Kunst und Kultur für alle

10.02.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Das Wiener Projekt KulturlotsInnen bildet eine Brücke zwischen ArbeitnehmerInnen und Kunst- und Kulturinstitutionen.
Kunst und Kultur sind ein öffentliches Gut. Tatsächlich partizipieren laut dem Evaluationsbericht zum Projekt aber nur zwei von fünf Erwachsenen an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen. Das Projekt "ÖGB KulturlotsInnen" des Verbands Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) geht daher neue Wege in der Kulturvermittlung für Erwachsene.

Lust auf Kunst und Kultur machen
"Kulturelle Bildung ist Teil einer Allgemeinbildung", meint Kulturlotsin Sandra Trimmel im Interview. "Für viele Menschen gibt es aber Hemmschwellen, kulturelle Angebote anzunehmen." Ziel des Projekts ÖGB KulturlotsInnen sei es, diese Hemmschwellen abzubauen und ArbeitnehmerInnen, die sich am Kulturleben nicht bzw. nur wenig beteiligen, einen Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen. Damit will das Projekt die Demokratisierung von Kunst und Kultur vorantreiben. "Für uns ist es ein Anspruch, die Menschen über die Organisation, Vorauswahl, Begleitung und Gruppendynamik zur Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen zu bewegen. Allein die Teilnahme ist schon eine Form von kultureller Weiterbildung", so Trimmel.

BetriebsrätInnen als MultiplikatorInnen
Die BetriebsrätInnen fungieren im Projekt als MultiplikatorInnen. Sie informieren und motivieren ihre KollegInnen zur Teilnahme an Veranstaltungsbesuchen. "Die Praxis zeigt uns, dass viele Menschen kulturelle Angebote nur über die Betriebe zu erreichen sind", berichtet Trimmel. Mit dem Projekt kooperierende Kunst- und Kulturinstitutionen unterstützen die MultiplikatorInnen durch maßgeschneiderte Kunst- und Kulturveranstaltungen und spezielle Vermittlungsangebote. Das habe eine positive Rückwirkung auf das Betriebsklima, betont Trimmel. Durch das "kollektive Moment" beim Besuch von kulturellen Veranstaltungen, können nicht nur Hemmschwellen abgebaut, sondern das Betriebsklima verbessert werden, so Trimmel. So lernen sich MitarbeiterInnen beim Veranstaltungsbesuch vielleicht erst kennen, unterhalten sich über die besuchte Veranstaltung oder teilen Erfahrungen.

Vielfältiges Angebot
"Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts bisher ca. 600 Veranstaltungen besucht, die insgesamt etwa 13.000 TeilnehmerInnen verzeichnen konnten", so Trimmel im Interview. Das Angebot der KulturlotsInnen ist vielfältig, um ein breites Publikum anzusprechen. Es umfasst zeitgenössische Performances wie klassische Konzerte, Ausstellungs- und Museumsbesuche oder Führungen im Wiener Kanalnetz uvm.

Angebot jetzt auch für spezielle Zielgruppen wie Lehrlinge
"Wir versuchen derzeit verstärkt, spezielle Gruppen mit unserem Angebot anzusprechen. Beispielsweise jüngere ArbeitnehmerInnen, also auch Lehrlinge, sind eine spezielle Zielgruppe. Diese sind schwer zu begeistern, wenn man sie aber erst einmal erreicht hat, sind die Jugendlichen sehr interessiert und die Rückmeldungen sehr positiv." Weitere Zielgruppen seien MigrantInnen und Personen aus dem klassischen Arbeitermilieu. Für die Zukunft wünscht sich Trimmel, dass das Projekt neue Betriebe erreichen und mehr Menschen wie bisher für Kunst und Kultur begeistern kann.

In Kürze verfügbar: "Kunst und Literatur in der Erwachsenenbildung"
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