EU: Bildungsziele nur zum Teil erreicht

18.05.2011, Text: Katharina Lierzer, Online-Redaktion
Trotz guter Fortschritte sei mehr Anstrengung erforderlich, das zeigt jetzt der Bericht zu allgemeiner und beruflicher Bildung in der EU.
Im vergangenen Jahrzehnt gelang es den EU-Ländern, ihre Bildungssysteme in den Kernbereichen zu verbessern. Dennoch erreichten sie nur eines der fünf Ziele (oder "Benchmarks"), die für 2010 festgelegt waren.

Naturwissenschaftliche und technische Fächer holen auf
Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der AbsolventInnen mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Fächer in der EU um 37% gestiegen. Das angestrebte Ziel von 15% wurde damit problemlos übertroffen. In anderen Bereichen wurden zwar erhebliche, aber dennoch zu geringe Fortschritte erzielt: So verließen zum Beispiel weniger SchülerInnen die Schule vorzeitig, mehr SchülerInnen beendeten die Sekundarstufe II, Lese- und Schreibfähigkeiten wurden verbessert und mehr Erwachsene bildeten sich allgemein oder beruflich weiter. Die Senkung der SchulabbrecherInnenquote auf unter 10 % und die Erhöhung des Anteils der HochschulabsolventInnen auf mindestens 40% ist Teil der Strategie Europa 2020 für Beschäftigung und Wachstum.

Fünf Bildungsbenchmarks für 2020
Nach einer Übereinkunft der EU-BildungsministerInnen aus dem Jahr 2009 sollen bis 2020 fünf Ziele im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung erreicht werden:
  • Der Anteil frühzeitiger Schul- und AusbildungsabgängerInnen sollte weniger als 10% betragen.
  • Der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit einem Hochschulabschluss sollte mindestens 40 % betragen.
  • Mindestens 95% der Kinder im Alter zwischen vier Jahren und dem Beginn des Pflichtschulalters sollten an frühkindlicher Bildung teilhaben.
  • Der Anteil der 15-Jährigen mit unzureichenden Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sollte weniger als 15% betragen.
  • Im Durchschnitt sollten mindestens 15% der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teilnehmen.


Teilnahme Erwachsener am Lebenslangen Lernen
Bis 2020 sollen mindestens 15% der Erwachsenen zwischen 25 und 64 Jahren an Maßnahmen des Lebenslangen Lernens teilnehmen. Aktuell beträgt der EU-weite Anteil in der allgemeinen und beruflichen Bildung 9,3%. Beim Erreichen des Ziels wären dies 15 Millionen Erwachsene mehr. In Österreich nahmen laut Statistik Austria 2009 13,8% der 25 bis 64-Jährigen an Maßnahmen des Lebenslangen Lernens teil. Der Anteil der Frauen liegt dabei mit 14,7% etwas höher als der der Männer (12,8%).

Die Ergebnisse der europäischen "Labour-Force" Studie zeigen die Teilnahme Erwachsener in formaler und informeller Bildung 2009 in Europa. In den meisten Ländern sind Arbeitsplätze die größten Anbieter von Erwachsenenlernen. Hinsichtlich der Teilnahme wurden jedoch große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten festgestellt: Die nordischen Länder und Großbritannien erreichten mit hohen Teilnahmequoten zwischen 20 und 30% die besten Resultate. Im Mittelfeld liegen laut Studie die Niederlande, Slowenien, Österreich, Luxemburg, Estland und Spanien mit einer Beteiligung zwischen 10-20%. Kaum Fortschritt in der Verbesserung ihrer extrem niedrigen TeilnehmerInnenzahlen erreichten Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Türkei und Kroatien.

In Estland und Luxemburg stiegen die Beteiligungsquoten hingegen erheblich. Allerdings nehmen hier nicht alle Altersgruppen gleichermaßen an Erwachsenenbildung teil: Personen zwischen 50 und 64 Jahren zeigen eine wesentlich geringere Beteiligung als die jüngeren Altersgruppen. Die höchste Beteiligungsrate unter den 50 bis 64-Jährigen weist Dänemark auf: Jede(r) vierte Erwachsene in dieser Altersgruppe nimmt hier Angebote des Lebenslangen Lernens wahr. In Island, Finnland, Großbritannien und Norwegen beteiligen sich 10% der 50 bis 64-Jährigen an Erwachsenenbildung. In Griechenland, der Türkei oder Ungarn nehmen nur 1% dieser Altersgruppe an Erwachsenenlernen teil.

Europäische Kommission blickt positiv auf 2020  
Auch wenn es für genaue Vorhersagen zu früh ist, geht die Europäische Kommission davon aus, dass die Benchmarks für 2020 erreicht werden können. Dazu müssen die Mitgliedstaaten jedoch weiterhin effizient in allgemeine und berufliche Bildung investieren, so der Bericht. Dies gilt insbesondere für die zwei Bildungskernziele zu SchulabbrecherInnen und HochschulabsolventInnen. Zudem bestehen weiterhin erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in den Bereichen schulische Leistung und Fächerwahl. So übertreffen beispielsweise Mädchen die Jungen im Bereich Lesekompetenz. Mehr Männer als Frauen schließen hingegen ein Hochschulstudium in mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fächern ab.

Quelle: InfoNet Adult Education/Michael Sommer (Beitrag redaktionell übersetzt, gekürzt und ergänzt)

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