Freiwilligentätigkeit in der Erwachsenenbildung

11.10.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
In der Kategorie Themenschwerpunkt zeichnet der diesjährige Staatspreis für Erwachsenenbildung Initiativen und Projekte zur Freiwilligentätigkeit aus. Wählen Sie Ihren Favoriten!
Freiwilligentätigkeit in der Erwachsenenbildung
Die Redaktion führte Interviews mit VertreterInnen der drei für den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung 2011 nominierten Projekte in der Kategorie Themenschwerpunkt 2011. Sie setzen sich vor dem Hintergrund des "Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven Bürgerbeteiligung" engagiert, kreativ und qualitätsvoll mit Bildungsprozessen im Ehrenamt auseinander und widmen sich Praxisfeldern, die bislang wenig bis kaum als Handlungsorte der Erwachsenenbildung begriffen wurden. Alle drei nominierten Initiativen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl der Erwachsenenbildung neue Impulse verleihen als auch dazu beitragen, dass die Freiwilligentätigkeit im öffentlichen Bewusstsein stärker wahrgenommen und aufgewertet wird.

 

Lehrgang "Lernen organisieren": Freiwilligentätigkeit bildet
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich bietet seit 1978 den Lehrgang "Lernen organisieren - Bildungsmanagement in der Erwachsenenbildung" an, der ehrenamtlich Tätige dazu befähigt, Erwachsenenbildungsprozesse selbstständig zu entwickeln, adäquat anzubieten und erfolgreich durchzuführen. Als österreichweit älteste Freiwilligenausbildung konnte "Lernen organisieren" bereits mehr als 1000 teilnehmende Ehrenamtliche verzeichnen. "Der Lehrgang stellt seit vielen Jahren eine gediegene Grundausbildung von Menschen dar, die im Rahmen ihrer Freiwilligentätigkeit organisatorisch in der Erwachsenenbildung arbeiten", so Lehrgangsverantwortliche Ingrid Pfeiffer. "Damit begann das Forum zu einer Zeit, als es noch lang nicht selbstverständlich war, Freiwillige mit System auszubilden." Hinter den Lehrgängen stehe ein großer Einsatz von Seiten aller Beteiligten. Laufende Qualitätssicherung sowie Veränderungs- und Entwicklungsprozesse im Angebot sind laut Pfeiffer wesentlich für das Gelingen des Projekts. Für Pfeiffer bedeutet die Nominierung zum Staatspreis eine Anerkennung für all jene Personen, die den Lehrgang bereits absolviert haben: "Der Lehrgang stellt wirklich eine Besonderheit in der Freiwilligenausbildung in Österreich dar. Das EU-Jahresthema 'Freiwilligentätigkeit' und jetzt die Nominierung zum Staatspreis geben unseren Bemühungen recht und sind eine schöne Bestätigung der Arbeit."

 

Hospizakademie: Freiwilligentätigkeit sensibilisiert
Ziel der 2010 gegründeten Akademie ist es, die ehrenamtliche Tätigkeit im Hospizwesen abzusichern und Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich anzubieten. In einem Grundseminar sowie in weiterführenden Lehrgängen, Masterprogrammen und Seminaren werden die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen bestmöglich auf ihre sensible Tätigkeit vorbereitet. Die Hospizakademie will unseren Mitmenschen und damit der gesamten Gesellschaft das Wissen und die berechtigte Hoffnung mitgeben, dass es in der letzten Phase des Lebens - die unausweichlich auf jede/n von uns zukommt - das Angebot einer persönlichen, menschlichen und hochqualifizierten Begleitung gibt, so Martin Bauer (UNI for LIFE-Geschäftsführer) und Johann Thanner (Leiter der Hospizakademie). Die Begleitung von PatientInnen und Angehörigen im Zuge des Projekts erfolgt ausschließlich ehrenamtlich. Die Nominierung zum Staatspreis bedeutet für Bauer und Thanner, dem Ehrenamt und den beteiligten HospizmitarbeiterInnen den Respekt und die Wertschätzung zu geben, die ihre Arbeit verdient. Die Hospizakademie Steiermark wurde in Kooperation der UNI for LIFE SeminarveranstaltungsGmbH der Karl-Franzens-Universität Graz und dem Hospizverein Steiermark gegründet.

 

connecting people: Freiwilligentätigkeit verbindet
Die Netzwerkorganisation asylkoordination Österreich bietet seit 15 Jahren Fortbildungen im Bereich Beratung und Begleitung von Flüchtlingen und MigrantInnen an. Dieses Jahr feiert das Patenschaftsprojekt "connecting people" sein zehnjähriges Bestehen. Es schult Personen, die ehrenamtlich eine Patenschaft für jugendliche alleinstehende Flüchtlinge übernehmen wollen. Die Nominierung zum Staatspreis stellt für das Projekt eine wertvolle Chance dar, in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen zu werden, so Projektmitarbeiterin Marion Kremla: "Insgesamt ist das Feld der Flüchtlingsberatung ohne ehrenamtliche Arbeit undenkbar. Das Projekt 'connecting people' wird ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen", so Kremla weiter. Ein Grundkurs liefert den Freiwilligen Basisinformationen über Herkunftsländer, Religionen, interkulturelle Kommunikation sowie die häufigsten psychischen Belastungen der Flüchtlinge. Die Nachfrage sei sowohl auf der Seite der Flüchtlinge als auch auf jener der Freiwilligen hoch. Größte Herausforderung auf Projektebene sei es, das Netzwerk der PatInnen aufzubauen bzw. den Austausch untereinander zu fördern. "Es ist spannend für uns zu sehen, wie sich Patenschaften in ganz individueller Weise entfalten, die Erwachsenen und die Jugendlichen kennenzulernen und die Veränderungen über die Zeit zu sehen - was alles durch die Patenschaften möglich wird für die Jugendlichen", so Projektleiter Klaus Hoffstätter im Interview. Die Nominierung zum Staatspreis unterstreicht für Hoffstätter die Bedeutung eines professionellen Rahmens für ehrenamtliches Engagement. 

 

Ehrenamt muss stärker gewürdigt werden
Die nominierten KandidatInnen für den Staatspreis sind sich einig: Für die Freiwilligentätigkeit in der Erwachsenenbildung sei es zukünftig besonders wichtig, ihre Position im öffentlichen Bewusstsein aufzuwerten. "Eine große Herausforderung lag und liegt darin, der Gesellschaft den wahren Stellenwert des Ehrenamts zu vermitteln und diesem die Wertschätzung zu ermöglichen, die es verdient", so Bauer und Thanner. So trägt die Verleihung des Staatspreises dazu bei, Projekte zu honorieren, die von Ehrenamtlichen getragen werden und einen bedeutenden Beitrag im Bereich der Erwachsenenbildung leisten.

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