Das war die KEBÖ-Jahrestagung 2010

29.09.2010, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Am 27. September versammelte sich Österreichs EB-Prominenz zur KEBÖ-Jahrestagung "Wissensgesellschaft und Inklusion".
Lob für die KEBÖ
Zum Auftakt der Tagung, die im Bildungszentrum der AK Wien stattfand, begrüßten Michael Sturm, Geschäftsführer des Berufsförderungsinstituts (BFI) Österreich und Vorsitzender der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ), AK-Präsident Herbert Tumpel als Gastgeber und Unterrichtsministerin Claudia Schmied die rund 180 TeilnehmerInnen. In ihren Eröffnungsworten betonte Ministerin Schmied, dass sie mit ihrem „Hiersein Wertschätzung zum Ausdruck bringen” wolle, und würdigte die KEBÖ als einen „ganz, ganz wichtigen Partner des Ministeriums” in der Planung wie Umsetzung großer gemeinsamer Projekte.

Bildungsberatung in geprüfter Qualität: Ministerin zeichnete erfolgreiche Initiativen aus
Im Anschluss daran stellte Peter Schlögl vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) das Verfahren der externen Qualitätssicherung anbieterneutraler Bildungsberatung vor. Dieses Instrument einer unabhängigen Qualitätskontrolle gibt es seit 2009; sein Ziel ist es, nachzuweisen, dass Organisationen verlässlich eine qualitätsvolle, adressatInnengerechte Beratungsleistung erbringen. Davon überzeugt sich ein Review-Team bestehend aus BildungsberatungsexpertInnen, VertreterInnen der Berufsgruppe und WissenschafterInnen/EvaluatorInnen anhand von Informationsunterlagen der Beratungseinrichtung sowie eines Lokalaugenscheins vor Ort. Bislang traten neun Organisationen bzw. Projekte aus ganz Österreich diesen Qualitätsbeweis an. Ihnen überreichte Ministerin Schmied im Rahmen der Tagung die ersten Zertifikate.

 

KEBÖ-Tätigkeitsbericht 2009/10
Die KEBÖ-Aktivitäten im abgelaufenen Arbeitsjahr ließ sodann deren Vorsitzender, Michael Sturm, Revue passieren. Neben bildungspolitischen Initiativen, v. a. im Zusammenhang mit der Berufsreifeprüfung, neuen Fördermodellen, der österreichischen Strategie für lebenslanges Lernen (LLL), der Qualitätssicherung in der Erwachsenenbildung sowie dem europäischen und dem nationalen Qualifikationsrahmen, lagen Schwerpunkte der KEBÖ-Arbeit in der Umsetzung und Dokumentation der 2009 mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (bm:ukk) für drei Jahre abgeschlossenen Leistungsvereinbarungen, der Dotierung von Erwachsenenbildung und dem Aufgreifen internationaler Impulse. Weitere Arbeitsgebiete waren das kooperative System der Erwachsenenbildung und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Lehrende. Seine Ausführungen schloss der KEBÖ-Vorsitzende mit den wichtigsten bildungsstatistischen Daten der Mitgliedsverbände, die mit mehr als 207.000 Kursen, fast drei Millionen Kursteilnahmen und über sechs Millionen Unterrichtseinheiten nicht nur für sich sprechen, sondern auch eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeuten und einmal mehr den Stellenwert der Erwachsenenbildung innerhalb des Gesamtbildungssystems unterstreichen.

 

Wissensgesellschaft und Inklusion mal zwei
Mit dem eigentlichen Tagungsthema „Wissensgesellschaft und Inklusion” und der Frage, was Erwachsenenbildung zur Vermeidung sozialer Segregation beizutragen vermag, setzten sich zwei Vorträge näher auseinander. Beide stießen, wie sich an den zahlreichen anknüpfenden Wortmeldungen und Diskussionsbeiträgen ablesen ließ, auf reges Publikumsinteresse.

 

Ende oder Transformation sozialer Selektivität?
Helmut Bremer, Professor für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt politische Erwachsenenbildung im Fachbereich Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, referierte über „Soziale Milieus und Weiterbildung unter ‚wissensgesellschaftlichen’ Bedingungen”. Als ausgewiesener Experte für Milieutheorie, AdressatInnenforschung und Weiterbildungsbeteiligung beleuchtete Bremer die Teilhabe an Weiterbildung unter bildungssoziologischen wie erziehungswissenschaftlichen Vorzeichen und thematisierte Möglichkeiten der Chancengleichheit. Ausgehend von der These, „dass Bildungserwerb im Erwachsenenalter nach wie vor an die Milieuzugehörigkeit gebunden ist”, prognostizierte er eine Transformation sozialer Selektivität, und zwar dergestalt, dass „spezifische Zugangsformen zu Bildung und Wissen auf- und andere abgewertet werden”. Den Beitrag, den Weiterbildung zur Inklusion leisten kann, sieht er primär in einer Feinregulierungsfunktion.

 

Erwachsenenbildung und Migration in Österreich
Die Brücke zur österreichischen Situation schlug August Gächter vom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) mit einem Input über den Stellenwert von Erwachsenenbildung in einer Einwanderungsgesellschaft. Gestützt auf Datenmaterial zu den Wiener Volkshochschulen und aus dem Mikrozensus hinterfragte Gächter die gesellschaftliche Inklusion von MigrantInnen in Österreich und kam zu interessanten Schlüssen: So ist etwa der „Bildungsstaat” - in dem die Pflichtschulbildung bzw. Erstausbildung erworben wird - wesentlich wichtiger als das Geburtsland und war Einwanderung in den letzten 20 Jahren sehr viel qualifizierter als in der Zeit davor. Außerdem sind deutliche Bildungsfortschritte zwischen den Generationen zu erkennen, und die Bildungsunterschiede sind geringer als die Unterschiede bei der Bildungsverwertung. Basierend auf diesem empirischen Befund empfahl der Referent der Erwachsenenbildung, Wissen und Können von MigrantInnen mehr zu nutzen, sie als BrückenbauerInnen einzusetzen und Kurse verstärkt als Kontaktsituationen zu begreifen.

 

Turnusmäßiger Vorsitzwechsel
Zum Abschluss der Jahrestagung übergab BFI-Chef Sturm nach zweijähriger Funktionsperiode den KEBÖ-Vorsitz an den Ring Österreichischer Bildungswerke, vertreten durch dessen Generalsekretärin Angela Bergauer.

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