Neuerscheinung: Looking at learning

08.08.2011, Text: Reinhard Lechner, Redaktion: Reinhard Lechner, Online-Redaktion
In 21 Beiträgen loten ForscherInnen das Lernen neu aus. Schwerpunkte setzen sie auf Hochschule, Sprache und Ort.
Lernen weltweit im Wandel
Lerneinrichtungen und Lernende, das ist den Beiträgen der Neuerscheinung "Looking at Learning" einheitlich zu entnehmen, sehen sich mit Veränderungen und Widersprüchen konfrontiert: Interkulturalität, Neue Medien und Selbstorganisation sind nur einige Schlagworte, die neue und künftige Formen des Lernens andeuten. Das von Barbara Schröttner und Christian Hofer (Universität Graz) herausgegebene Buch stellt daher aktuelle Forschung zum Lernbegriff im Wandel vor.

In ihrem einführenden Beitrag überdenkt die Herausgeberin Barbara Schröttner Lernprozesse und Lernziele von globalen Gesellschaften. Eva Cendon (Deutsche Universität für Weiterbildung) geht der Frage nach, wie die Universität Wissen schaffen kann, um Studierenden in deren Lebenswelten zwischen Theorie und Praxis gerecht zu werden. Mit Lernen und Sprache beschäftigt sich Christian Hofer, er gibt methodische und didaktische Anregungen, um das konstruktivistische Sprachenlernen in den Unterricht einzuführen. Zur Frage nach "Lernen und Ort" analysiert unter anderen Ulli Vilsmaier (Universität Salzburg) die subjektiven Geographien und Weltbilder, die Lernende ausbilden. Sie bezieht sich auch auf Paolo Freires Klassiker "Pädagogik der Unterdrückten" aus 1981. Zentrale Aufgabe der Lehrenden sei, einen Raum aufzuspannen, in dem alle am Lernprozess Beteiligten ihren Platz haben, so Vilsmaier.

Verschiedene kulturelle Hintergünde der Forschenden
Spannend für die LeserIn machen diese Publikation auch die AutorInnen, die aus mehreren Ländern kommen. Sie weisen verschiedene kulturelle Hintergründe auf und blicken aus unterschiedlichen Disziplinen auf das Lernen. Entsprechend versammelt das Buch deutsche und englische Beiträge.

Greta Dermendjieva etwa ist Mathematik- und Kommunikationswissenschafterin aus Bulgarien. Gemeinsam mit Veronica Valkanova erhob sie die Informationskompetenz von rund 300 bulgarischen StudentInnen. Ihre Frage lautet: Ist die so genannte Google-Generation informationskompetent, nur weil sie mit Computer und Internet aufgewachsen ist?

Sidi M. Omar aus Westsahara ist Literatur-, Friedens- und Entwicklungswissenschafter. Er untersucht Herausforderungen, die Multikulturalität an das Lernen im spanischen Bildungssystem stellt. Unter anderem nimmt er spanische Schulbücher kritisch in den Blick, da sie eine homogene westliche Kultur andeuten und Stereotypen in Verbindung mit Immigration nicht entgegenwirken.

Mary Feng Yan aus China ist Erziehungswissenschafterin. Mit Dave Burnapp von der Uni Northampton führte sie Interviews mit WissenschafterInnen einer chinesischen Universität. Diese erzählten aus ihren Lernerfahrungen in einem Austauschprogramm (language and culture immersion programme, LCI) mit einer Universität in Europa, wo sie Chinesisch unterrichteten.

Bildung global ist HerausgeberInnen wichtiges Thema
Barbara Schröttner ist tätig im  Arbeitsbereich Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft in Graz, Christian Hofer lehrt und forscht für treffpunkt sprachen, einem Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik, ebenfalls in Graz. Mit "Looking at learning" gibt das forschende Duo Schröttner/Hofer bereits zum dritten mal gemeinsam einen internationalen Sammelband heraus. Schon 2009 mit "Education-Identity-Globalization" und 2010 mit "Competences-Interdisciplinary Frameworks" beschäftigten sie sich länder- und kulturübergreifend mit Erziehungs- und Bildungswissenschaft.

Barbara Schröttner, Christian Hofer (Hrsg.) (2011):
Looking at Learning/Blicke auf das Lernen. Higher Education, Language, Place/Hochschule, Sprache, Ort.
324 Seiten, broschiert, 29,90 €, ISBN 978-3-8309-2430-2
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