BFI Oberösterreich eröffnet Produktionsschule Ried

04.04.2011, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Produktionsschulen nach dänischem Vorbild qualifizieren benachteiligte Jugendliche und helfen, deren Lebenssituation zu stabilisieren.
Festakt in Ried im Innkreis
Zahlreiche Ehrengäste fanden sich am 28. März 2011 in Ried im Innkreis ein, wo Sozialminister Rudolf Hundstorfer die dortige Produktionsschule des BFI Oberösterreich feierlich eröffnete. Begonnen hatte das "Schuljahr" für die 32 TeilnehmerInnen freilich schon im Dezember des Vorjahres. Die Ausbildungsgarantie der Bundesregierung setzt drohender Jugendarbeitslosigkeit ausreichende Berufsausbildungsmöglichkeiten entgegen. Ihre Umsetzung lässt verschiedene, den individuellen Bedürfnissen und Voraussetzungen der Jugendlichen angepasste Spielarten zu – unter anderem die der Produktionsschule, deren große arbeitsmarktpolitische Bedeutung der Minister hervorhob.

Das Konzept der Produktionsschulen
Seit 2001 gibt es in Österreich Produktionsschulen mit sozial-integrativer Ausrichtung nach dänischem Vorbild, aktuell sind es 20. Sie stehen benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von fünfzehn bis 25 Jahren offen, die Schwierigkeiten haben, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden. Fast immer handelt es sich dabei um arbeitslose Schul- oder LehrabbrecherInnen. Begleitet sind die Qualifikationsdefizite häufig von sozialen Problemen. Dementsprechend wichtig ist der besondere pädagogische Ansatz, der Lernen mit Arbeiten verbindet. Neben der Vorbereitung auf den Berufseinstieg zielen Produktionsschulen auf Stabilisierung und Motivationssteigerung bei den jungen Menschen ab. Bewährt hat sich dabei die Arbeit in Kleingruppen von fünf bis acht TeilnehmerInnen.

Die Produktionsschulen des BFI Oberösterreich
Das Berufsförderungsinstitut Oberösterreich gründete bereits 2002 eine erste Produktionsschule. Mittlerweile ist die Zahl auf vier angewachsen, Standorte sind Steyr, Mattighofen, Wels und Ried im Innkreis. Eine fünfte Einrichtung soll im Herbst 2011 in Leonding dazukommen. Schon jetzt stellt das BFI Oberösterreich in seinen Produktionsschulen 158 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Die Arbeitsmöglichkeiten in den Werkstätten
Inhaltlich umfasst das Qualifizierungsangebot in den Werkstätten der Produktionsschulen die Bereiche
  • Metallverarbeitung,
  • Kunststoffverarbeitung,
  • Gastronomie,
  • Lagerlogistik/Handel/Verkauf – diese vier Richtungen bietet auch die jüngste Produktionsschule in Ried an – sowie
  • EDV/Büro/Verwaltung und
  • Holzbau.


Eine Besonderheit stellen die Fahrradwerkstatt in Wels und die Skateboardproduktion in Steyr dar. Neben der Arbeit in den Werkstätten haben die jungen Menschen Gelegenheit, Praktika in verschiedenen Firmen zu absolvieren und so erste Berufserfahrungen zu sammeln.

Fokus auf Motivation und Selbstvertrauen
Abgesehen vom Erwerb fachspezifischen Wissens und praktischer Fertigkeiten sollen die TeilnehmerInnen während der sechs bis (seltener) zwölf Monate, die sie für gewöhnlich an einer Produktionsschule verbringen (in Ausnahmefällen ist eine Verlängerung auf zwei Jahre möglich), auch soziale Kompetenzen erlangen. Dazu gehört, dass die jungen Menschen lernen, sich an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen, und so eine Struktur in ihren Arbeitsalltag bringen können. "Um das zu erreichen, ist es erforderlich, dass sie persönliche und berufliche Ziele finden, Selbstvertrauen in Arbeitssituationen gewinnen, sich in einem Team bewähren und damit auch für Betriebe wertvolle MitarbeiterInnen werden", bringt es der Rieder Produktionsschulleiter Wilhelm Hinterberger auf den Punkt. Mit auf dem Stundenplan stehen daher Soft Skills wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein.

So sieht die Finanzierung aus
Die Kosten für die Produktionsschulen teilen sich das Land Oberösterreich und das Arbeitsmarktservice (AMS) Oberösterreich, Unterstützung kommt von den Stadtgemeinden Mattighofen, Ried im Innkreis, Steyr und Wels. Die Zuweisung der TeilnehmerInnen zu den Schulen erfolgt in der Regel durch das AMS, das auch für die Deckung des Lebensunterhalts der TeilnehmerInnen einsteht.

Positive Bilanz
Die bisherigen Erfahrungen des BFI Oberösterreich geben dem Produktionsschulmodell recht: Immerhin lassen sich bis zu 20 % der TeilnehmerInnen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren, manche finden sogar eine Lehrstelle. Wenig erstaunlich also, dass für November 2011 bereits eine weitere Produktionsschule geplant ist.

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