff plädiert in ihrem Beitrag angesichts dieser Zwänge für eine selbstkritische Begleitung des Stellenabbaus in der Erziehungswissenschaft, der radikal ökonomischen Steuerungsmechanismen sowie der erschwerten Drittmittelakquise, welche auch die Nachwuchsförderung gefährdet. Wiltrud Gieseke und Sylvanna Dietel verweisen auf Chancen zur regionalen Vernetzung, welche auch die Möglichkeit bietet, die unterschiedlichen Lehrstuhlprofile zu sichern.

Regina Egetenmeyer und Ingeborg Schüßler (Hrsg.) (2012):
Akademische Professionalisierung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Balltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
ISBN 987-3-8340-1029-2
EUR 23,00

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