"Weiterbildungsakademie ist ein bildungspolitischer Meilenstein"

29.06.2011, Text: Christian Ocenasek, bifeb
Hannes Knett, WIFI-Netzwerker, spricht über Aufgaben des WIFI und die Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung. (KEBÖ-Serie, Teil 4)
Mit jährlich 30.000 Veranstaltungen und rund 12.000 Vortragenden und TrainerInnen gehört das WIFI zu den ganz großen Bildungsanbietern in Österreich. Es gilt als die Bildungseinrichtung der Wirtschaft. Nur 8% der ÖsterreicherInnen sind UnternehmerInnen. Ist diese kleine Zielgruppe so bildungshungrig?

Es stimmt, das Wirtschaftsförderungsinstitut ist Teil der Wirtschaftskammer und wird dem Wirtschaftssektor zugeordnet. 8% unserer TeilnehmerInnen sind UnternehmerInnen. Die Wirtschaft braucht aber auch qualifiziertes Personal und das erklärt, dass sich ein großer Teil unseres Angebots an ArbeitnehmerInnen richtet.

Im Sinne von Personalentwicklungsmaßnahmen?

Ja, ein Teil des Gesamtangebots sind klassische Personalentwicklungsmaßnahmen für Firmen - unser maßgeschneidertes Firmeninterntraining. Aber auch die Standardangebote - das ist das, was in den WIFI-Kursprogrammen zu lesen ist - sind sehr umfangreich. Und wir arbeiten genauso für das Arbeitsmarktservice.

Wie groß ist der Einfluss der Wirtschaftskammer auf die Programmgestaltung? Ich denke daran, dass die Gewerbeordnung und die Ausbildungsverordnungen in der Wirtschaftskammer verhandelt werden. Es ist naheliegend, dass das WIFI zeitnah und gut informiert die Angebote stellen kann.

Die Gewerbeordnung ist ein wesentlicher Teil wirtschaftlicher Rahmengesetzgebung. Aus der natürlichen Nähe des WIFIs zu Fachverbänden und Branchenvertretungen innerhalb der Wirtschaftskammer-Organisation ergibt sich ein wichtiger Input in die Kursprogrammgestaltung, speziell im Tourismus, beim Handwerk, im Handel. Wir haben ein ganz spezifisches Know-How erworben, das uns zwischen Ausbildungsstandards bzw. Ausbildungsverordnungen und den Interessen der Fachgruppen gut bewegen lässt.

Eine freie berufliche Tätigkeit, die nicht der Gewerbeordnung unterliegt, ist die Erwachsenenbildung. Soll diese weiter frei bleiben, was ist die Position des WIFI?

Rechtlich stellt sich die Frage gar nicht. Von der Gewerbeordnung ausdrücklich ausgenommen ist der "Privatunterricht". Hier wäre eine Verfassungsänderung notwendig. Aber auch interessenspolitisch ist das für uns kein Thema. Es gilt das Prinzip der Nebenberuflichkeit, das heißt: es muss immer und leicht möglich sein, dass Experten aus der Wirtschaft nebenberuflich ihr Know How einbringen können.

Du vertrittst das WIFI im kooperativen System der österreichischen Erwachsenenbildung, eine deiner Aufgaben ist also die Vernetzung mit anderen Erwachsenenbildungsverbänden. Welche Bedeutung hat Kooperation?

Vernetzung stärkt den Wettbewerb - wie wir aus allen organisationsentwicklerischen Erkenntnissen wissen. Für mich ein Grund, warum ich gerne an verbandsübergreifenden Themen arbeite.

... wie z.B. der Weiterbildungsakademie ...

Die wba ist ein bildungspolitischer Meilenstein, weil sie konkrete Erfordernisse der Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung mit größtmöglicher Offenheit - im Sinne von Anerkennung und Anrechnung - verbindet.

Welche Herausforderungen siehst du für die Erwachsenenbildung?

Es geht vor allem darum sicherzustellen, dass Erwachsenenbildung einen handhabbaren und verlässlichen gesetzlichen Rahmen vorfindet, der der spezifischen Situation nebenberuflicher und ehrenamtlicher Tätigkeit gerecht wird. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass es für bildungsferne oder finanzschwache Gruppen einschließlich nicht marktgängiger Angebote Bildungsförderungen gibt. Diese Bildungsförderungen sollen transparent, verständlich und im ganzen Bundesgebiet gleich sein.

Ich möchte gerne noch persönlich fragen: Was macht dich fit für den Job?

In der Tiefe meiner Seele bin ich ein Bildungsmensch, Bildung ist mir wichtig und ich fühle mich in meiner Überzeugung übereinstimmend mit der Ausrichtung des WIFI. Kombiniert mit meiner Erfahrung lässt mich dies meine Arbeit gut machen.

Wo siehst du noch Bedarf, dazuzulernen?

Da sehe ich nicht nur den Bedarf, sondern auch meine Wünsche. Ich würde gerne mehrere Sprachen sprechen. Ich freue mich darauf, neben der "verpflichtenden" Zweitsprache Englisch eine weitere Sprache zumindest auf einfachem Niveau zu erlernen.

Danke für das Gespräch.



Mag. Hannes Knett
Jg. 1950, Weiterbildungsexperte am WIFI Österreich. Studium der Nationalökonomie an der Universität Wien. Geprüfter Unternehmensberater mit Schwerpunkt Personalentwicklung. Tätigkeiten  am WIFI der WK Niederösterreich, an WIFI  und  WK Salzburg, Geschäftsführer der Jungen Wirtschaft und in der Betriebsgründungsberatung tätig. Produktmanager im WIFI der Wirtschaftskammer Österreich; Leitete zwischen 2001 und 2010 die WIFI Produktenwicklung. Seit 2010 Sprecher der Plattform Berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB).
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KEBÖ-Interviewserie: