Bestandsaufnahme: Anerkennung von Qualifikationen in der Steiermark

21.06.2012, Text: Philipp Gufler, Online-Redaktion
Studie zeigt Fortschritte bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, aber auch nach wie vor offene "Baustellen".
Sich im Ursprungsland erworbene Qualifikationen in einem anderen Aufenthaltsland anrechnen zu lassen, ist für MigrantInnen oft ein langwieriger und nervenstrapazierender Prozess. Unter der Leitung von Edith Zitz, früher politisch als Mandatarin der Grünen im steirischen Landtag aktiv, evaluierte ein Team von "inspire thinking" den gegenwärtigen Stand zum Thema der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen für die Steiermark.

Gute Praxis aus Ausgangspunkt der Analyse
Die Untersuchung ist ein Teil des auf zwei bis drei Jahre angelegten Projekts "Anerkannt!", durchgeführt vom Verein inspire im Rahmen der Integrationspartnerschaft Steiermark. Sie zeigt, dass es in den letzten Jahren einige Fortschritte auf dem Gebiet der Qualifikationsanerkennung gab, jedoch noch einige "Baustellen" übrig sind. "Uns war es wichtig, auch mal die gelungenen Maßnahmen hervor zu heben und mit diesen eine brauchbare Basis für aktives Handeln zu bilden", so Zitz auf Anfrage der Redaktion. Darüber hinaus enthält die Studie auch mögliche Verbesserungsvorschläge in den verschieden Handlungsfeldern - wie etwa Informationsveranstaltungen in Form von Fachvorträgen und Workshops, die breit zugänglich sind oder die Sicherstellung der Vernetzung der AkteurInnen im Bereich Anerkennung.

Thematik als problemhaft und kontraproduktiv wahrgenommen
Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung zeigen: Spricht man mit den Verantwortlichen, u.a. von AMS, WKO oder Universitäten, werden meist die negativen Punkte des Anerkennungsverfahrens hervorgehoben und die erfreulichen Aspekte wenig beachtet. Ein aus der Evaluation hervorgehender Kritikpunkt ist die mangelnde Korrelation der Bewegungsfreiheit der Personen innerhalb der EU mit der Freiheit der Ausübung des Berufs.

Aber nicht nur auf EU-Ebene sei es schwierig sich Qualifikationen anrechnen zu lassen, so die AutorInnen. Auch bei beruflicher Neuorientierung innerhalb Österreichs können Hürden auftreten. Es wird vom Fehlen eines Gesamtkonzepts, einer Gesamtkoordination und dem nötigen Monitoring bei Anerkennungs- und Validierungsverfahren gesprochen. Eine mögliche Einstellungsbarriere ist der Studie zufolge die fehlende Anerkennung der Qualifikationen potentieller ArbeitnehmerInnen mit Migrationshintergrund. ArbeitgeberInnen seien verunsichert bezüglich des möglichen Potentials der ArbeiterInnen.     

Zitz: "2012 ein Jahr des politischen Engagements"
Den europäischen Ansätzen fehle die Interdisziplinarität, meint Zitz. Das Thema sei jedoch in Österreich in den letzten Monaten ernsthaft forciert worden. Von Seiten der Politik wurden zunehmend erfolgsversprechende Handlungen gesetzt, die den Prozess vereinheitlichen und somit erleichtern sollten. Für die neuen EU-Länder wurde beispielsweise der freie Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt gewährleistet.

Auf dem Portal "Europe Direct" erhalten Interessierte grundlegende Informationen zur EU sowie im Speziellen bezüglich berufsbezogener Mobilität innerhalb der EU. Neben der Onlinepräsenz von Europe Direct gibt es innerhalb Österreichs elf Anlaufstellen, in denen man sich mittels persönlichen Gesprächen nähere Informationen einholen kann. Auf universitärer Ebene wurde die Nostrifizierungsdauer durch die Novelle des Universitätsgesetzes von sechs auf drei Monate verkürzt. Und auch die zu entrichtenden Gebühren für das Anerkennungsverfahren werden nun unter bestimmten Umständen vom Österreichischen Integrationsfonds übernommen.

Informationen und Daten von AMS, WKO, Unis u.a.
Zu den beschriebenen Ergebnissen gelangten die AutorInnen durch die Anwendung eines breit angelegten Methodensettings. Sie werteten akutlle Studien aus, führten Fokusgruppen durch, führten Einzelinterviews mit relevanten Stakeholdern, führten eine Bestandsaufnahme von Projekten durch und analysierten Online-Angebote.  Die Gespräche wurden mit VertreterInnen von AMS, Wirtschaftskammer, diversen Fachabteilungen des Landes, Universitäten, Ministerien, NGOs, Beratungs- oder Bildungseinrichtungen geführt. Zitz: "Die Vernetzungsarbeit ist auch eine wichtige Basis für die zukünftige Zusammenarbeit in Bezug auf die Anerkennung von Qualifikationen."
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