Qualitätsmanagement zwischen Anspruch und Realität

17.03.2011, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Zertifizierungen haben zu mehr Qualitätsbewusstsein in der EB geführt, aber einige Fragen bleiben nach wie vor offen.
Die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen in der Erwachsenenbildung hat in den letzten Jahren deutlich zu Qualitätsverbesserungen sowohl bei den Weiterbildungsorganisationen als auch bei deren Angeboten geführt. Dies zeigt die Artikel und Beiträge zur aktuellen Ausgabe des "Magazin erwachsenenbildung.at". Die unterschiedlichen Systeme und Verfahren lassen aber dennoch viele Fragen offen, wie jene nach der geeigneten Bemessung von Qualität. Zudem bleibt ein wesentlicher Aspekt oft unberücksichtigt: die Bewertung der Qualität hinsichtlich des Lernerfolgs.

Verschiedenste Qualitätsmanagementsysteme im Einsatz
Qualität und vor allem Qualitätsmanagement sind zentral für den Erfolg eines Unternehmens - in der Erwachsenenbildung ist das nicht anders. Die in den letzten 15 Jahren intensiv geführte Diskussion hat zum Ergebnis geführt, dass mittlerweile viele Einrichtungen über Zertifizierungen bzw. Qualitätsmanagementsysteme wie ISO, EFQM, LQW, EBQ usw. verfügen. Dennoch gibt es nach wie vor keinen einheitlichen Qualitätssicherungsstandard, da die einzelnen Qualitätsmanagementsysteme zu unterschiedlich und schwer vergleichbar sind. Zu diesem Schluss gelangt Elke Gruber, Professorin für Erwachsenen- und Berufsbildung an der Universität Klagenfurt und Herausgeberin der erwähnten Magazinausgabe.

"Gelungenes Lernen" nicht standardisierbar
Laut Gruber ist auch nicht ausreichend geklärt, wie die Qualität des Angebotes zu fassen sei. Hinzu kommt, dass die Perspektive des Lernenden oft vernachlässigt wird. Bildung ist keine Ware sondern eine Dienstleistung, an deren Erfolg die Eigenaktivität der Lernenden zentralen Anteil hat. Lernerfolg ist also nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv zu bewerten. Daher wird in der Erwachsenenbildung oft von "gelungenem Lernen" gesprochen, wenn nicht nur die Lehrziele erreicht wurden, sondern auch die persönlichen Ziele der Lernenden.

Qualität in der Praxis
Für viele Anbieter scheint noch immer die KundInnenzufriedenheit das oberste, weil am einfachsten messbare Qualitätsmerkmal zu sein. Zwar gibt es ein Verständnis für einen breiteren Qualitätsbegriff, doch ihn an beobachtbaren Lernergebnissen und Effekten von Weiterbildung festzumachen, scheint nicht immer einfach. Dies wird anhand einer Reihe von Beispielen deutlich, die in der aktuellen Ausgabe des "Magazin erwachsenenbildung.at" nachzulesen sind. Die  Erfahrungen aus der ARGE Bildungshäuser, den WIFIs und den Volkshochschulen veranschaulichen, wie Erwachsenen- und Weiterbildungsanbieter in Österreich Qualitätssicherung und -entwicklung durchführen, was dies verändert und was "gelungenes Lernen" als Qualitätskriterium bedeuten kann.

Ein Beispiel
Aus der Vielzahl von Beispielen sei hier eines herausgegriffen: Anhand der Wiener Volkshochschulen zeigen die Autorinnen Christine Pig und Renate Schiller, welche Maßnahmen und Verfahren eingesetzt werden können, um ein abgestimmtes Bildungsangebot, einen qualitätsvollen Unterricht, gelungenes Lernen sowie gelungene Beratung und Dienstleistung zu ermöglichen. Für den Qualitätsentwicklungsprozess werden hier drei Maßnahmen eingesetzt: das Weißbuch Programmplanung - ein nach den Europäischen Schlüsselkompetenzen ausgerichteter Planungsrahmen -, eine kollegiale Unterrichtsreflexion, die auf die Optimierung des Lehr-Lernprozesses abzielt sowie interne Entwicklungs- und Evaluationsworkshops. Von "gelungenem Lernen" wird bei den Wiener Volkshochschulen dann gesprochen, wenn unter anderem die persönlichen Ziele, die Gruppen- und die Kursziele erreicht wurden. Um dies zu erreichen, braucht es eine qualitative Auseinandersetzung mit der Programmplanung und dem Programmangebot, den Kursinhalten, dem Unterricht und den Unterrichtenden, so die Autorinnen.
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