Lehrlingsausbildung am BFI

20.12.2010, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
BFI-Erhebung belegt: Mit seiner überbetrieblichen Berufsausbildung zählt das BFI zu den größten heimischen Lehrlingsausbildern.
Zahlen, die für sich sprechen
Seit Juli 2008 gibt es in Österreich eine Ausbildungsgarantie für Jugendliche bis zu 18 Jahren. Werden von der Wirtschaft nicht genügend Lehrstellen angeboten, schaffen öffentliche und überbetriebliche Einrichtungen Abhilfe. Im Wintersemester 2010/11 stellen die Berufsförderungsinstitute insgesamt 4.897 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die meisten Lehrlinge, nämlich 1.447 oder ein knappes Drittel, bildet dabei das BFI Niederösterreich aus, gefolgt von 1.078 (22 %) am BFI Oberösterreich und 988 (20 %) am BFI Steiermark. Gemessen an der Ankündigung des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK), das Auffangnetz für Jugendliche, die keine betriebliche Lehrstelle finden, im Ausbildungsjahr 2010/11 auf 13.782 Plätze aufstocken zu wollen, deckt das BFI mit seinem Lehrstellenangebot ganze 35,5 % ab – eine Quote, die sich sehen lassen kann.

Österreichische Lehrlingsausbilder im Vergleich
Eine Analyse der betrieblichen Lehrlingsausbildung in Österreich unterstreicht die hervorragende Position des BFI mit seinen rund 5.000 Lehrstellen zusätzlich. Spitzenreiter bei der Lehrlingsausbildung ist nach wie vor das Gewerbe. Auf Platz zwei rangiert mit über 16.000 Lehrlingen der Handel, der anders als noch im Vorjahr eine steigende Zahl von Lehrstellen vermeldet. Ganz vorne mit dabei ist die Handelskette SPAR, die mit INTERSPAR und dem Tochterunternehmen Hervis aktuell 2.700 Lehrlinge ausbildet. Nicht einmal halb so viele Ausbildungsplätze stellt der REWE-Konzern mit 987 zur Verfügung, davon entfallen über zwei Drittel auf BILLA (692). Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) können mit rund 1.800 Lehrstellen aufwarten, während der Bund sein Lehrstellenangebot in den letzten sechs Jahren mehr als vervierfachte und sich mittlerweile über 1.257 Lehrlinge freut – so viele wie nie zuvor. Die Stadt Wien bildet immerhin 750 Lehrlinge aus.


Die überbetriebliche Berufsausbildung als Variante der Lehre
Seit den 1990er Jahren ist ein Rückgang an offenen Lehrstellen zu beobachten. Angesichts des Lehrstellenmangels und der damit einhergehenden Jugendarbeitslosigkeit engagierte sich das BFI schon früh in der Entwicklung neuer Modelle der Berufsausbildung. Der Verein zur Förderung von Arbeit und Bildung (FAB) des BFI Oberösterreich konzipierte ein triales Ausbildungssystem für Lehrlinge, das die theoretische Ausbildung an Berufsschulen mit einer praktischen Ausbildung in Form von Praktika in Partnerbetrieben und Förderunterricht sowie Zusatzmodulen am BFI verband. Ab 1996 setzten Berufsförderungsinstitute dieses Konzept gemäß § 30 des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) um.


Die fortgesetzt angespannte Lehrstellensituation veranlasste die Bundesregierung dazu, ein Förderprogramm zu initiieren, das ausreichende Berufsausbildungsmöglichkeiten bieten sollte. Das 1998 erlassene Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz (JASG) bildete eine weitere Grundlage dafür, dass Jugendliche ohne Lehrstelle eine überbetriebliche Lehre absolvieren konnten. Anders als die Ausbildungen nach § 30 BAG zielten Lehrgänge im Rahmen des JASG darauf ab, Lehrlingen den Wechsel vom überbetrieblichen in ein betriebliches Lehrverhältnis zu ermöglichen. Bereits im ersten Jahr schuf das BFI im Rahmen dieses Auffangnetzes für Jugendliche rund 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze.


Auffangnetz – und wie weiter?
Der Wachstumseinbruch 2008 schlug sich nicht zuletzt in einer geringeren Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung von Lehrlingen nieder. Dies stellte das „Auffangnetz“ überbetriebliche Lehrausbildung vor neue Herausforderungen. Im Herbst 2008 reformierte eine BAG-Novelle das Provisorium. Von 2008 auf 2009 stieg die Zahl jener Lehrlinge, die eine überbetriebliche Lehrausbildung absolvierten, um ca. 22 % auf fast 8.600, und 2010 soll sie sich laut BMASK auf über 13.000 belaufen. Ab 2011 rechnet das Arbeitsmarktservice (AMS) zwar infolge eines prognostizierten Rückgangs bei den Lehrstellensuchenden und eines Zuwachses bei den offenen Lehrstellen mit einer leichten Entspannung auf dem Lehrstellenmarkt, doch Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich geht davon aus, dass „die überbetriebliche Lehrausbildung ein fixer Bestandteil des Berufsbildungssystems bleiben wird, da mit ihr die Breite der Berufsfelder am besten abgedeckt werden kann und sie dadurch der betrieblichen Lehre qualitativ zumindest ebenbürtig ist“.


Lehre mit Matura
Seit Herbst 2008 besteht darüber hinaus die Möglichkeit der Berufsmatura, d. h. Lehrlinge können parallel zur Lehre auch die Reifeprüfung ablegen. Diese Kombination aus Lehrausbildung und Matura ist für Lehrlinge kostenlos, ihr Mehrwert liegt in einer Höherqualifizierung schon während der beruflichen Ausbildung. Wie bei der 1997 in Österreich eingeführten Berufsreifeprüfung (BRP), die allerdings einen Lehrabschluss voraussetzt und für die TeilnehmerInnen mit Kosten verbunden ist, eröffnen sich dadurch auch weiterführende Bildungswege. Die BFIs bieten sowohl die Lehre mit Matura als auch die Berufsreifeprüfung mit großem Erfolg an. Derzeit bereiten sich 2.786 Lehrlinge am BFI auf die Berufsmatura vor.

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