"MultiplikatorInnen öffnen Türen für das Lernen"

07.05.2012, Text: Daniela Ramisch, Online-Redaktion
Neue Broschüre von learn forever gibt Anregungen für die Erreichung bildungsbenachteiligter Frauen durch MultiplikatorInnen.
Wie bildungsbenachteiligte Frauen für Lernaktivitäten wiedergewonnen werden können, ist zentrales Thema des Expertinnennetzwerks learn forever. Eine kürzlich erschienene Broschüre widmet sich der Frage, wie man Zielgruppen durch den Einsatz von MultiplikatorInnen besser erreichen kann. Die Autorinnen Doris Kapeller, Silvana Weiss und Anna Stiftinger werteten Interviews mit MultiplikatorInnen aus und bündelten ihre Erkenntnisse in der Broschüre.

Erreichung bildungsferner Frauen über MultiplikatorInnen
Um Frauen, die von Bildungsbenachteiligung betroffen sind, für diese Angebote zu gewinnen, reichen die üblichen Werbematerialien wie Programmhefte, Websites oder Folder nicht aus. Vielmehr braucht es die Zusammenarbeit mit Personen, die Kontakt mit den Frauen haben. Da bildungsbenachteiligte Frauen am besten über persönlichen Kontakt zu erreichen sind, ist der Zugang über MultiplikatorInnen oft zielführender. MultiplikatorInnen sind Personen wie z.B. BetriebsrätInnen oder GemeindebäuerInnen, die über ihre Tätigkeit leicht und ungezwungen mit den bildungsbenachteiligten Frauen in Kontakt kommen und sie zu Bildungsangeboten motivieren können.

Bedürfnisse erkennen als Feldkompetenz
MultiplikatorInnen wissen in der Regel viel über Bedürfnisse und Bedarfe der Zielgruppe. Sie geben wichtige Hinweise, wie Bildungsangebote für die Personen, mit denen sie arbeiten, zu gestalten sind. Gemeindebäuerinnen etwa machen deutlich, dass die Angebote ortsnah, kostengünstig oder gratis und ausreichend niederschwellig sein müssen und einen praktischen Bezug zum Leben der Frauen haben sollen. Für die Publikation wurden drei exemplarische MultiplikatorInnengruppen ausgewählt, um deren Erfahrungen bei der Erreichung bildungsbenachteiligter Frauen zu beleuchten: BetriebsrätInnen, GemeindebäuerInnen und BeraterInnen außerhalb des AMS - dazu zählen beispielsweise SchuldnerberaterInnen, Frauen- oder JugendberaterInnen.

Broschüre will Bildungsanbieter unterstützen
Mit der Broschüre sollen jene Erwachsenenbildungseinrichtungen bei der MultiplikatorInnenarbeit unterstützt werden, die niederschwellige Angebote für Frauen anbieten bzw. anbieten wollen. LeserInnen erfahren Neues über die Rahmenbedingungen der Arbeit von drei MultiplikatorInnengruppen und deren Zugang zu bildungsbenachteiligten Frauen. Nicht zuletzt erhalten sie Tipps und Empfehlungen für die Zusammenarbeit an der Nahtstelle zwischen der Organisation der MultiplikatorInnen und der Bildungseinrichtung, damit bildungsbenachteiligte Frauen zum (Wieder-)Einstieg ins Lernen motiviert werden können.

MultiplikatorInnen für Bildungsbenachteiligung sensibilisieren
Autorin Anna Stiftinger hebt klar hervor, worum es geht: "Für die MultiplikatorInnenarbeit ist es wichtig, dass Bildungseinrichtungen Angebote haben, von denen die MultiplikatorInnen überzeugt sind." Das richtige Angebot für die Frauen der Zielgruppe muss als tatsächlich niederschwellig eingeschätzt werden. Bildungsbenachteiligung sei nach wie vor ein Tabuthema bzw. erscheine sie für die Tätigkeit von manchen MulitplikatorInnengruppen auch nicht so relevant, meinen die Autorinnen. Daher gelte es, für das Thema und seine Auswirkungen Informations- und Bewusstseinsarbeit zu leisten. Das Wichtigste bei der Arbeit mit MultiplikatorInnen sei, dass diese einen Nutzen darin erkennen, Frauen für Bildungsangebote zu gewinnen. Die Teilnahme an Bildungsangeboten kann zu mehr Selbstvertrauen führen. Das hat auch für BetriebsrätInnen einen Vorteil: Die Frauen können leichter mit Informationen versorgt werden und trauen sich als Betriebsrätin zu kandidieren.

Weiterbildungsangebote für MultiplikatorInnenarbeit
Über das Expertinnennetzwerk learn forever werden zusätzlich zur Broschüre Workshops für Einrichtungen der Erwachsenenbildung angeboten, die die Umsetzung von MultiplikatorInnenarbeit zum Inhalt haben. In diesen zukünftigen Veranstaltungen sollen Ergebnisse der Recherchen und Befragungen für die Broschüre vermittelt werden, die genaue Abwicklung der Weiterbildungen aber ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen.

ExpertInnennetzwerk learn forever will Bildungsbeteiligung von bildungsbenachteiligten Frauen erhöhen
Learn forever besteht seit 2005. Expertinnen der Erwachsenenbildung, der feministischen Bildung, der Bildungsberatung, der Genderforschung u.v.m. haben sich zum Ziel gesetzt, die Weiterbildungsbeteiligung von Frauen, die keinen Zugang zu formeller Bildung haben, zu erhöhen. Diese Frauen sollen den Anschluss an lebensbegleitendes Lernen und somit an die Gesellschaft und an Existenzsicherung nicht verlieren.

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