Der Bildung nicht nur ökonomischen Wert zusprechen

25.11.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
Am 14. November wurde Werner Lenz mit dem Staatspreis für Erwachsenenbildung für sein wissenschaftliches Gesamtwerk ausgezeichnet.
Werner Lenz kann als zentrale Figur der universitären Erwachsenenbildung in Österreich gesehen werden. Mit seiner Berufung zum Professor für Erziehungswissenschaften und als Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung an der Universität Graz trug er wesentlich zur Verwissenschaftlichung der Erwachsenenbildung in Österreich bei.

Erwachsenenbildung muss Standpunkte vertreten
Mit der Übernahme der Leitung der Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Universität Graz engagierte sich Lenz stark dafür, das Thema Erwachsenenbildung zu etablieren sowie seine Akzeptanz in Wissenschaft und Praxis sicherzustellen. Dabei sei es zentral, die wissenschaftliche Arbeit nicht in den Dienst eines bestimmten Interesses zu stellen, so Lenz in der Festschrift zu 25 Jahren Erwachsenenbildung als Wissenschaft an der Universität Graz: "Distanz zu unterschiedlichen Gruppeninteressen, aber nicht standpunktlos" lautet die Devise des Wissenschafters, um die gesellschaftlich übergreifende Bedeutung der Erwachsenenbildung zu zeigen.

Erwachsenenbildung als internationaler Forschungsbereich
Neben den Bereichen Bildung und gesellschaftlicher Wandel und Lebenslanges Lernen gehört auch die internationale Erwachsenenbildung zu Lenz' Forschungsbereich. Dabei setzt er sich, unter anderem durch rege wissenschaftliche Publikationstätigkeit, besonders für die internationale Akzeptanz des Fachbereiches ein. Auch NachwuchsforscherInnen involvierte Lenz in seine internationale Tätigkeit. Neben eigenständigen Forschungsaufenthalten in den USA und Australien trat Lenz Forschungsreisen mit Studierenden nach Irland, Südkorea, Dänemark, Deutschland und Italien an: "Sie brachten die Welt in den Hörsaal und in unsere Forschungsthemen - nicht zuletzt in Form von Wissenschaftlerinnen aus dem Ausland, die aufgrund unserer Kontakte bei uns lehrten und forschten", so Lenz. Von 2000 bis 2001 trat Lenz selbst eine Gastprofessur an der Hiroshima University in Japan an.

BildungswissenschafterInnen tragen soziale Verantwortung
In den letzten 25 Jahren haben etwa 800 Studierende den Studiengang Erwachsenenbildung/Weiterbildung absolviert. Sie haben im wissenschaftlichen oder praxisorientierten Bereich der Weiterbildung, aber auch in der Sozialarbeit, in den Medien, in der politischen Verwaltung sowie als selbständige TrainerInnen oder BeraterInnen Arbeit gefunden. Eine seiner Absolventinnen bemerkte Lenz gegenüber:"Du hast ein ganzes Dorf ausgebildet!" Für seine AbsolventInnen ist nach Lenz das Gefühl für soziale Verantwortung von großer Bedeutung: "Andere achten und sich selbst wertschätzen, halte ich für wichtige Eigenschaften, um im Bildungsbereich tätig zu sein - aber auch um Beziehungen in kleinen oder großen sozialen Konstellationen mitzugestalten."

Wertvolle Bildung: kritisch - skeptisch - sozial
Auch Lenz' aktuelle Publikation "Wertvolle Bildung" beschäftigt sich mit der sozialen Verantwortung von Bildung. Mit Wissen und Argumenten, Verstand und Gefühl sollen BildungswissenschaftlerInnen sich für individuelle und soziale Anliegen engagieren. Im Interview mit Ö1 plädiert Werner Lenz dafür, Bildung nicht nur ökonomischen Wert zuzusprechen.

Leben und Wirkungsbereich
Dekan Univ.-Prof. Dr. Werner Lenz, geborgen 1944 in Wien, studierte Pädagogik, Psychologie und Politikwissenschaft. Seit 1984 ist es Professor für Erziehungswissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der Erwachsenenbildung an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Für viele Jahre war er Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung des Instituts für Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Er ist Gründungsdekan der neuen Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät (URBI). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bildung und gesellschaftlicher Wandel, lebensbegleitende Bildung - lebenslanges Lernen sowie nationale/internationale Erwachsenenbildung.

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