Wie validiert Europa non-formales und informelles Lernen?

12.11.2010, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Im Rahmen des OBSERVAL-Projektes entstand eine Datenbank, welche die Praxis der Validierung von Lernergebnissen in Europa unter die Lupe nimmt.
Anerkennung von nicht-formalen und informellen Lernen von zunehmendem Interesse
In Europa ist die Anerkennung der gesamten Bandbreite individueller Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zunehmend von Interesse. Wesentliche Impulse gehen hier insbesondere von der Entwicklung des europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (EQR) aus, welcher auf die leichtere Vergleichbarkeit von beruflichen Kompetenzen zielt. Dabei hat sich die Aufmerksamkeit auch verstärkt auf die Bedeutung von nicht formalem und informellem Lernen gerichtet. Allerdings werden hier neue Ansätze zur Identifizierung und Validierung dieser "unsichtbaren" Lernerfahrungen benötigt.

Die europäischen Länder sind diesbezüglich unterschiedlich weit fortgeschritten. Während einige schon umfassende Systeme vorweisen können, stehen andere noch ganz am Anfang der Entwicklung.

Europäisches Netzwerkprojekt OBSERVAL zur Erfassung der Validierungspraxis
Diese länderspezifischen Unterschiede waren mitunter der Ausgangspunkt für das europäische Netzwerkprojekt OBSERVAL ("European Observatory of Validation of Non Formal & Informal Learning"). Das Hauptziel lag in der Errichtung einer Datenbank, welche einen Überblick über diese unterschiedlichen Validierungssysteme bietet.

Insgesamt beteiligten sich Teams aus 24-EU Mitgliedstaaten  am Projekt, welches im Rahmen des Leonardo da Vinci Programms zwischen 2007 und 2010 durchgeführt wurde. Die Teams repräsentierten dabei unterschiedliche Bildungssektoren (Hochschule, Berufs- und Erwachsenenbildung), während das Netzwerk EUCEN (European Universities Continuing Education Network) das Projekt insgesamt koordinierte. Mit 3s, einer Unternehmensberatung an der Schnittstelle von Bildung und Arbeitsmarkt, beteiligte sich auch ein österreichisches Team an der Errichtung der Datenbank. Eine Ko-Finanzierung erfolgte hier über das BMUKK.

Umfassende Datenbank zum Ländervergleich verfügbar
Mit dem European Observatory of Validation of Non Formal & Informal Learning steht nun allen Interessierten die angestrebte Online-Datenbank zur freien Verfügung. Wesentliches Anliegen war dabei vor allem auch, Dokumente und Informationen, die außerhalb ihres Entstehungslandes oder -kontextes wenig verbreitet sind, einem weiten Kreis an AkteurInnen (z.B. EntscheidungsträgerInnen auf nationaler oder institutioneller Ebene, SozialpartnerInnen, PersonalmanagerInnen, Verantwortliche für Validierung) zur Kenntnis zu bringen.

In der Datenbank befinden sich u.a.:
  • Offizielle Informationen: Offizielle Texte, die die Umsetzung der Validierung nicht formalen und informellen Lernens in jedem Land regeln, Beispiele für verwendete Hilfsmittel (z.B. Standards, Bewerbungsunterlagen, Portfolios, Interviewformulare), statistische Analysen oder Erhebungen etc.
  • Fallstudien: Beispiele, die interessante, innovative oder auch gescheiterte Initiativen, Erfahrungen oder Experimente mitsamt eventuellen Problemen bei der tatsächlichen Umsetzung präsentieren 

Zusätzlich sind Jahresberichte zur Beschreibung des Status quo der Verankerung von Validierung nicht formalen und informellen Lernens im jeweiligen Land sowie Bibliographien aus dem Projektzeitraum erhältlich.

"OBSERVAL Validation Prize" an österreichische Fallstudie vergeben
Im Rahmen der Abschlusskonferenz des Projektes, welche im Oktober 2010 stattfand, wurde auch der "OBSERVAL Validation Prize" zum zweiten Mal verliehen. Die Auszeichnung ging dabei an die österreichische Fallstudie "Informeller Kompetenzerwerb und Bildungsberatung". Dabei handelt es sich um ein Projekt des Netzwerks "Bildungsberatung in Wien" vom Ring Österreichischer Bildungswerke.
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