Alphabetisierung von MigrantInnen: prekäre Bedingungen

08.09.2010, Text: Wilfried Hackl (seit 2016: Wilfried Frei), Redaktion/CONEDU
Aktuelle Erhebungen des Netzwerks MIKA zeigen erschwerte Bedingungen für die Alphabetisierung von MigrantInnen auf.
Rechtzeitig zum Weltalphabetisierungstag am 8. September präsentiert das Netzwerk MIKA aktuelle Erhebungen zur Alphabetisierungsarbeit mit MigrantInnen aus Österreich in Form eines kurzen Dossiers. Die Autorinnen, Marianne Hammani-Birnstingl, Verein Danaida und Birgit Aschemann, Verein Frauenservice Graz befragten dafür Einrichtungen und TrainerInnen, die in der Alphabetisierungsarbeit mit MigrantInnen tätig sind.

Prekäre Verhältnisse - Sinnvolle Arbeit
"Ich bin froh, dass ich nicht allein davon leben muss, sondern einen Mann habe... sonst ist es äußerst schwierig. Ich meine, unsere Kurse haben 120 Stunden pro Semester, und man müsste vieles nebenbei zusätzlich machen, wenn man wirklich davon halbwegs normal leben will.“ So erzählt eine Trainerin im Interview, das die beiden AutorInnen als typisch bezeichnen. 90-95% der TrainerInnen in der AlphabetisierungstrainerInnen mit MigrantInnen sind Frauen, die meisten davon  hoch ausgebildet. Trotz dieser Qualifikation arbeiten sie vorwiegend in freien Dienstverträgen und zu für sie nicht zufriedenstellenden Honoraren. Gleichwohl empfinden die meisten ihre Tätigkeit als sehr sinnvoll und schätzen die Freiheit in der Unterrichtsgestaltung.

PCs kaum im Einsatz
Weiters heben die Autorinnen den geringe Einsatz von elektronischen Lernmedien im Rahmen von Basisbildungskursen mit MigrantInnen hervor. 2/3 der Einrichtungen fehle die geeignete Infrastruktur wie Computerräume und nur 8% setzen computergestütztes Lernen als fixen Bestandteil des Unterrichtskonzepts ein. Auffallend anders hingegen sind Frauenprojekte: 75% der Anbieterinnen für Migrantinnen wenden PCs in der Basisbildung an.

Fazit
Aufgrund dieser Datenlage empfehlen die Autorinnen ein kontinuierliches Berufsmonitoring, die Entwicklung eines Berufsbildes und eine PC-Offensive. Zusätzlich solle die Vernetzung von TrainerInnen gefördert und ein Materialienpool im Internet aufgebaut werden, um die Alphabetisierungsarbeit zu unterstützen.

MIKA: Alphabetisierungsunterricht mit MigrantInnen
MIKA ist ein österreichweites Netzwerk mit dem Ziel, die Ausbildung von Unterrichtenden im Bereich Alphabetisierung, Basisbildung und Zweitspracherwerb mit MigrantInnen zu professionalisieren. Partnerinnen im Netzwerk sind neben den genannten Vereinen Danaida und Frauenservice Graz die VHS Ottakring (Projektleitung Monika Ritter/AlfaZentrum der Wiener Volkshochschulen), das autonome Zentrum von und für MigrantInnen "maiz" in Linz sowie das Kompetenzanerkennungszentrum KOMPAZ der VHS Linz. Das Netzwerk wird aus Mitteln des ESF und des bm:ukk gefördert.
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