Neuer ISO-Qualitätsstandard speziell für Bildungseinrichtungen

04.07.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
Der neue ISO 29990 Standard spezifiziert Qualitätskriterien für Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und ergänzt so ISO 9001.
Mit der neuen ISO 29990 Standard wurde erstmals ein international einheitliches Qualitätsniveau für Bildungsdienstleister definiert. Während Anbieter damit ihre Qualität transparent machen können, ermöglicht die Norm Weiterbildungsinteressierten, Lerndienstleistungen nach objektiven Kriterien zu vergleichen.

Bildung muss qualitätsvoll, transparent und vergleichbar sein
Das Aus- und Weiterbildungsangebot in Österreich ist breit gefächert. Oft fällt es Weiterbildungsinteressierten schwer, aus einer unüberschaubaren Vielfalt das Angebot auszuwählen, das dem eigenen Bedarf am ehesten entspricht. "In einem derart stark fragmentierten Markt mit vielen Anbietern und Dienstleistungen von höchst unterschiedlicher Qualität sind Orientierungshilfen gefragt. Mit der Zertifizierung wird durch eine unabhängige Stelle der Nachweis erbracht, dass die Anforderungen der ISO-Norm 29990 erfüllt werden", so die Zertifizierungsorganisation Austrian Standards plus in einer Presseaussendung. Ziel des Standards sei es, Qualität, Transparenz und Vergleichbarkeit von Weiterbildungsangeboten zu steigern.

Kostengünstigere Zertifizierung möglich
Michael Sturm, Geschäftsführer des bfi Österreich, begrüßt die Entwicklung der neuen ISO-Norm: "Die ISO 29990 stellt zweifelsohne einen Gewinn dar, da sie sich explizit auf den Lehr- und Lernprozess bezieht und damit in der Qualitätsdebatte über die ISO 9001 jene Lücke schließt, die aus pädagogisch-wissenschaftlicher Sicht immer als Mangel empfunden wurde. Die Norm ist nun - im Unterschied zur ISO 9001 - für Bildungseinrichtungen begrifflich stimmig." Da ISO 29990 auch einen deutlich kürzeren und kostengünstigeren Zertifizierungsprozess ermögliche, dürfte sie vor allem für kleinere, eher allgemeinbildend orientierte Einrichtungen eine echte Alternative sein, so Sturm.

Standard fördert Organisationsentwicklung
Der österreichischen Zertifizierungsorganisation Quality Austria zufolge richtet sich der neue Standard an alle Arten von Bildungsanbietern: einzelne TrainerInnen, private Seminaranbieter, Weiterbildungsorganisationen, Curricula (sowie innerbetriebliche Aus- und Weiterbildungen bis hin zu Hochschulen und Universitäten. Im Mittelpunkt steht dabei die Kompetenz der Lerndienstleistung: Gestalten, Erbringen, Evaluation und Monitoring von Lerndienstleistungen werden mit Hilfe der ISO-Norm weiterentwickelt, so Georg Smolek, Produktmanager bei Quality Austria. Als Voraussetzung dafür muss der Lerndienstleister im Personalmanagement klare Kompetenzprofile der MitarbeiterInnen definieren, bewerten und weiterentwickeln. Mit ISO 29990 sind demnach auch eine Prozessoptimierung und eine systematische Weiterentwicklung der Organisation selbst verbunden.

Ergänzung zur ISO 9001
Ein Umstieg größerer Bildungsinstitute auf ISO 29990 sei laut Sturm weniger zu erwarten, da die ISO 9001 auch auf Systemebene eine umfassendere Wirkung entfalte. Für diese Institutionen wäre die neue Norm jedoch als Ergänzung zu ISO 9001 vorstellbar. Sturm spricht sich zudem für die Aufnahme der Norm in den österreichischen Qualitätsrahmen (Ö-Cert) aus.

Österreich an Entwicklung beteiligt
26 Normungsorganisationen haben im Jahr 2006 international mit einer Abstimmung die Grundlage für die neue Norm gelegt. Elf Mitglieder haben letztlich unter der Leitung Deutschlands daran mitgearbeitet - darunter auch Österreich. Derzeit sind die ISO-Normen weltweit in mehr als 160 Ländern anerkannt. Auch für die neue Norm ISO 2990 gibt es Quality Austria zufolge bereits zahlreiche Anfragen. Als erstes großes Weiterbildungsinstitut Österreichs wurde kürzlich das WIFI nach ISO 29990 geprüft und zertifiziert.
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