Bildungspolitik aktuell: Nationaler Qualifikationsrahmen

09.12.2011, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
"Magazin erwachsenenbildung.at" fragt kritisch nach Auswirkungen des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) auf die Erwachsenenbildung.
Die kürzlich erschienene Ausgabe 14 des "Magazin erwachsenenbildung.at" unterzieht unter dem Titel "Nationaler Qualifikationsrahmen. Castle in the Cyberspace oder Förderung der Erwachenenbildung?" den NQR einer umfassenden kritischen Reflexion. Einig sind sich die AutorInnen laut Herausgeber Lorenz Lassnigg (IHS) darin, dass eine reine Ergebnisorientierung desaströs für die Qualität des Lernens und der Bildung wäre. Das Magazin ist ab sofort kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin downloadbar und auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 14,90,-- erhältlich.


Österreich entwickelt einen Nationalen Qualifikationsrahmen
Derzeit arbeitet Österreich neben anderen europäischen Staaten an der Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens. Dieser soll in Österreich erworbene Qualifikationen auf einem achtstufigen Raster unabhängig von Art und Institution ihres Erwerbs international vergleichbar machen. Basis für die Zuordnung auf die von der EU vorgegebenen acht Stufen sind Lernergebnisse. Auch non-formal und informell erworbene Kompetenzen sollen dabei berücksichtigt werden.

Magazin interviewt Vordenker des österreichischen NQR
Die Ausgabe startet mit einem Interview mit Martin Netzer, im BMUKK federführend mit der Entwicklung des NQR befasst. Dieser sieht Potenzial für den NQR bei flexibleren Zugangsvoraussetzungen zu verschiedenen Bildungsangeboten und in einer höheren Transparenz hinsichtlich der Qualifikationen von Personen. Einrichtungen der Erwachsenenbildung werden Netzer zufolge nicht gezwungen sein, ihre Bildungsangebote im NQR zu verorten. Das sei "freiwillig". Netzer geht davon aus, dass "maximal 30 Prozent" der Erwachsenenbildungseinrichtungen in Österreich ihr Angebot NQR-konform gestalten werden, warnt aber zugleich vor Nachteilen am Markt für jene, die sich nicht beteiligen und auch von einer Lernergebnisorientierung absehen.

Magazin beschreibt Erfahrungen anderer Länder
Die Probleme beim Übergang von alten "Institutionen-basierten" zu neuen (lern-)ergebnisorientierten Qualifikationsmodellen im anglophoben Raum (Neuseeland, England, Südafrika) schildern Michael Young (Universität London) und Stephanie Allais (Universität Witwatersrand, Johannesburg, Südafrika) im ersten von insgesamt zwei englischsprachigen Beiträgen des Magazins. Der zweite englischsprachige Beitrag der Ausgabe stammt von Alan Brown (Universität Warwick, England). Brown schildert die Gründe für das Versagen des ausschließlich auf Lernergebnissen basierenden Qualifikationsrahmens der ersten Generation in England ab den späten 1980er Jahren. Fazit: Klassifizierung von Qualifikationen und Förderung des Lernens sind "zwei Paar Schuhe".

Magazin bietet breite theoretische Reflexion...
Stoff für eine vertiefende kritische Auseinandersetzung mit dem NQR liefern auch die Beiträge der deutschen Autoren Peter Dehnbostel (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg), Sandra Fuchs (Münchner Volkshochschule) und Regina Egetenmeyer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) sowie des Schweizers Andrè Schläfli (Direktor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung - SVEB). Die direkt auf Österreich bezogenen Beiträge thematisieren das Potenzial des NQR für eine Modernisierung des Zugangs zum Hochschulsystem (Arthur Schneeberger, Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) sowie die Auswirkungen einer Zuordnung zum NQR für die politische Erwachsenenbildung (Ingolf Erler, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung).

… und Beiträge aus der Praxis
Direkt aus der österreichischen Praxis berichten Friederike Weber, Sabine Putz und Hilde Stockhammer, MitarbeiterInnen eines AMS-Projekts über lernergebnisorientierte AMS-Schulungen als Schritte zur Qualifikation Lehrabschluss, sowie Karin Reisinger und Giselheid Wagner, die die Curricula der Weiterbildungsakademie Österreich (ba) mit Blick auf den NQR bereits lernergebnisorientiert umgestalteten. Mit den nationalen Koordinierungsstellen für den EQR beschäftigt sich der Beitrag von Sonja Lengauer (3s Unternehmensberatung GmbH). Abgerundet werden die Beiträge durch eine Buchrezension von Barbara Schöllenberger.

Fachmedium und aktuelle Online-Information
"Magazin erwachsenenbildung.at" ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) dreimal jährlich herausgegeben. Alle eingereichten Artikel werden einem Review der Fachredaktion unterzogen, die mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Praxis und Medien besetzt ist. Seit 2007 als Online-Magazin betrieben, erscheint das Magazin seit 2009 auch als gedruckte Publikation. Die nächste Ausgabe des Magazins im Februar 2012 wird sich mit Kunst und Literatur in der Erwachsenenbildung auseinander setzen.
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