Kunst und Literatur erweitern die Grenzen des Lernens

28.02.2012, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Neues "Magazin erwachsenenbildung.at" zeigt das Potential des Kreativen für die Bildung auf.
Kunstwerke und Kunstschaffen, Literatur und Schriftstellerei sind schon seit den Anfängen der modernen Erwachsenenbildung deren Gegenstand. Vom kreativen Input profitiert die Persönlichkeitsentwicklung ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit den Umständen der Zeit. Wenn Lernende sich künstlerisch betätigen oder mit Kunstwerken befassen, münden diese Erfahrungen oft in ein unvermittelbares Lernen - anschaulich, anregend und horizonterweiternd. Daher spürt die aktuelle Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at der Rolle von Kunst und Literatur in der Erwachsenbildung in vierzehn Beiträgen und zwei Rezensionen nach. Die neue Rubrik "Kurz vorgestellt" bietet ab sofort Raum für kompakte Einblicke in das Bildungsgeschehen. Ausgabe 15 ist ab sofort kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin downloadbar und auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 14,90 erhältlich.

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Kunst und Literatur überschreiten Grenzen des Objektiven
"Die Beiträge zeigen, dass Kunst und Literatur dort einsetzen, wo Bildung und Wissen keine festschreibbaren Sicherheiten mehr bieten", fassen die HerausgeberInnen Andrea Bramberger, Dozentin an mehreren Universitäten, und Christian Kloyber, Geschäftsfeldleiter am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, zusammen. "Das Kreative entzieht sich der einfachen pädagogischen Absicht und erlaubt so die Überschreibung objektiver Grenzen". Wie das geht, zeigt das Magazin unter anderem anhand von Modellen für das Erlernen literarischen Schreibens. Auch künstlerisch-biografieorientierte Lehr- und Lernmethoden, theaterpädagogische Mittel, aktuelle Beispiele von Kunstaktionen oder auch feministische Kunst im Bildungseinsatz finden sich in der 144 Seiten umfassende Ausgabe.

Künstlerische Methoden geben den Menschen die Sprache zurück
"Sprachlosigkeit ist ein Gefängnis, in dem viele eingesperrt sind, ohne je vor ein ordentliches Gericht gestellt worden zu sein." Vor diesem Hintergrund begann die als Verfasserin des "Vamperl" bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Renate Welsh-Rabady vor etlichen Jahren Schreibwerkstätten für alkoholkranke und obdachlose Menschen anzubieten - mit großem Erfolg. Ihr Artikel ist einer aus einer ganzen Reihe anschaulicher und beeindruckender Praxisberichte in der aktuellen Ausgabe des Magazins. Neben Welsh-Rabady postuliert auch die Journalistin und Schreibpädagogin Evelyn Brand eine befreiende Wirkung schreibpädagogischer Seminarkonzepte. Tina Perisutti vom Klagenfurter Universitätskulturzentrum UNIKUM schildert ein künstlerisches Projekt über die Judenvertreibung vom Villacher Hausberg Dobratsch. Die Feministinnen Dagmar Benedikt und Ruth Devime schreiben über die Notwendigkeit von feministischer Kunst und Literatur in der Erwachsenenbildung. Wie autobiografische Geschichten in der Bildung Erwachsener wirken können, reflektieren Heide Steinwidder, Schulungszentrum Fohnsdorf und Martin Rath, Trainer und Coach. Die Künstlerin und Kunstvermittlerin Mikki Muhr (mumok) stellt ihre künstlerische Methode für reflexive Bildungsprozesse SICH VERZEICHNEN und deren Einsatzmöglichkeiten in der Bildungspraxis vor.

Theorie zwischen Bildungskanon und Biographiearbeit
Einige Beiträge diskutierten theoretische Perspektiven von Kunst und Literatur in der Erwachsenenbildung, wie etwa jener von Hakan Gürses, Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung. Er setzt sich kritisch mit der Macht des Bildungskanons in der Kunstvermittlung auseinander. Michael Wrentschur, Forscher und Lehrender an der Universität Graz, diskutiert bildungstheoretische Aspekte des aktiven Theaterspiels und Peter Faulstich von der Universität Hamburg beschreibt Biographiearbeit anhand von Selbstporträts eines Künstlers.

Das Theaterspiel führt zur Erkenntnis
Der Generalsekretär des Verbands Österreichischer Volkshochschulen, Wilhelm Filla, spannt einen historischen Bogen über die Rolle der Literatur an österreichischen Volkshochschulen - von der ersten Volkshochschule bis heute. Das vielfältige Kunst- und Kulturangebot österreichischer Bildungshäuser und dessen Bedeutung beschreiben Johann Baumgartner, Gaby Filzmoser und Franz Jenewein aus der Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich. Die Lüneburger Forscherin Julia Weitzel widmet sich dem Forschungstheater als Reflexions- und Erkenntniswerkzeug in der Erwachsenenbildung.

Bilder erlesen: Mit Literaturlesung durch die Galerie
Die neue Rubrik "Kurz vorgestellt" wird mit einem Beitrag der Kulturpädagogin Heiderose Hildebrandt eingeweiht. Sie stellt die von ihr entwickelte Kunstveranstaltung LESELUST vor, ein Kunstwerke und Literatur verbindendes Kulturvermittlungsformat. "Wir wollen mit der neu geschaffenen Rubrik einen Raum für Praxiseinblicke schaffen, den die Bildungsschaffenden selbst bespielen können" erklärt Wilfried Hackl, geschäftsführender Herausgeber des Magazins die neue Rubrik. "Institutionen und Projekte können ihr Bildungsangebot, ihre Zielgruppen und ihre Arbeitsweise hier auf kompakte Weise einem breiten Publikum vorstellen."

Fachmedium und aktuelle Online-Information
Magazin erwachsenenbildung.at ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, bifeb), gemeinsam mit dem BMUKK dreimal jährlich herausgegeben. Alle eingereichten Artikel werden einem Review der Fachredaktion unterzogen, die mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Praxis und Medien besetzt ist. Seit 2007 als Online-Magazin betrieben, erscheint das Magazin seit 2009 auch als gedruckte Publikation im Books on Demand-Verlag und ist zum Selbstkostenpreis von 14,90 Euro über Amazon erhältlich. Alle Artikel und Ausgaben des Magazin erwachsenenbildung.at sind im PDF-Format unter www.erwachsenenbildung.at/magazin kostenlos verfügbar.

Die nächste Ausgabe des Magazins im Juni 2012 wird sich mit Globalem Lernen auseinander setzen.
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