Erwachsenenbildung: Innovation 2011

13.10.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
Die Staatspreis-Kategorie "Innovation 2011" steht im Zeichen kreativer Ideen und impulsgebender Projekte für die und in der österreichische/n Erwachsenenbildung.
Noch bis zum 16. Oktober 2011 läuft das Publikumsvoting für den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung auf www.erwachsenenbildung.at. Das Ergebnis des Onlinevotings ist gleichbedeutend einer Jurystimme. Also: Entscheiden Sie mit!

Staatspreis für Erwachsenenbildung zeichnet innovative Projekte aus
Die Redaktion interviewte die drei nominierten KandidatInnen für den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung in der Kategorie Innovation 2011. Allen drei Nominierungen ist gemeinsam, dass sie sich durch die Originalität ihres Zugangs sowie durch einen besonderen Ideenreichtum hinsichtlich ihrer Didaktik und Methodik auszeichnen.

Tage der Utopie: Hans-Joachim Gögl & Josef Kittinger
Die "Tage der Utopie - Entwürfe für eine Zukunft", die zuletzt 2011 im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis (Vorarlberg) stattfanden, versuchen seit 2003 wiederkehrend, Perspektiven auf eine wünschenswerte Zukunft zu präsentieren und gemeinsam zu erarbeiten. 1.300 TeilnehmerInnen besuchten 2011 die zahlreichen Workshops, Vorträge, Ausstellungen und abendlichen Konzerte. Damit sind die "Tage der Utopie" eine der größten und offensten Erwachsenenbildungsinitiativen der Region. "Die Nominierung für den Staatspreis bestärkt uns in unserem Engagement und der Gestaltungsfreude, mit der wir an diesem Projekt arbeiten", so Josef Kittinger, der in gleichrangiger Kooperation mit Hans-Joachim Gögl das Bildungsfestival veranstaltet. Zentraler Ansatz des Projekts ist es, konstruktive Zukunftsbilder zu entwickeln, anstatt bei einer Kritik des Bestehenden zu verweilen. Dazu Kittinger: "Durch das Entwerfen von Lösungsbildern statt des Kreisens um Probleme entsteht eine heitere, spielerische, inspirierende Atmosphäre, in der die Phantasie angeregt, Zuversicht und Handlungsenergie freigesetzt werden." Nach Gögl entwickeln Visionen und Zukunftsbilder einen Sog: "Wir erleben immer wieder, wie Zuversicht, ja, Lust auf Wandel und Entwicklung entstehen". Die nächsten "Tage der Utopie" sind bereits für April 2013 geplant.

NQF Inclusive: Chance B, Gesellschaft für Arbeit und Bildung
Das EU-Projekt "Nationaler Qualifikationsrahmen - Inclusive" kurz "NQF Inclusive" zielt darauf ab, jungen Menschen mit Lernschwierigkeiten eine anerkannte Berufsausbildung zu verschaffen - auch wenn sie keine integrative Lehre absolvieren können. Die Umsetzung des Projekts soll ermöglichen, dass auch Ausbildungen, für die bisher kein formaler Abschluss erworben werden konnte, in das Österreichische Berufsbildungssystem übernommen werden können. "Die Nominierung für den Staatspreis bedeutet uns sehr viel", so Projektkoordinatorin Marion Bock. "Durch die Umsetzung von NQF Inclusive könnten die Ausbildungssituation und die Motivation für viele Menschen mit Behinderung und andere gering qualifizierte Personen stark verbessert werden." Laut Bock bietet der Nationale Qualifikationsrahmen die große Chance, alles Gelernte sichtbar zu machen. In einer ausgeprägten Bildungsgesellschaft sei dieser Aspekt für alle BürgerInnen von großer Bedeutung, da er das Bewusstsein für die eigene Lernfähigkeit und so auch das Selbstbewusstsein der Betroffenen stärke. Die Nominierung zum Staatspreis ist somit laut Bock als wichtige Chance zu sehen, Angebote, die sich an benachteiligte Personengruppen richten, ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Fremdsehen: uniT, Verein für Kultur an der Karl-Franzens Universität Graz
Das Projekt "Fremdsehen" zielt auf die Diskussion der Erfahrung des Fremdseins: 14 Künstlerinnen und Künstler, die in Österreich leben, aber nicht hier geboren wurden, verbrachten dazu zwei Wochen in verschiedenen obersteirischen Gemeinden. Im Vorfeld des Projekts gab es bereits Workshopangebote für die BewohnerInnen der teilnehmenden Kommunen. Die Erfahrungen und Begegnungen der KünstlerInnen wurden in einem Blog dokumentiert, Empfindungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen KünstlerInnen und Einheimischen so festgehalten. "Es war interessant und spannend, sich auf diese ungewöhnliche Weise mit dem Thema Migration zu beschäftigen", so Projektleiterin Edith Zeier-Draxl. "Es geht dabei um Lernen in einem Bereich, der wesentlich für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist. Es geht um die Frage des Umgangs mit Diversity, um Modelle des interkulturellen Dialogs." Alle am Projekt beteiligten Personen haben sich nach Zeier-Draxl sehr offen erwiesen, vor allem die Zielgruppe, die Bevölkerung in den Gemeinden, habe das Projekt auf einer breiten Basis mitgetragen und mitgestaltet. Es sei demnach gut vorstellbar, "Fremdsehen" auch in anderen Regionen auf ähnliche Weise durchzuführen. Dazu Zeier-Draxl: "Wir würden uns wünschen, einen Teil zum öffentlichen Verständnis beizutragen, dass Kunst ein 'Lebensmittel' ist und dass Kunst, Kultur und Bildung eng miteinander verwoben sind."
Weitere Informationen: