Studie: Weiterbildungsbedarf durch Arbeitsmarktöffnung

04.03.2011, Text: Reinhard Lechner, Online-Redaktion
Unternehmen positionierten sich bei Umfrage zu Weiterbildungsmarkt, EU-Arbeitsmarktöffnung und beruflichem Stellenwert des Bachelors.
Im Jänner befragte makam market research wieder 500 PersonalistInnen und GeschäftsführerInnen zu aktuellen Themen der Weiterbildung. Die Studie im Auftrag der Plattform für berufsbezogene Weiterbildung (PbEb) gibt Aufschlüsse zu Trends der Weiterbildung aufgrund von Einschätzungen der Unternehmen.

Unternehmen erhöhen ihre Weiterbildungsbudgets
26% der Unternehmen planen 2011 mehr Budget für Weiterbildung ein, verglichen mit dem Vorjahr kalkulieren heuer doppelte so viele Unternehmen mit mehr Geldern. Nur 4% sehen dagegen weniger Budget für das Jahr vor, im Jahr 2010 planten noch 8% weniger Budget ein. Die StudienautorInnen führen die Budgeterhöhungen auch auf die Arbeitsmarktöffnung für neue EU-Mitgliedstaaten ab 1. Mai 2011 zurück.

Technik, Persönlichkeitsentwicklung und Marketing sind gefragt
Bei den Inhalten orientieren sich die Unternehmen derzeit an drei Fachgebieten: 28% sehen bei Technik und Produktion das größte Weiterbildungspotential, 25% in der Persönlichkeitsentwicklung und 19% im Verkaufstraining und Marketing. Von Maßnahmen in diesen Weiterbildungsbereichen erwarten Personalverantwortlichen die Konkurrenzvorsprünge ihres Unternehmens. Am wenigsten glauben Unternehmen laut der Studie durch Weiterbildung in Sprachen, EDV-Anwendungen und im Rechtsbereich Marktvorteile erzielen zu können.

Weiterbildung gewinnt durch die Arbeitsmarktöffnung an Bedeutung
Ab 1. Mai brauchen BürgerInnen aus den acht osteuropäischen Ländern (Ungarn, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Polen, Estland, Lettland und Litauen) keine Genehmigung mehr, um in Österreich arbeiten zu können. Umgekehrt können dann auch ÖsterreicherInnen in diesen Ländern ohne Genehmigung arbeiten. Hannes Knett, Sprecher der PbEb und Bildungsexperte des WIFI Österreich, meinte gegenüber diePresse.com, die ArbeitnehmerInnen der Unternehmen würden im Zuge der Öffnung verstärkt Weiterbildung in Anspruch nehmen. Außerdem müssten auch die neuen Beschäftigten gefördert und qualifiziert werden - die Unternehmen sehen vor allem bei Sprachen, Technik und Produktion sowie bei Gesundheit und ArbeitnehmerInnenschutz Qualifizierungsbedarf. Die befragten Unternehmen sehen das ähnlich: 58% der Unternehmen glauben, dass durch die Arbeitsmarktöffnung berufsbezogene Weiterbildung an Bedeutung gewinnen wird und 9% der Unternehmen gaben an, dass sie ihre Weiterbildungsbudgets auch aufgrund der EU-Arbeitsmarktöffnung erhöht haben. Die Personalverantwortlichen erwarten hauptsächlich Facharbeiter, Hilfskräfte und nicht leitende Angestellte unter den neuen Beschäftigen.

Unternehmen bewerten den Bachelor unterschiedlich
In Österreich stehen die ersten AbsolventInnen von Bachlorstudien im Berufsleben. 49% der Unternehmen bewerten den Titel "Bakk." positiv, 29% dagegen sind der Ausbildung gegenüber negativ eingestellt. Positiv sei laut Studie die kürzere Studiendauer und ein früherer Berufseinstieg als Bachelor, die KritikerInnen fanden aber, der Titel sei kein vollwertiger Abschluss und biete keine ausreichende Qualifikation. Die unterschiedlichen Bewertungen erklärt sich Hannes Knett mit den unterschiedlichen Erfahrungen, die die Unternehmen mit  den Bachelor-AbsolventInnen machten. Klar sei, dass der Arbeitsmarkt dem Bachelor Zeit geben müsse und die Unternehmen erst Erfahrungswerte zu den AbsolventInnen benötigten.

Studie und Auftraggeber
Die Daten zur Studie Weiterbildung 2011 erhob makam market research mittels einer telefonischer Repräsentativbefragung. Zielpersonen der Studie waren Personalverantwortliche und GeschäftsführerInnen in österreichischen Unbernehmen ab 20 MitarbeiterInnen. Der Auftraggeber PbEB wurde 2007 gegründet und versteht sich als freiwillige und unabhängige Vereinigung von Anbietern berufs- und wirtschaftsbezogener Aus- und Weiterbildungsaktivitäten.
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